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Kommentar: Ohne Kleben nicht Weiterleben?
LUDWIGSBURG. Warnwesten auf der Straße – im ersten Moment ertönen die Alarmglocken eines jeden Verkehrsteilnehmers. Man schaut sich um, ob irgendwo Hilfe benötigt wird. Diese Assoziation wird in letzter Zeit durch Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ gestört.
Mittlerweile dürften vor allem Autofahrer in Großstädten beim Anblick einer Warnweste genervt aufseufzen. Straßenblockaden mit angeklebten Körperteilen ziehen immer mehr Aufmerksamkeit auf sich und sorgen für Verärgerung in der Bevölkerung.
Doch sind solche Protestaktionen tatsächlich der richtige Weg, um in der Bevölkerung auf die weltweite Klimaproblematik aufmerksam zu machen?
Protestaktionen mit Augenmaß
Unstrittig ist, dass der Klimawandel ein immer wichtigeres Thema wird, dem sich keiner mehr entziehen kann. Gerade die jüngeren Generationen setzen sich vermehrt für klimapolitische Maßnahmen ein. Um in der breiten Bevölkerung das Bewusstsein für die Dringlichkeit der Klimakrise zu schaffen, ist es essentiell auf das Problem aufmerksam zu machen. Um dabei wirklich alle zu erreichen, muss auf verschiedene und in gewissem Maße sogar kontroverse Protestmöglichkeiten zurückgegriffen werden.
Dieses Maß wird allerdings überschritten, wenn durch die Protestaktionen die Mitmenschen im Alltag in einem solchen Umfang beeinträchtigt werden, wie es aktuell gang und gäbe ist.
Flüge und Gerichtstermine werden verpasst
Gemäß zahlreichen Presseberichten werden durch die Straßenblockaden immer mehr Gerichtstermine oder Flüge verpasst, sowie Rettungskräfte bei ihrer Arbeit behindert. Ein solches Verhalten überschreitet klare Grenzen der öffentlichen Ordnung und kann nur noch als egoistisch und unpassend eingeordnet werden.
Apropos verpasste Gerichtstermine: Ihren eigenen Gerichtstermin haben zwei Klimaaktivisten im November letzten Jahres verpasst, um nach Bali in den Urlaub zu fliegen – ziemlich ignorant oder nicht? Noch eine Aktion die ein falsches Zeichen an „alle anderen“ sendet.
Aktuell verstärken die Klimakleber die Anti-Haltung und sorgen für Unruhe in der gesamten Bevölkerung. Und das obwohl eine Spaltung unserer Gesellschaft zur Bekämpfung der Klimakrise mehr als kontraproduktiv ist. Die Aktivisten verbauen sich demzufolge den eigenen Weg. Zuletzt werden die Protestaktionen der „Letzten Generation“ sogar von „Fridays for Future“ kritisiert, obwohl die beiden Organisationen eigentlich auf derselben Seite stehen und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Auch diese sind der Meinung: „Die Klimakrise braucht gesamtgesellschaftliche Lösungen und diese finden (…) wir nur gemeinsam und nicht, indem wir Menschen im Alltag gegeneinander aufbringen.“
Uns erscheint es weiterhin schleierhaft, wie das Klima geschützt wird, wenn wir unsere Hände auf Asphalt kleben. Auch wir denken, dass Protestaktionen dieser Art eher zum Gegenteil führen. Die Wut auf die Aktivisten überwiegt, weshalb sich mehr und mehr Menschen verschließen.
Es ist keine Frage, dass sich alle Bevölkerungsgruppen früher oder später mit dem Klimawandel befassen müssen. Aufmerksamkeit dafür zu schaffen ist dabei das Allerwichtigste. Und doch ist das Hantieren mit Bastelkleber im öffentlichen Straßenverkehr die falsche Art um Menschen wirklich effektiv zu etwas zu bewegen. Zum Basteln sollten doch alle lieber zu Hause bleiben.
Quelle/Autor: Leonie Barchet und Anja Billwiller