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KIT warnt: Mit den Hitzewellen steigt auch die Gefahr vor Waldbränden
STUTTGART. Mit der anhaltenden Hitze steigt auch die Waldbrandgefahr in Baden-Württemberg. Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) appelliert an die Bürger, sich an bestimmte Regeln zu halten: Mitgebrachte Grillgeräte sind tabu, es herrscht Rauchverbot im Wald. „Als Folge des Klimawandels erleben wir nun extreme Hitzewellen sowie Dürren und damit steigt natürlich auch die Feuergefahr. Deutschland ist jetzt ein Waldbrandland“, sagt Somidh Saha, Forschungsgruppenleiter am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT.
Eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe, ein aus dem Ruder gelaufenes Grillfeuer oder herumliegendes Glas können verheerende Folgen haben. Ausgetrocknete Bodenvegetation oder Reisig in den Wäldern können schnell Feuer fangen. Besonders gefährlich ist dabei der Funkenflug, der offenes Feuer in der freien Natur zum unkalkulierbaren Risiko macht. Deshalb gilt im Wald von Anfang März bis Ende Oktober ein generelles Rauchverbot und das Grillen ist nur an ausgewiesenen Grillstellen erlaubt.
Wegen Waldbrand Versuchsfläche abgebrannt
Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) untersuchen in einem Wald bei Treuenbrietzen in Brandenburg, wie sich das Ökosystem von verheerenden Waldbränden im Jahr 2018 erholt hatte. Nun zerstörten die aktuellen Brände einen großen Teil der Versuchsflächen.
Zwar seien die genauen Ursachen für den aktuellen Waldbrand noch nicht geklärt, ausgedehnte dichte Kiefernmonokulturen sowie im Wald verbliebene Kriegsmunition hätten die Feuergefahr zusätzlich erhöht – aber mit großen Waldbränden, die sich über mehrere Hundert Hektar ausdehnten, sei in Deutschland jetzt regelmäßig zu rechnen, so Saha.
Somidh Saha ist davon überzeugt, dass es mit einer klugen und langfristigen Strategie durchaus möglich sei, den deutschen Wald resilienter zu gestalten: „Unsere künftigen Wälder, die nach den Bränden wiederhergestellt werden, müssen in ihrer Artenzusammensetzung vielfältiger sein als Monokulturen. Das erhöht ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels.“
Gruppenbepflanzung ein Ansatz gegen Waldbrand
Ob man den Wald nach einem Brand dabei gänzlich in Ruhe lasse oder forstwirtschaftliche Maßnahmen ergreifen sollte, darüber diskutiere die Fachwelt kontrovers: „Beide Herangehensweisen haben Vor- und Nachteile. Da wir den Wald aber auch für die Forstwirtschaft und als Erholungsgebiet nutzen wollen, sollten nach einem Brand aktive und passive Wiederherstellung kombiniert werden. Ein Ansatz könnte die Gruppenpflanzung von Bäumen sein, die in Deutschland erfolgreich zur Wiederherstellung von durch Winterstürme geschädigten Wäldern eingesetzt wird.“
Welche Methoden am besten funktionieren, darüber sollten unter anderem die gerade abgebrannte Versuchsfläche im Forschungsprojekt ErWiN Auskunft geben. Die beteiligten Forschenden aus dem KIT und verschiedener anderer Einrichtungen müssen ihre Versuche nun neu aufbauen, um ihre Forschung fortzusetzen.
Steigende Temperaturen beflügeln Schädlinge
Diese Stressfaktoren durch den einsetzenden Klimawandel belasten den Wald. Eine weitere große Gefahr geht von Schädlingen wie dem Borkenkäfer aus. Diese Schadinsekten profitieren von den steigenden Temperaturen und haben mit den geschwächten Bäumen leichtes Spiel, schreibt das Landwirtschaftministerium. Auch andere Schädlinge wie Eichenprozessionsspinner, Schwammspinner sowie Eschentriebsterben und Diplodia-Triebsterben sorgen für gravierende Schäden an unseren Wäldern. Eine Massenvermehrung von wärmeliebenden Schädlingen bedeute für klimagestresste Bäume oft den sicheren Tod.