Strobl will Fußballvereine auch bei Hochrisikospielen nicht zur Kasse bitten
Stuttgart. Innenminister Thomas Strobl (CDU) hält weiterhin nichts davon, Fußballvereine an den Polizeikosten bei Hochrisikospielen zu beteiligen. In der Debatte über einen entsprechenden SPD-Antrag erklärte Strobl zwar, er könne sich noch gut „an die „dicken Rauchwolken über der Mercedes-Benz-Arena im April 2017“ erinnern. Gemeint waren die Ausschreitungen vor gut zwei Jahren beim Spiel VfB Stuttgart gegen Karlsruher SC.
Spiele, bei denen es zu Ausschreitungen komme, seien auch „bedauerlich und beklagenswert, aber wir arbeiten wir auch daran, dass es besser wird“. Der Innenminister erwartet aber, dass die von ihm gegründeten bundesweit einmaligen Stadion-Allianzen zur Deeskalierung der Stimmung unter gewaltbereiten Fangruppen weitere „harte Bewährungsproben“ bestehen werden, wenn „unsere Sicherheitspartner vor Ort stressresistent sind“.
In der nächsten Spielzeit der zweiten Fußballbundesliga treffen die beiden Vereine wieder aufeinander. Der frühere Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) führte weitere Hochrisikopaarungen an. Die beiden Teams aus dem Land würden auch auf Dynamo Dresden treffen – ebenfalls Partien mit erheblicher Brisanz. Und mit Heidenheim und Sandhausen seien zwei weitere baden-württembergische Vereine in der Zweiten Bundesliga.
Der SPD-Abgeordnete appelliert an den Innenminister: „Sie sollten offen stellen, denn man kann gerade bei Hochrisikospielen guten Gewissens die Erstattung von Polizeikosten verlangen.“ Es gehe um gedeckelte Beträge und um ein geregeltes Verfahren und darum, dass „die lizenzierten Vereine in Deutschland jedes Jahr Milliardenumsätze machen und entsprechende Gewinne ausweisen“.
Für die Grünen bescheinigte die Polizeiexpertin Petra Häffner den Stadionallianzen einen „guten Ansatz mit Wirkung“. Die Bilanz der Fußballsaison 2018/2019, die der Innenminister vor wenigen Tagen vorgelegt habe, bestätige dies. Nach dieser ist die Zahl der registrierten Strafanzeigen bei Partien der ersten drei Ligen um gut fünf Prozent von 496 auf 470 zurückgegangen und in der vierten Spielklasse sowie der Regionalliga Südwest sogar um die Hälfte von 101 auf 50. Die Zahl der Verletzten ist allerdings gestiegen.
Auch Siegfried Lorek (CDU) sieht eine Entwicklung „in die richtige Richtung“ und wie „mit den Stadionallianzen die Zusammenarbeit vor Ort verbessert wird“ und wie die „die Einsatzstunden der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten nach Möglichkeit verringert würden.
Der FDP-Abgeordnete Ulrich Goll hält nicht von einer Kostenübertragung, die Zahlen aus der vergangenen Spielzeit deutet er allerdings auch anders. „Die sind nicht das Verdienst der Stadionallianzen von Herrn Strobl“, so der innenpolitische Sprecher seiner Fraktion. Vielmehr hätten aufgrund der Zusammensetzungen der Ligen deutlich weniger Risikospiele stattgefunden. Das werde sich in der kommenden Spielzeit „leider wieder ändern“.
Der frühere Justizminister kam auch auf die Paarung VfB gegen KSC zu sprechen, darauf, wie „MV, also Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder regelmäßig den Landtag zu den Baden-Württemberg-Derbys eingeladen hatte: „Das würde sich doch heute keiner mehr trauen“. Und der Liberale berichtete von einem Besuch im Karlsruher Wildparkstadion vor viele Jahren, als KSC-Anhänger zu Spielende frenetisch gejubelt hätten, als die Niederlage des Rivalen aus Stuttgart bekanntgegeben wurde. „Die VfB-Fans“, erinnert sich Goll, „waren zu der Zeit noch normal, dass muss man ihnen lassen.“
Daniel Rottmann (AfD) sieht gerade bei Hochrisikospielen sehr wohl die Politik in der Pflicht: „Es wäre denkbar, die Vereine in einem gewissen Rahmen, zumindest in den finanzkräftigen Ligen, an den Kosten zu beteiligen, vielleicht mit einem niedrigen Prozentsatz, der sich an den jeweiligen Etats orientiert.“
Strobl dagegen setzt allein auf die Weiterentwicklung der Stadionallianzen und auf Sicherheitspartner vor Ort. Er sei da „guter Dinge, dass sie es beweisen können, wie die lokalen Allianzen stabil sind. Er räume ein, dass sei „ist eine Herausforderung und es kann auf diesem erfolgreichen baden-württembergischen Weg auch einmal einen Rückschlag geben“. Das ändere aber nichts an seiner Richtigkeit.