SPD wirft Regierung Versagen bei der Personalpolitik für Kitas vor
STUTTGART. Stefan Fulst-Blei, Bildungsexperte der SPD-Landtagsfraktion, hatte eine Grafik in den Plenarsaal mitgebracht, um die Vorwürfe gegen die Landesregierung zu untermauern. „Während in den Jahren Grün-Rot zwischen 2011 bis 2016 jährlich knapp tausend angehende Erzieherinnen und Erzieher jedes Jahr on top dazugekommen sind, geht diese Steigerung mit Grün-Schwarz nach dieser Grafik auf fast Null runter“, so der Mannheimer Abgeordnete: „Wo wir Kurs auf Richtung Ausbau von Ausbildungsplätzen für Erzieherinnen und Erzieher aufgenommen hatten, haben Sie das Schiff auf Grund gesetzt.“ Der Fachkräftemangel sei auch grün-schwarz-gemacht.
„Die Landesregierung kann viel, aber nicht zaubern und neue Erzieherinnen backen“, konterte Dorothea Wehinger (Grüne), die selber viele Jahre als Kita-Leiterin gearbeitet hat. Sie investiere aber in die bestmögliche Förderung der jüngsten Kinder durch den beständigen Ausbau an Kita-Plätzen und sichere zudem die hohe Qualität mit bestens ausgebildeten pädagogischen Fachkräften.
Wehinger und Christiane Staab (CDU), die frühere Vorsitzende des Landeselternbeirats, warfen ihrerseits den Sozialdemokraten vor, den Beruf schon allein mit dem Titel der Aktuellen Debatte „Familien und Kitas funken SOS“ schlechtzureden. Staab griff Fulst-Blei auch persönlich an mit dem Hinweis , er sei im Bereich der Kitas nicht eingebunden und versuche, „über solche Hebel Aufmerksamkeit zu erwecken“.
Die Wieslocher Abgeordnete verlangte stattdessen die Arbeit in den Kitas „schön und gut zu reden“. Natürlich gebe es gerade in Zeiten der Pandemie personelle Unterbesetzungen, etwa bei einem Quarantänefall. Die Darstellung der Situation durch die SPD führe aber auch nicht dazu, „dass 17-Jährige sagen, sie wollen gerne den Beruf ergreifen“. Die Sorgen und Nöte ernstzunehmen funktioniere aber nur in einer „gemeinsamen Anstrengung aller“. Die Handlungsmöglichkeiten der Landesregierung seien begrenzt, vielmehr hätten die Träger „die freundliche Aufgabe, ihre Einrichtung jeden Tag fortzuführen“.
Wie Staab sprach auch Volker Schebesta (CDU), Staatssekretär im Kultusministerium, die zu Wochenbeginn vom Verband Bildung und Erziehung vorgestellte Umfrage an. Danach mussten 88 Prozent der Kitas in den vergangenen Monaten zeitweise auf so viel Personal verzichten, dass die sogenannte Aufsichtspflicht nicht mehr garantiert war. In jeder fünften Kita sei der Mangel sogar „gravierend“ gewesen. Es spreche aber viel dafür, dass das nicht an der Arbeit der Landesregierung liege, sondern an Corona.
Für die FDP-Fraktion verlangte Dennis Birnstock, der Sprecher für frühkindliche Bildung, dem „alarmierenden Zustand“ dringend mit einem ganzen Maßnahmenbündel abzuhelfen, um die 33.000 zusätzlich benötigten Fachkräfte gewinnen zu können. Vielmehr müsse die Landesregierung die Ausbildungskapazitäten weiter erhöhen, den Erzieherberuf attraktiver machen, ein nachgefragtes Teilzeitmodell bei der praxisintegrierten Ausbildung etablieren und auch ausländischen Fachkräften und Quereinsteigern einen realistischen Einstieg ermöglichen.
Rainer Balzer (AfD) plädierte dafür, sich auf die Bedeutung der Rolle der Eltern in der frühkindlichen Bildung zurückzubesinnnen. Um die Attraktivität der Berufs zu erhöhen, empfahl er, zwei Themen: Entlohnung und Arbeitszeit.
Quelle/Autor: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer