Rahmenvereinbarung mit Sportverband allgemein gelobt
Stuttgart. Lob von den Vertretern aller Landtagsparteien gab es für die vom Kultusministerium mit dem Landessportverband Baden-Württemberg (LSV) geschlossene Rahmenvereinbarung über neue Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote an den Ganztagsschulen. Die Vereinbarung legt fest, dass die örtlichen Sportvereine die ersten Ansprechpartner sein sollen, wenn Ganztagsschulen außerhalb des regulären Sportunterrichts mit außerschulischen Partnern zusammenarbeiten möchten, gibt einen Rahmen zur Finanzierung und Entlohnung der Übungsleiter vor und klärt versicherungsrechtliche Fragen.
Sabine Wölfle (SPD) sprach von einer neuen Ära der Zusammenarbeit zwischen Schulen, Kommunen und Vereinen. Damit werde eine langjährige Forderung der Sportvereine erfüllt. „Das ist eine Win-Win-Situation für alle Seiten“, sagte Wölfle. „Kinder, die sonst nicht in einen Sportverein gehen würden, bekommen so Einblick in eine Sportart und entscheiden sich dann vielleicht doch für den Vereinssport.“
Dem schloss sich auch Petra Häffner von den Grünen an. „Die Vereine sehen ihre Chance und wollen sie ergreifen; sie fragen nicht mehr, ob sie in die Schulen gehen, sondern wie sie es machen“, sagte Häffner. Bezüglich der bestehenden Unsicherheiten – beispielsweise zur erforderlichen Qualifikation der Übungsleiter – gebe die Rahmenvereinbarung eine klare Vorgabe.
FDP will auch andere außerschulische Partner ins Boot holen, CDU befürchtet Nachteile für kleine Vereine im ländlichen Raum
Timm Kern lobte für die Liberalen die Vereinbarung ebenfalls – sieht aber darin eine langjährige Forderung der FDP-Fraktion erfüllt. „In einer Ganztagsschule sind außerschulische Partner umso wichtiger“, sagte Kern, der forderte, auch mit den Vertretern aus dem Kunst- und Musikbereich sowie der Kirchen eine vergleichbare Rahmenvereinbarung zu treffen. „Sie bilden eine Brücke in die Gesellschaft, Sportvereine sollten nicht privilegiert werden“, so Kern. „Der FDP ist es wichtig, dass alle außerschulischen Partner an Bord sind, wenn die Ganztagsschule ausgebaut wird.“
Die gleiche Forderung stellte für die CDU-Fraktion auch Viktoria Schmid auf. Sie lobte zwar ebenfalls die getroffene Vereinbarung, befürchtet aber Nachteile vor allem für kleinere Vereine im ländlichen Raum zugunsten von großen Fußball- oder Handballvereinen, die sich hauptamtliche Mitarbeiter leisten könnten. „Viele kleine Vereine mit anderen Sportarten sind ehrenamtlich aufgestellt“, sagte Schmid. „Ihre Übungsleiter sind in der Regel berufstätig und können nicht nachmittags schon in die Schulen. Für die wird es ungleich schwerer, ihren Nachwuchs zu rekrutieren.“ Schmid forderte die Landesregierung auf, vergleichbare Bedingungen für alle außerschulischen Partner anzubieten.
Kultusminister Stoch kündigt ähnliche Vereinbarung mit Partnern aus Musik und Kultur an
Kultusminister Andreas Stoch (SPD) verwies darauf, dass bereits Gespräche mit Vereinen und Verbänden aus dem musisch-kulturellen Bereich, mit Kirchen und Vertretern der sozialen Jugendarbeit geführt worden und eine vergleichbare Vereinbarung getroffen wurde, die in den nächsten Wochen bekannt gegeben werde. „Ihre Besorgnisse sind fehl am Platz“, sagte Stoch in Richtung Opposition. Auch eine Entwicklung zu Lasten von Randsportarten sieht der Kultusminister nicht durch die Vereinbarung begünstigt. „Es geht nicht drum, früh schon hochspezialisierte Sportarten zu erlernen, sondern in einer Art 'Grundschule des Sports' grundlegende motorische Vorgaben zu entwickeln“, sagte Stoch. „Viele Kinder haben heute Defizite in diesem Bereich, nur noch 30 Prozent der Kinder haben eine Stunde Bewegung am Tag.“ Stoch lobte den Sport als einen der tragenden Faktoren für den Zusammenhang der Gesellschaft. Die Rahmenvereinbarung mit den Sportvereinen gebe Kindern die Möglichkeit, möglichst früh mit Sport in Kontakt zu kommen. Zudem könne damit den kommenden Nachwuchssorgen der Vereine entgegengetreten werden. „Es werden weniger Kinder und Jugendliche, das spüren die Vereine schon. Deshalb ist es unerlässlich, in die Grundschulen hineinzugehen.“
Quelle/Autor: Ulrike Bäuerlein