Debatten im Landtag vom 26. Februar 2014

Landtagsparteien würdigen Duale Hochschulen

Stuttgart. Fünf Jahre Duale Hochschule Baden-Württemberg sind fünf Jahre überwältigende Erfolgsgeschichte eines einzigartigen Studienmodells – darüber waren sich bei der entsprechenden aktuellen Debatte kurz vor der Feier dieses Jubiläums am 1. März alle Landtagsparteien mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) einig. Heftig umstritten war hingegen die Frage, wer sich welchen Anteil an diesem Erfolg zuschreiben darf. […]

Stuttgart. Fünf Jahre Duale Hochschule Baden-Württemberg sind fünf Jahre überwältigende Erfolgsgeschichte eines einzigartigen Studienmodells – darüber waren sich bei der entsprechenden aktuellen Debatte kurz vor der Feier dieses Jubiläums am 1. März alle Landtagsparteien mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) einig. Heftig umstritten war hingegen die Frage, wer sich welchen Anteil an diesem Erfolg zuschreiben darf.
Vor allem Friedrich Bullinger (FDP) sprach der grün-roten Landesregierung mit scharfen Worten das Recht ab, diesen Erfolg für sich reklamieren zu dürfen. „Das ist ein kläglicher Versuch, sich mit fremden Federn zu schmücken“, sagte Bullinger, der die grün-rote Regierung hierbei als „Trittbrettfahrer des Erfolgs anderer“ bezeichnete. 

Lob von der Wissenschaftsministerin

Wissenschaftsministerin Bauer hatte dagegen kein Problem damit, die schwarz-gelbe Vorgängerregierung dafür zu loben, den Grundstein für den Erfolg des Modells der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) gelegt zu haben. „Man kann vieles kritisieren, was Sie in der Hochschullandschaft versäumt haben – aber vor vor fünf Jahren die Zukunft der Berufsakademien  als Duale Hochschule Baden-Württemberg zu sichern – das war gut“, sagte Bauer zur heutigen Opposition. „Wir freuen uns, dass wir sie weiter entwickeln können. Eine gute Grundentscheidung sind wir auch in der Lage zu loben und müssen nicht daran herumkritteln“, so Bauer weiter. Auch international gebe es großes Interesse an diesem Modell. „Aber das nachzuahmen, ist nicht einfach“, sagte Bauer. „Es gibt keine andere Hochschule, der es in dieser hervorragenden Weise gelingt, Wirtschaft und Hochschule zu verbinden.“
Bauer erinnerte an die Anfänge dieses Modells, als im Jahrgang 1974/75 die Berufsakademien im Land mit 200 Studierenden an den Standorten Stuttgart und Mannheim den Betrieb aufnahmen. „Mittlerweile ist die DHBW mit über 33000 Studierenden die größte Hochschule in Baden-Württemberg“, so Bauer, „sie hat in kurzer Zeit auch unter Qualitätsgesichtspunkten ein enormes Wachstum bewältigt.“ Von dem Argwohn, das diesem Modell in den Anfangszeiten auch von Seiten der Universitäten entgegengebracht worden sei, sei nichts mehr übrig geblieben.

Berufsbegleitender Master als neues Element

Als Herausforderung für die Zukunft bezeichnete es Bauer, die Marke Bachelor in Bezug auf die DHBW zu stärken. Mit der Möglichkeit, einen berufsbegleitenden und weiterbildenden Master an den Dualen Hochschulen zu machen, werde ein neues, zum Charakter der Hochschulen passendes Element geschaffen, das zudem dank des Engagements der Dieter Schwarz Stiftung nicht zu Lasten des Landeshaushalts gehe.  „Ich freue mich, dass es im Jubiläumsjahr gelingt, den DHBW-Master auf den Weg zu bringen“, so Bauer. Auch das neue Hochschulgesetz setze Signale für die Weiterentwicklung des Modells. „Ein kluges Austarieren zwischen der Stärkung der einzelnen Standorte und der Weiterentwicklung der Marke DHBW ist der richtige Weg in die Zukunft.“
Kritik an den Plänen der Landesregierung zur Weiterentwicklung kam dagegen von CDU und FDP. Sabine Kurtz (CDU) kritisierte, das die DHBW durch die Abschaffung der Studiengebühren besonders bluten musste. Pro Jahr fehlten den Dualen Hochschulen dadurch 2,5 Millionen Euro. „Wir müssen aufpassen, dass ihnen nicht die Luft ausgeht“, forderte Kurtz. „Und auch jetzt droht durch die Abkehr vom Leitbild der unternehmerischen Hochschule wieder Missstimmung“, so Kurtz weiter. Das Markenzeichen der DHBW sei die enge Verzahnung von Wirtschaft und Hochschule, die Hochschulen seien dringend auf die Wirtschaft angewiesen. Die geplanten Neuerungen im Hochschulgesetz bezüglich der Hochschulräte – zeitliche Begrenzung des Amtes und die Möglichkeit für das Land, die Räte vorzeitig abzuberufen – nähmen den Wirtschaftsvertretern das Interesse, sich hier zu engagieren.

Kritik an Hochschulgesetz

Auch Friedrich Bullinger kritisierte für die Liberalen die geplanten Änderungen im Hochschulgesetz. „Sie verunsichern die Standorte und Unternehmen vor Ort“, sagte Bullinger, der zudem ein ganzes Forderungspaket vorbrachte: eine bessere Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Hochschultypen und eine Gleichstellung der Bachelor-Abschlüsse; eine bessere Berücksichtigung der DHBW bei Vergabe der Masterstudienplätze, eine bessere finanzielle Ausgestaltung der Dualen Hochschulen sowie eine Klarstellung darüber, wie es nach dem Masterstudium mit einem Promotionsrecht aussehe – wenn es eine diesbezügliche Öffnung für die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) gebe, dann müsse dies auch für die Dualen Hochschulen gelten. Der Erfolg der Dualen Hochschule habe nichts mit Grün-Rot zu tun, so Bullinger. „Wären Sie seit 15 Jahren an der Regierung, hätten wir keine Dualen Hochschulen, sondern flächendeckend Totholzflächen und Waldkindergärten“, sagte Bullinger.
Jürgern Filius (SPD) und Kai Schmidt-Eisenlohr (Grüne) lobten die Entwicklung der Dualen Hochschulen und die Maßnahmen der grün-roten Landesregierung zur Weiterentwicklung. Schmidt-Eisenlohr verwies zudem darauf, dass die DHBW nach Schaffung einheitlicher Standards an allen Standorten als erste Hochschule in Baden-Württemberg im Jahr 2012 eine vollständige System-Akkreditierung erhalten habe. „Wir sind stolz auf die DHBW und ihre Entwicklung“ so der Grünen-Abgeordnete, der die vor fünf Jahren von der Vorgängerregierung vorgenommene Überführung der Berufsakademien in die Duale Hochschule als eine „mutige und richtige Entscheidung“ bezeichnete.
Auch Filius nannte es eine richtige Entscheidung, sich damals für acht dezentrale Standorte der DHBW entschieden zu haben. „Sie ist zu einer wirklichen Hochschule für den Ländlichen Raum geworden“, lobte Filius, der die Entwicklung von Mosbach als Beispiel nahm: Aus Außenstelle von Mannheim mit 18 Studierenden an den Start gegangen, sei Mosbach heute mit über 5000 Studierenden der drittgrößte Standort der DHBW.
Martin Rivoir (SPD) erinnerte daran, dass die Dualen Hochschulen im Landtag gemeinsam von allen Fraktionen auf den Weg gebracht worden waren. „Vernünftige Dinge haben wir mitgetragen, da könnte sich die heutige Opposition eine Scheibe abschneiden“, sagte Rivoir. Er verwies zudem darauf, dass die DHBW im Land ein Stück Bildungsgerechtigkeit herstellten. Sie ermögliche durch das Gehalt für die Studierenden von Anfang an auch denen ein Studium, dies es sich sonst nicht leisten könnten. „Die Duale Hochschule ist eine Aufsteiger-Hochschule“, so Rivoir. Der SPD-Politiker kündigte zudem an, dass seine Partei die Einrichtung eines einen neuen dualen Studiengangs für Öffentliches Bauingenieurwesen vorantreiben wolle.

Quelle/Autor: Ulrike Bäuerlein

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26. Februar 2014