Landesregierung verteidigt sich gegen Kritik der CDU
Stuttgart. Auf Antrag der CDU hat der Landtag am Mittwoch über die Entwicklung der Jugend auf dem Land diskutiert. Die Landesregierung verteidigte ihre Arbeit der vergangenen zwei Jahre: Die von der CDU aufgeworfenen Fragen seien bereits beantwortet worden. Dies sei auch aus der Stellungnahme des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ersichtlich.
CDU fordert konkretes Handeln, Grüne verweisen auf Jugendwahlrecht, Geld für Schulsozialarbeit und Förderung landwirtschaftlicher grüner Berufe
Paul Locherer (CDU) verwies auf die dramatische demografische Entwicklung im ländlichen Raum Baden-Württembergs: „Bis 2060 wird die Zahl der unter 21-Jährigen um 25 Prozent abnehmen. Wir haben immer weniger Geburten und eine zunehmende Abwanderung in die Ballungsräume.“ Die Landesregierung würde trotz der lange bekannten Probleme nicht konkret handeln.
Auf die Kritik entgegnete Manfred Lucha (Grüne), dass die Opposition mit ihrem Antrag die richtigen Fragen gestellt habe, „die zugehörigen richtigen Antworten geben wir bereits seit zwei Jahren.“ Dies sei auch aus der dem Antrag zugehörigen Stellungnahme des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ersichtlich. Bezüglich der Frage, welche Anreize für Jugendliche auf dem Land zu schaffen sind, sagte Lucha: „Jugendliche wünschen sich echte Teilhabe. Sie brauchen in Jugendgemeinderäten verbindliche Beteiligungsrechte.“ Deshalb habe die grün-rote Landesregierung das Wahlalter für Kommunalwahlen auf 16 Jahre herabgesetzt.
Neben 15 Millionen Euro für die Schulsozialarbeit habe die Regierung eine Million Euro für die Berufsbildung der „Grünen Berufe“ angesetzt. „Wenn wir die Landwirtschaft fördern, erhalten wir die Wertschätzung und Perspektiven der Jugendlichen“, sagte Lucha.
Auch Florian Wahl (SPD) wies jegliche Kritik zurück. Jugendliche im ländlichen Raum seien noch nie so breit gefördert worden wie heute. „Die heute vorhandenen Partizipationsmöglichkeiten haben wir auf den Weg gebracht“, sagte er.
FDP mahnt Verbesserung von Strukturen in Vereinen und Verkehrswesen an
Konkrete Verbesserungsvorschläge zählte Friedrich Bullinger (FDP) auf: „Die Jugendlichen brauchen Ruftaxis und Rufbusse, sie müssen mobil sein. Da muss man die Kreisräte ermuntern, den Geldbeutel aufzumachen.“ Auch die Strukturen von Schulen, Vereinen, des Verkehrs sowie des Straßenbaus müssten verbessert werden. In Bezug auf eine kulturelle Förderung sagte Bullinger: „Man muss eben auch einmal das Dorftheater und nicht das Staatstheater unterstützen.“ Gleiches gelte für das Vereinswesen: „Vereine stärken die Verbindung zur Heimat, dort finden Jugendliche sinnvolle Beschäftigung und lernen Tugenden.“
Dass es unter den Jugendlichen im ländlichen Raum facettenreiche Gruppierungen mit verschiedenen Interessen gebe, sprach Brigitte Lösch (Grüne) an: „Auch gilt es zu bedenken, dass es verstärkt auf dem Land rechtsextremistische Gesinnungen gibt, denen man entgegen wirken muss.“ Zudem sei es notwendig, neue Zielgruppen für den ländlichen Raum zu erschließen. Migranten würden sich gleichwohl wie Menschen mit Behinderungen häufig wenig von den ländlichen Angeboten angesprochen fühlen. „Wir müssen uns gemeinsam und auf den Weg machen in eine inklusive Gesellschaft“, sagte Lösch. Der von der Landesregierung erarbeitete „Zukunftsplan Jugend“ führe bereits in die richtige Richtung.