Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Künstliche Intelligenz: Olschowski will das Thema in die Gesellschaft tragen
STUTTGART. In Abwesenheit von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und zahlreicher mitbeteiligter Regierungsmitglieder hat der Landtag in der letzten Plenarsitzung vor der Sommerpause über die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Forschung und Lehre in Baden-Württemberg diskutiert.
Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) lobte die Anstrengungen an den heimischen Hochschulen ausdrücklich. Eine aktuelle Studie schreibe dem Land mit mehr als hundert Studiengängen die bundesweite Spitzenstellung zu, und ohnehin werde in Zukunft kein einziges Berufsbild mehr ohne KI auskommen. Sie sei froh, so Olschowski weiter, um jede Debatte, die im Landtag darüber geführt werde, auch um das Thema in die Gesellschaft zu tragen.
Mathe als Grundlage im Schulunterricht
„Wir wollen nicht blind gegenüber Gefahren sein“, so der wissenschaftspolitische Sprecher der Grünen, Alexander Salomon, „aber wir wollen auch die Risiken nicht überbetonen.“ Baden-Württemberg habe den Anspruch, in der Entwicklung nicht nur mithalten zu können, sondern auch in Zukunft federführend zu sein. Albrecht Schütte (CDU) machte die Bedeutung an einzelnen Beispielen deutlich: Am autonomen Fahren, an Programmen, die Selfies auswerten könnten, „ob wer glücklich, nachdenklich oder neutral schaut“. Wichtig sei es, Zusammenhänge zu durchdringen. „Auch wer mit Autopilot fliegt, schaut durch die Wolken, um zu sehen, was der Autopilot macht“. Schütte, selber Physiker, verlangt, Grundlagen früh zu legen und die Freude an Mathe im Schulunterricht anhaltend zu wecken.
Hochschulen müssen Umgang lehren und Tools selbst anwenden
Für die FDP warnte ihr forschungspolitischer Sprecher Dennis Birnstock davor, Künstliche Intelligenz zu verbieten. Und er erkannte zugleich an, dass das Land mit dem Cyber Valley, dem KI-Innovationspark oder dem jüngst begründeten ELLIS-Institut große Potenziale habe: „Entscheidend für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg wird aber sein, ob wir ausreichend viele Fachkräfte qualifizieren und gewinnen können.“ Dazu gehörten zwingend Schulungen, aber auch der Austausch über die besten Lehr- und Lernformate, um sie zu etablieren. Dieser Aspekt müsse bei der Aufstellung der nächsten Hochschulfinanzierungsvereinbarung Berücksichtigung finden.
KI-Tools in Bildung und Wissenschaft würden „kontrovers und emotional“ diskutiert, so Dorothea Kliche-Behnke (SPD). Unbestritten seien enorme Veränderungen, aber nicht auf einen Schlag, sondern als Prozess und für den müssten frühzeitig die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Der Umgang müsse nicht nur an Schulen und Hochschulen gelernt und gelehrt werden, „sondern wir brauchen KI überall“.
Einsatz für Videoüberwachung und Dokumentenprüfung
Auch Alfred Bamberger (AfD) sieht die Vorteile des Einsatzes von KI, weil „die auf der Hand liegen“. Manchmal sei man sogar versucht zu glaube, Bedienstete würden Verwaltungstexte absichtlich unverständlich formulieren. Es gebe aber auch den Einsatz in anderen Bereichen, etwa in Mannheim, mit dem Versuch der intelligenten Videoüberwachung, oder beim LKA, wo ein Programm entwickelt werde, um gefälschte Dokumente zuverlässig zu erkennen. „Offensichtlich“, so Bamberger, „haben diese Straftatbestände im Zuge der illegalen Migration ein derartiges Ausmaß erreicht, dass man sich der KI bedienen muss.“
Olschowski dagegen wurde auch grundsätzlich: Wissenschaftliches Denken verlange immer ursächlich nach kritischem Denken, und das werde durch die KI auf keinen Fall abgeschafft.
Quelle/Autor: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer