Hermann sieht großes Potenzial für autonomes Fahren im ÖPNV
STUTTGART. Bei der Regierungsbefragung machte Silke Gericke (Grüne) den Anfang. Sie wollte von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mehr über die Mobilität der Zukunft wissen, konkret, was für Potenziale die Landesregierung in Sachen Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung für den ÖPNV sieht und was für Projekte es gebe, die die Regierung unterstützt. Hermann sieht in diesem Bereich großes Potenzial. So sei eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 nicht zu erreichen, wenn man nicht alle technologischen Register ziehe.
So müsse angesichts des Personalmangels bei Bussen, Bahnen und Lkws Fahrermangels das autonome Fahren genutzt werden. So werde automatisiertes Fahren von Shuttlebussen schon in Friedrichshafen und Mannheim erprobt. Standard soll das Check-in- und Check-out-System per App werden, das gerade im Verkehrsverbund Stuttgart erprobt werde. Für eine Plattform werden so viele Verkehrsdaten wie möglich gesammelt. Diese Mobilitätszentrale ist jetzt vom Bund als bestes „Digitalisierungsprojekt – Bund/Länder/Kommunen 2021“ ausgezeichnet worden, so Hermann. Die Projekte werden vom Land finanziert, zum Teil mit Partnern wie ZF in Friedrichshafen.
Mehr Wertschätzung für Busfahrer
Die FDP wollte wissen, wie der Mangel an Busfahrern zur Mobilitätsgarantie von 5 bis 24 Uhr passe. Der Verkehrsminister, der zunächst den Liberalen auf deren Nachfrage Akteneinsicht zum Thema Abellio zusicherte, wies darauf hin, dass die Regierung immer wieder feststelle, dass ausgebildete Lokomotivführer direkt zu Daimler oder Bosch gehen, wenn es dort einen vergleichbaren Job gebe, der besser bezahlt werde. „Dann war die Ausbildung gerade umsonst“, kritisierte er.
Deshalb müssten sich die öffentlichen Unternehmen alle Mühe geben und sich öffnen wie die privaten Unternehmen und gute Arbeitgeber werden. Dafür hält Hermann eine auskömmliche Bezahlung für notwendig. Er glaubt, dass in der gesamten Branche zu wenig verdient werde. Aber das sei nicht alles. Es müsse die Wertschätzung erhöht werden. Hermann machte sich auch für mehr sanitäre Einrichtungen an Autobahnen und auch an von Lkws viel befahrenen Landstraßen stark.
Güterverkehr auf der Straße Klimaneutral machen
Der Grüne Hermann Katzenstein fragte den Verkehrsminister, ob er seine Auffassung teile, dass der Straßengüterverkehr 25-Mal so viele CO2-Emissionen freisetze wie der Schienengüterverkehr, das heißt 152.000 Tonnen gegenüber 6000 Tonnen täglich. Winfried Hermann räumte ein, dass die allermeisten Güter auf der Straße transportiert würden. Zugleich wies er darauf hin, dass man nicht auf die Bahn setzen könne, wenn man den Güterverkehr klimaneutral gestalten wolle. Der Anteil der Bahn betrage 18 Prozent am Gütertransport, derjenige der Lkw 75 Prozent. Und das lasse sich nicht schnell ändern. Hermann zeigte sich erfreut, dass in Ulm bei Iveco nun die ersten 40-Tonner mit batterieelektrischem und Brennstoffzellenanrieb gebaut würden.
Außerdem zeigte er sich erleichtert, dass de bei dem hochumstrittenen eWayBW-Projekt mit dem Oberleitungs-LKkw in Murgtal gelungen sei, dass jetzt alle Technologien ausprobiert werden: Neben Oberleitungs-Lkw auch Brennstoffzellentechnologie, synthetische Kraftstoffe, Biokraftstoffe und eben auch batterieelektrische Fahrzeuge sowie Hybridfahrzeuge. Alles werde parallel gefahren und überprüft, bekräftigte Hermann.
Quelle/Autor: Rainer Lang