Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
FDP: Allein die Grünen stehen einer Rückkehr zu G9 im Wege
STUTTGART. Der geplante Volksantrag der Elterninitiative „G9 jetzt“ hat die öffentliche Diskussion um eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium als Regelform erneut befeuert. Ob die Ressourcen dafür vorhanden sind und welche Folgen das hätte, wurde am Mittwoch im Landtag debattiert.
Kultusstaatssekretärin Sandra Boser vertrat dabei die aus dienstlichen Gründen abwesende Kultusministerin Theresa Schopper (beide Grüne). Boser verwies darauf, dass es neben den 43 G9-Modellversuchsschulen viele alternative Wege zum Abitur in neun Jahren gebe, vor allem an beruflichen Gymnasien. Wissenschaftliche Untersuchungen hätten keine negativen Auswirkungen von G8 ergeben. Das Freizeitverhalten der Schüler habe sich nicht verändert, die Abinoten hätten sich nicht verschlechtert. Eine Rückkehr zu G9 erfordere rund 1400 zusätzliche Lehrerstellen, was etwa 115 Millionen Euro entspreche.
Stoch: Andere Länder haben Rückkehr zu G9 gut geschafft
Zudem seien derzeit im Bildungsbereich andere Aufgaben vordringlich. Qualitätsverbesserung und Lehrerversorgung an den Grundschulen seien im Fokus der Landesregierung.
„Wir brauchen mehr G9 an den allgemeinbildenden Gymnasien“ forderte dagegen der SPD Fraktionsvorsitzende und frühere Kultusminister Andreas Stoch (SPD). Dass kein Geld und nicht genug Lehrer dafür da seien, sei ein vorgeschobenes Argument. Bei den Gymnasium sei die Lehrerversorgung derzeit am besten, zudem wäre für G9 ein Personalaufbau „nicht auf Knopfdruck“ nötig, sondern nur über einen längeren planbaren Zeitraum hinweg.
Alle Nachbarländer hätten bereits bewiesen, dass der Aufwand für eine Rückkehr zu G9 nicht annähernd so groß sei, wie die Landesregierung behaupte, so Stoch. „Es ist nicht ehrenrührig, einen Fehler zu korrigieren. Es wäre aber dumm, an einem Fehler festzuhalten.“
Der CDU-Abgeordnete Alexander Becker sagte, die Rahmenbedingungen für G8 hätten sich seit dessen Einführung 2004 „maßgeblich verändert“. Die Debatte um ein neues ,modifiziertes G9 beginne erst. Die CDU sehe den Veränderungswunsch, wolle aber keine Strukturdebatte, sondern eine tragfähige Lösung. Daher strebe sie eine möglichst große Einigkeit im Landtag an.
Die ist nach Ansicht des FDP-Bildungsexperten und Gymnasiallehrers Timm Kern (FDP) im Grunde schon jetzt möglich.
AfD bemängelt späten Schuleintritt vieler Kinder
Denn ihm zufolge sind die Grünen in dieser Frage im Parlament isoliert. Allein sie beharrten auf dem von Eltern und Schülern ungeliebten G8, damit mehr Schüler die Gemeinschaftsschule, die „ideologische Lieblingsschule der Grünen“, wählen. Alle anderen, auch die CDU, seien mittlerweile für die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9.
Für Rainer Balzer (AfD) „macht ein Gymnasium mit zwei Geschwindigkeiten absolut Sinn“. Für zehn bis 15 Prozent der Schüler sei G8 vielleicht als Weg zum Abitur geeignet, für die große Mehrheit nicht. Um die Ausbildungszeiten zu verkürzen, müsse an anderer Stelle angesetzt werden. Viele Kinder kämen derzeit erst mit sieben Jahren in die Schule.
Lesermeinungen
Die Kommentarspalte ist geschlossen.
Bitte loggen Sie sich ein, um zu kommentieren.