„Die Kommunen sind die Gelackmeierten“
Stuttgart. Mit umfangreichem statistischem Material hat der frühere CDU-Umweltminister Ulrich Müller versucht zu belegen, dass den Gemeinschaftsschulen im Land die Kinder davonlaufen. „Das Potential ist ausgeschöpft“, so Müller in der Landtagsdebatte zu den „Übergangszahlen an die weiterführenden Schulen am Mittwoch – insbesondere an die Gemeinschaftsschule“. Die Kommunen seien „die Gelackmeierten“ dieser Entwicklung und würden erkennen, dass sie „auf das falsche Pferd gesetzt haben“.
Der CDU-Abgeordnete aus Salem, der seit Beginn der Legislaturperiode bekennender Kritiker der neuen integrativen Lern- und Lehrformen ist, griff auf Zahlen zurück, die seine Fraktion bereits am Dienstag veröffentlich hatte. Danach haben derzeit 271 Gemeinschaftsschulen knapp 30 Prozent – im Vorjahr war es nur ein Viertel – weniger als 40 Schüler und Schülerinnen in der Eingangsstufe. Genau diese Zahl war aber überhaupt die Voraussetzung für eine Einrichtung. Müller beklagte zudem, dass immer mehr Standorte an der kritischen Grenze von 16 Schülern und Schülerinnen seien und sprach von einer „nahende Todesgrenze“. Auch der FDP-Bildungspolitiker Timm Kern kritisierte die neue Schulform abermals und verlangte mehr Entwicklungsfreiheiten. „Der Spuk hat im März nächsten Jahres ein Ende“, sagte Kern mit Blick auf die Landtagswahl, wiewohl seine Fraktion den bestehenden Gemeinschaftsschulen eigentlich eine Bestandsgarantie gegeben hatte.
Mit vereinten Kräften widersprachen die Bildungspolitiker von Grünen und SPD, sowie Kultusministerin Andreas Stoch (SPD) dem Eindruck, fehlender Akzeptanz. Sandra Boser (Grüne) wies darauf hin, dass den 30 Prozent der Schulen mit sinkenden Zahlen 70 Prozent mit gestiegenen gegenüber stehen. Es sei eben alles eine Frage der Perspektive. Boser warf Müller auch vor, Gemeinschaftsschulen mit allen Mittel bekämpfen zu wollen. Für SPD verlangte Gerhard Kleinböck von der Opposition den „ideologischen Feldzug zu beenden“, und die Schulform nicht mehr schlecht zu reden, Das führe ja gerade zur Verunsicherung der Eltern und sinkenden Zahlen. Der Kultusminister forderte CDU und FDP auf, in der Debatte das Kindeswohl wieder in den Blick zu nehmen. Wichtig sei, was aus Sicht der Schülerinnen und Schüler richtig sei. Und die würden vor allem im ländlichen Raum allein gelassen, wenn die Gemeinschaftsschule immer wieder schlecht geredet wird.