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„Der CO2-Fußbadruck darf nicht das größte Kriterium für Kunst sein“
Stuttgart. Kein Konzert, wenn nicht das Publikum auf kinetischen Fußbodenmatten selber den Strom erzeugt; kein Einweggeschirr; Besucher, die bevorzugt mit dem ÖPNV anreisen, wie etwa die vier Millionen der Staatlichen Schlösser und Gärten pro Jahr im Land, die für 290 Tonnen CO2 stehen: Grüne und CDU haben sich der „Green Culture“ verschrieben, durchaus mit unterschiedlichen Schwerpunkten allerdings.
„Der CO2-Fußbadruck darf nicht das größte Kriterium für Kunst sein“, verlangt für die CDU Andreas Sturm in der Landtagsdebatte zur Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur. Zum Beispiel seien bei den Württembergischen Staatstheatern 60 Prozent des Ausstoßes auf den Publikumsverkehr zurückzuführen. „Das heißt“, so der Schwetzinger Abgeordnete, „Leuchttürme haben eine Strahlkraft und eben auch einen größeren Radius, der nicht zum Nachteil geraten darf.“
Ebenso gebe es Ensembles mit internationalen Renommee, „auf die wir stolz sind und die auch reisen“. Überhaupt könne es nicht um verbindliche Vorgaben zur Einsparung von CO2 gehen, sondern lediglich um Empfehlungen.
Ministerium unterstützt Leitfaden „Green Music“
Unter anderem hat das Wissenschaftsministerium einen Leitfaden „Green Music“ mit 17.000 Euro unterstützt. Gemeinsam mit dem Landesmusikverband und der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg wurden konkrete Ideen zusammengefasst. „Das ist keine Überregulierung“, erklärte Erwin Köhler (Grüne), „das sind keine Vorgaben und keine Verbote“ und auch „keine ideologiegetriebene links-grün versiffte Politik“, wie die AfD wahrscheinlich wieder laut toben werde. Auch Kunststaatssekretär Arne Braun (Grüne) lobte ausdrücklich die Praktikabilität, die Signal- und die Vorbildwirkung der Kultureinrichtungen.
FDP kritisiert Klimavorbehalt für Förderprogramme
Deutlich zurückhaltender reagierte die Opposition. Martin Rivoir (SPD) schlug vor, Einrichtungen einfach anzuweisen, bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, allerdings bei finanzieller Unterstützung durch das Land. Stephen Brauer (FDP) sieht von dem im Klimagesetz formulierten Klimavorbehalt für Förderprogramme nicht nur die Wissenschafts-, sondern auch die Kunstfreiheit tangiert: Wer den Klimawandel nicht thematisiere, „bekommt keine Knete vom Land“. Das sei aber „ein Schlag ins Gesicht und eine Gängelung der Kulturschaffenden“.
Alfred Bamberger (AfD) warf den Grünen vor, die von ihnen „wahnhaft geschürte Panik vor einer Klimakrise jetzt auch noch in die Kunst und Kultur zu tragen“. Dabei zeige die Realität doch, behauptete er, dass es gar keine Missernten oder erwähnenswerte Wetterereignisse gebe.