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Anwerbekampagne für Lehrkräfte läuft weiter
Stuttgart. Sie wollten Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) zu einer öffentlichen Entschuldigung verpflichten und die Lehrkräfte-Anwerbe-Kampagne zur Gänze stoppen, die im Sommer für so viel Aufregung gesorgt hatte: Die Liberalen scheiterten aber an der Mehrheit der Abgeordneten im Landtag. Dabei war auch in anderen Fraktionen viel Kritik laut geworden an diesem einen Spruch „Gelandet und gar kein Bock auf Arbeit morgen? Hurraaa! Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in“. Die Ministerin habe aber unverzüglich reagiert und das Plakat korrigiert, so Manuel Hailfinger (CDU): „Solche Schaufensterdebatten bringen überhaupt nichts.“ Statt zu polemisieren solle die FDP konkrete Vorschläge präsentieren, aber anscheinend falle ihr nichts andere ein als „dieses alte Thema, um zu punkten“.
Timm Kern (FDP), selber früher Studienrat, hatte sich in seiner Rede in eine Lehrkraft hineinversetzt, der der Spruch, gesehen vor dem Start auf dem Stuttgarter Flughafen, den Urlaub verdorben habe. „Eine ganze Berufsgruppe des öffentlichen Dienstes wurde entwürdigt und unmöglich gemacht“, meinte der Freudenstädter Abgeordnete in der teilweise heftigen letzten Debatte vor der Weihnachtspause. Und die Kultusministerin sei dafür „persönlich verantwortlich“.
Grüne: Die Kampagne wirkt
Für die Grünen lehnte Nadyne Saint-Cast dagegen den Stopp der Kampagne kategorisch ab, weil sie wirke: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken.“ Die Zielgruppe werde erreicht und die Zugriffe auf Webside für Interessiert seien massiv gestiegen. Kultusstaatssekretärin Sandra Boser (Grüne) hatte nicht nur die neuen Plakatmotive dabei – auch der korrigierte Spruch sei nur einer in einer Serie gewesen -, sondern ebenso Zahlen: 27.000 Personen hätten sich innerhalb kurzer Zeit für einen Direkteinstieg interessiert, 1100 seien inzwischen konkret registriert. Selbst Stefan Fulst-Blei, Bildungsexperte der SPD-Fraktion, anerkannte die rasche Reaktion gerade aus den Lehrerverbänden. Die für diese Art der Anwerbung zur Verfügung stehenden 215.000 Euro sollten seiner Meinung nach allerdings in eine wissenschaftliche Untersuchung der Gründe gesteckt werden, warum es im Lehramtsstudiengänge so viele Abbrüche gibt.
Rainer Balzer (AfD) sieht in dem Plakatspruch einen Beleg für die Einstellung der Grünen zum Beruf der Lehrer. Die seien nicht mehr Erklärer, Wegweiser, Helfer, Ratgeber oder Vorbild, sondern nur noch Aufpasser, Betreuer oder – mit einem Seitenhieb auf Gemeinschaftsschulen – Lernbegleiter. In ihrem Antrag zur Absetzung der Werbekampagne macht auch die FDP-Fraktion Gemeinschaftsschulen zum Thema und die „nicht mehr verantwortbare Arbeitsbelastung“ dort. „Das geht mir auf den Senkel, dass Sie wieder den Gemeinschaftsschulen einen mitgeben“, so Fulst-Blei an die Adresse von Kern. Und vor Landtagswahlen würden die dann wieder besucht und die Arbeit als wichtig gelobt.