Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Antrag der AfD gegen Gender-Zwang fällt durch
STUTTGART. Gendern ist der AfD schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt hat die Landtagsfraktion den Antrag gestellt, dass keine Benachteiligung von Bürgern durch Gender-Zwang stattfinden dürfe. Von den übrigen Fraktionen wurde er abgelehnt. Carola Wolle sieht darin ein handfestes politisches Problem. Wer vom Gendern spreche, meine damit die chaotische Veränderung der deutschen Orthographie mit dem Binnen-I oder Sternchen.
Sie beklagte, dass Märchen und Kinderbücher umgeschrieben würden. Auch vor der Heiligen Schrift mache man nicht halt. Die katholische Studentenjugend schreibe Gott zukünftig mit Sternchen. Im Gender-Zwang sieht Wolle eine Ablenkung von den wirklichen Problemen des Landes. Für sie sei klar, dass heutzutage auch Frauen gemeint seien, wenn vom Arzt gesprochen werde.
Ausführungen gingen übrigen Fraktionen zu weit
Die AfD-Fraktion fordert die Landesregierung daher auf, sich gegen die Verzerrung der deutschen Sprache zu stellen sowie gegen jede Form des Tugendterrors, die getarnt als emanzipatorische Sprache an den Grundfesten des demokratischen Konsenses rüttele.
Diese Ausführungen gingen den übrigen Fraktionen zu weit. Stefanie Seemann (Grüne) betone, dass beim generischen Maskulinum, der alleinigen Verwendung männlicher Bezeichnungen, eben nicht alle Geschlechter mit gemeint seien. Wissenschaftliche Studien hätten gezeigt, wo ausschließlich Männer genannt würden, würde auch nur an Männer gedacht. Für Alexander Becker (CDU) ergibt die Mischung von halbgaren Forderungen und Allgemeinplätzen nichts Brauchbares. Es gebe keinen Genderzwang, betonte er. Aber es gebe Grundsätze der Höflichkeit, von denen die AfD manchmal nichts wisse oder nichts wissen wolle.
Becker: Böse Fehler möglich
Becker räumte jedoch ein, dass durch den unbedachten Gebrauch des Gender-Sternchens auch böse Fehler entstehen könnten, wenn zum Beispiel von Hofkapellmeister*innen die Rede sei oder das ZDF vom Einmarsch der Islamist*innen in Kabul berichte. Der Editionsphilologe kritisierte außerdem, dass das Gender-Sternchen kein ordentliches Deklinieren erlaube.
Dorothea Kliche-Behnke (SPD) übte Kritik an der Landesregierung. Während in vielen Kommunen und auch an den Hochschulen im Land geschlechtergerechte Sprache eine völlige Selbstverständlichkeit sei, gebe es keinerlei Leitfäden für Verwaltung und Behörden, wie eigentlich die verschiedenen Geschlechter sprachlich repräsentiert werden sollen. Aus Sicht der SPD-Fraktion wäre das dringend zu ändern. Jochen Haußmann (FDP) ist der Ansicht, dass sich niemand in einer Zwangslage sehe. Zu Genderzwang sehe er in Deutschland keine Veranlassung, so Haußmann.
Quelle/Autor: Rainer Lang