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Wo man den Landrat duzen darf: Landratsamt Reutlingen setzt auf moderne Führung

Der Reutlinger Landrat Ulrich Fiedler hat allen Mitarbeitern das 'Du' angeboten. Auch sonst gibt es Neuerungen in puncto moderne Führung.
Landratsamt Reutlingen/Thomas Kiehl)Reutlingen. Eine moderne Führung in einer Behörde hat vor allem die Mitarbeiter im Blick. Doch wie gelingt eine wertschätzende Arbeitskultur in Zeiten der Digitalisierung? Im Landratsamt Reutlingen, einer Behörde mit rund 1400 Mitarbeitern, geht man neue Wege und hat beispielsweise einen „Wir-Prozess“ gestartet und im vergangenen Jahr ein „Social Intranet“ ermöglicht.
„Das Social Intranet ist einfach unglaublich wertvoll, weil es ein neues Austauschformat ist mit Begegnung und Kommunikation“, sagt Landrat Ulrich Fiedler (parteilos). Immerhin gehören zur Behörde über 27 dezentral gelegene Liegenschaften allein in Reutlingen, weshalb sich nicht jeder Kollege wirklich kennt.
Ein Baustein für eine moderne und zukunftsgerichtete Behörde
Für Fiedler ist das neue Intranet „ein Baustein für eine moderne und zukunftsgerichtete Behörde“, zumal jeder Mitarbeiter vom Förster im Wald bis zum Fahrer der Straßenmeisterei übers Handy erreichbar ist und das Intranet so nutzen kann. „Da ist ein reger Austausch“, sagt Fiedler.
Neu eingeführt hat der Landrat, der zuvor zwölf Jahre lang Oberbürgermeister in Metzingen war, etwas ganz ungewöhnliches: Nämlich dass ihn alle Mitarbeitenden duzen dürfen. „Ich stehe für den Teamgedanken und auch für flache Hierarchien“, erzählt der 52-Jährige.
„Es war immer so, dass die da oben sich duzen und die da unten auch, nur dazwischen nicht, das ist für mich nicht mehr modern, außerdem ermöglicht es einen einfacheren und leichteren Umgang untereinander“, betont Fiedler.
„Ich sehe uns als großes Team, in dem jeder seine Aufgaben übernimmt, damit das große Ganze funktioniert. Nicht allen Mitarbeitern kommt das ‚Du“ leicht über die Lippen. „Eher haben ältere Kolleginnen und Kollegen damit Schwierigkeiten, die Azubis tun sich am leichtesten.“
Das ‚Du‘ auszusprechen ist ein Gewöhnungsprozess
Schließlich seien manche Mitarbeiter schon mehrere Jahrzehnte in der Behörde und daran gewohnt, dass „der Herr Landrat“ kommt oder spricht. Jetzt aber kommt der Uli, „und das ist für einige ein Gewöhnungsprozess“, so Fiedler. Wer das Du-Angebot nicht annehmen möchte, kann es zudem ablehnen und es bleibt beim „Sie“.
Auch das Thema Wertschätzung wurde neu angedacht. So gibt es ein Präsent für diejenigen, die einen runden Geburtstag feiern. Neu ist außerdem, dass nicht nur die offiziellen Dienstjubiläen nach 25, 40 und 50 Jahren gefeiert werden. Im Landratsamt Reutlingen werden die Mitarbeitenden bereits ab fünf Jahren Betriebszugehörigkeit geehrt und das alle fünf Jahre, so Fiedler. (rik)