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Viele Väter wollen die Kinderbetreuung übernehmen – doch die Praxis sieht anders aus
Düsseldorf. Um Kinder kümmern sich nach wie vor überwiegend die Mütter, auch wenn sie erwerbstätig sind. Der Beitrag von Vätern, die sich vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie stärker engagiert hatten, hat wieder abgenommen. Dies ist das Ergebnis einer Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf.
Nur vier Prozent der Väter setzen die gemeinsame Arbeitsteilung um
89 Prozent der Frauen und 84 Prozent der Männer halten es für die beste Arbeitsteilung, wenn beide beim Job, Haushalt und Kindern jeweils gleich viel Arbeit übernehmen. Doch 68 Prozent der befragten Mütter und nur vier Prozent der Väter sagten, dass sie dies auch tatsächlich umsetzen.
Während der Corona-Pandemie hatte sich der Untersuchung zufolge noch eine Tendenz zu mehr Gleichstellung abgezeichnet. So hätten im April 2020 sowohl zwölf Prozent der Mütter als auch der Väter angegeben, dass in ihrem Haushalt der Mann den Löwenanteil der Kinderbetreuung übernehme – knapp vier Mal so viel wie vor Corona.
Inzwischen liege dieser Anteil laut dem Böckler’schen Institut wieder ungefähr beim Vorkrisenniveau. „In Bezug auf die Verteilung der Kinderbetreuung hat die Pandemie kaum etwas verändert“, erklärte WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch. „Die Hauptlast liegt immer noch bei den Frauen“, ergänzt Kohlrausch.
Kohlrausch und die WSI-Expertin für Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt, Eileen Peters, haben für ihre Analyse die Antworten von 476 Müttern und 693 Vätern ausgewertet, die erwerbstätig oder arbeitsuchend sind und die minderjährige Kinder im Haushalt haben. Die Umfrage fand im November 2023 statt. Die Befragten leben nicht in spezifischen Haushalten zusammen, sondern es handele sich um Einzelinformationen der Befragten und deren Einschätzung, wie die Kinderbetreuung in ihrem Haushalt zwischen Ihnen und dem Partner aufgeteilt ist.
Unterschiedliche Einschätzungen der befragten Mütter und Väter
Demzufolge gehen auch die Einschätzungen von Vätern und Müttern auseinander, wer daheim wie viel Sorgearbeit leistet. 54 Prozent der Väter und 68 Prozent der Mütter gaben an, dass die Mutter sich vorwiegend um die Kinder kümmere. Von einer gleichberechtigten Arbeitsteilung sprachen 42 Prozent der Väter, aber nur 30 Prozent der Mütter.
„Eine mögliche Erklärung für diese sehr ungleiche Einschätzung der Verteilung der Sorgearbeit, die wir während der Pandemie so nicht beobachten konnten, ist, dass in dem Moment, in dem Erwerbsarbeit wieder stärker außer Haus stattfindet, Sorgearbeit wieder unsichtbar wird“, so Kohlrausch. (sta/rik)