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Mitarbeiterbindung

Stadt will Auszubildenden Wohnungen anbieten

Es ist ein Novum in der Geschichte des Landes: Die Stadt Emmendingen will ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen und neue Wege bei der Mitarbeiter-Bindung gehen. Ab Mai plant die Kommune - vermutlich als erste überhaupt - eine Wohngemeinschaft für ihre Auszubildenden.

Für junge Menschen ist preiswerter Wohnraum wichtig. Deshalb bietet die Stadt Emmendingen ab Mai eine Azubi-Wohngemeinschaft an.

IMAGO/Zoonar.com/Ziga Plahutar)

Emmendingen. Auszubildende bei der Stadt Emmendingen sollen künftig in einer Wohngemeinschaft leben können. „Die Städtische Wohnbau GmbH, eine 100 %-Tochter der Stadt, errichtet gerade ein neues Wohngebäude mit 45 Wohneinheiten“, sagt die städtische Pressesprecherin Jacqueline Schoder. Dort habe sich die Möglichkeit angeboten, dass die Stadt in einem ersten Schritt eine 4-Zimmer-Maisonette-Wohnung mit Dachterrasse anmietet.

„Die Wohnung befindet sich zentrumsnah und fußläufig in circa zehn Minuten zum Rathaus. Sie bietet ab dem 1. Mai 2024 Platz für drei Auszubildende in jeweils einem Zimmer. Die von der Stadt geförderte Warmmiete für ein Zimmer liegt bei circa 280 Euro für einen Auszubildenden. Alle drei Zimmer in der Wohnung sind bereits vermietet und die Auszubildenden ziehen zum 1. Mai ein“, sagt Schoder.

Die Stadt habe wie andere Kommunen auch die Erfahrung gemacht, dass eines der immer wieder auftauchenden Themen bei Bewerbungen die Frage des Wohnraums sei. „Vor allem Auszubildende mit einem eher kleinen Gehalt sind auf dem zur Zeit sehr schwierigen Wohnungsmarkt benachteiligt. Daher wurde vom Personalreferent gemeinsam mit dem Oberbürgermeister die Idee einer Azubi-WG entwickelt“, sagt Schoder.

Preiswerter Wohnraum ist vor allem für die Jüngeren wichtig

„Gerade bei den Jüngeren steht doch die Frage nach einer preiswerten Wohnung im Vordergrund, wenn man für den Beruf umziehen muss“, sagt auch Klaus Nunn vom Verband der Verwaltungsbeamten in Baden-Württemberg e.V. (VdV) und Vorsitzender des Kreisverbandes Emmendingen sowie des Regionalverbandes Freiburg.

Der Verband habe deshalb im vergangenen Jahr alle Kommunen im Landkreis Emmendingen angeschrieben, ob Wohnraum zur Verfügung gestellt werden könne – so wie früher, als noch Dienstwohnungen angeboten wurden, die aber mittlerweile unter anderem als Büros vermietet werden, sagt Nunn.

Eine Umfrage bei den Regierungspräsidien im Land und beim Beamtenbund ergab, dass niemand bislang von so einem Vorhaben in einer anderen Kommune oder gar bei den Behörden selbst weiß. „Uns ist nichts darüber bekannt, ob dieses Modell auch in anderen Kommunen praktiziert wird. Doch wir begrüßen grundsätzlich alle Modelle und innovative Ideen, die es Azubis oder Beschäftigten im öffentlichen Dienst erleichtern, eine Wohnung in der Nähe ihres Studien-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes zu finden“, sagt etwa Kai Rosenberger, Vorsitzender des Beamtenbunds Baden-Württemberg.

„Bei uns gibt es die angesprochene Förderung von Azubi-Wohngemeinschaften nicht. Entsprechende Überlegungen wurden bislang nicht getroffen“, sagt Sabrina Lorenz vom Regierungspräsidium Tübingen. Auch bei den Regierungspräsidien in Stuttgart und Freiburg gebe es keine vergleichbaren Angebote und auch keine entsprechenden Pläne, betonen die beiden Pressesprecherinnen Stefanie Paprotka in Stuttgart und Heike Spannagel in Freiburg.

„Im Oktober letzten Jahres hat der Kreisverband Emmendingen des Verbandes der Verwaltungsbeamten den Kommunen im Landkreis empfohlen, Mitarbeitenden Wohnungen zur Verfügung zu stellen“, sagt Nunn. So könne man seiner Ansicht nach „die Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen und eine wirksame Maßnahme gegen den Fachkräftemangel ergreifen“.

Nunn freut sich, dass die Stadt Emmendingen nunmehr eine Wohnung anmietet und sie als Azubi-WG untervermieten will. Das sei ein erster guter Schritt, so Nunn. Allerdings sollten aus seiner Sicht weitere Schritte folgen, um auch den Wohnungsmarkt zu entlasten.

„Dazu gehört die in der Vergangenheit erfolgte Umnutzung von Wohnungen in Büros rückgängig zu machen. Bei Neubau von Zweckgebäuden wie Schulen, Feuerwehrgerätehaus oder Verwaltungsgebäude sollen auch Wohnungen mitgebaut werden. Schließlich können vorhandene Zweckgebäude um Wohnungen erweitert oder auf den dortigen Grundstücken Wohnungen gebaut werden“, betont Nunn.

Bei Bedarf sollen noch zusätzliche Wohnungen angemietet werden

Die Themen Mitarbeitergewinnung und -förderung bekommen auch bei der Stadt Emmendingen als Arbeitgeber immer größere Bedeutung, „Stichwort Fachkräftemangel“, sagt Schoder. Benefits für die Mitarbeitenden wie Hansefit, Jobticket und Jobrad werden in Emmendingen schon längere Zeit genutzt. „Auch bei der Gewinnung von neuen Auszubildenden wird deutlich, dass wir in Konkurrenz zu anderen Behörden und der freien Wirtschaft stehen. Das Thema Recruiting Marketing ist also im Personalbereich ständig präsent“, betont Schoder.

Die Stadt, ergänzt die Pressesprecherin, kann sich vorstellen, bei weiterem Bedarf noch zusätzliche Wohnungen anzumieten und das Angebot entsprechend zu erweitern.

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Lesermeinungen

    von Fabian Kaufmann
    Dieses Konzept der Azubi-WG kenne ich persönlich von der Landeshauptstadt Stuttgart, auch wenn es im Fall von Emmendingen leichte Unterschiede geben kann. Auf jeden Fall ein guter Ansatz, allerdings war die Nachfrage zu meiner Zeit (2022) eher bescheiden.

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