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Pro und Contra: Ist „Dienst nach Vorschrift“ zu wenig oder lohnt sich mehr nicht?

Zwei Meinungen aus der Redaktion: Chefredakteur Rafael Binkowski und Online-Redakteurin Rona Eccard kommentieren den Dienst nach Vorschrift.

Contra: Dienst nach Vorschrift ist zu wenig
von Rafael Binkowski
Ja, was sollte man jemandem vorwerfen, der „Dienst nach Vorschrift“ macht? Ist ja das, was man vorgeschrieben bekommt vom Vorgesetzten. Das kann man dann abarbeiten und alles ist gut, 17 Uhr Bleistift fallen lassen und nach Hause gehen. In der Generation Z könnte man noch einwenden: Wir sind der Fachkräftemangel, der Arbeitgeber darf froh sein, dass wir überhaupt hier gerne arbeiten.
Alles berechtigte Einwände. Aber kommen wir so aus der aktuellen Krise? Können wir angesichts einer strukturellen und konjunkturellen Delle unsere Arbeitsplätze erhalten, die wir über Jahre aufgebaut haben? Und müsste es in unserem wohlhabenden Land nicht unser Anspruch sein, über das Gewöhnliche hinaus außergewöhnliche Leistungen zu bringen?
Durch hervorragenden Service und großartige Produkte zu begeistern, damit wir das Beste aus unseren Möglichkeiten herausholen. Ich bin die Generation X, die in den 90er/Nuller-Jahren dankbar war, arbeiten zu dürfen. Das prägt, und ein wenig von diesem Pioniergeist und Schaffensdrang sollten wir uns bewahren. Unser Land hat es nötig.

Pro: In this economy?!
von Rona Eccard
In wirtschaftlichen Zeiten, in denen Berufseinsteigern vor allem in sozialen Branchen das Vollzeitgehalt gerade so bis zum nächsten Monat reicht, überall Stellen reduziert werden und alle gegen die Gen Z wettern, sollte es eigentlich niemanden wundern, dass gerade diese Generation nicht komplett mit ihrem Job ver- und über die Aufgaben hinauswächst. Wer will sich schon ins Burnout arbeiten, wenn das eigene Gehalt gerade so für die Miete reicht, Ersparnisse oder gar ein Eigenheim aber nicht in den Sternen zu stehen scheinen?
Dabei verstehen die, die in den 90er/Nuller-Jahren geboren sind, unter dem inflationär verwendeten Buzzword „Dienst nach Vorschrift“ durchaus mehr als das Minimum und schaffen vermutlich mehr als viele Deskjockeys, die seit Jahrzehnten immer furchtbar beschäftigt sind, dabei aber hauptberuflich ihre Zeit bis zur Rente absitzen. Wenn „die Jungen“ dann etwas gegen tatsächlich vorhandenen Stress tun, klare Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit ziehen und ihre Freizeit (wie frech!) abseits von Büro und Kollegen verbringen, rümpft man die Nase. Dabei verzeichnen die Krankenkassen dann vielleicht zur Abwechslung mal einen Abwärtstrend bei psychischen Leiden.