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Kämmerer sind für die Finanzen einer Kommune verantwortlich
Stuttgart./Kirchardt. Ramona Rau-Marthaler ist seit einigen Jahren in der Gemeinde Kirchardt im Landkreis Heilbronn als Kämmerin tätig – für sie „ist es der Traumberuf“, sagt die 33-Jährige. Obwohl sie erst während ihrer Ausbildung im mittleren Dienst auf diesen Beruf aufmerksam wurde. „Davor war dieser Berufswunsch nie existent“, sagt die junge Kämmerin.
„Ich hatte zunächst nur einen Hauptschulabschluss“, sagt Rau-Marthaler. Ihre erste Ausbildung im mittleren Dienst hat sie nicht beendet, stattdessen hat sie Public Management an der Hochschule für Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg studiert und dort ihren Bachelor gemacht.
„Für mich war es auch spannend, den kompletten Geldfluss kennenzulernen“, erzählt Rau-Marthaler. „Durch die Planung, die Rechnungslegung und die Rechnungen, hat man einen guten Überblick über die Gesamtgemeinde.“
Am Ende des Studiums ist man ein Allrounder
Während ihres Studiums hat sie ein halbes Jahr lang einen Einführungslehrgang gemacht, außerdem eine Woche lang beim Landratsamt in Böblingen die fachlichen Inhalte einer Landesverwaltung kennengelernt. „Danach folgte ein Grundlagenstudium, wo man juristische Schwerpunkte hatte“. „Am Ende des Studiums ist man eigentlich ein Allrounder, dann kommt der Vertiefungsbereich“, betont die Kämmerin.
Als Kämmerer ist man Fachbeamter fürs Finanzwesen, ist also auf jeden Fall verbeamtet. Die rechtliche Grundlage für die Funktionen und Aufgaben bilden die Kommunalverfassungen der jeweiligen Länder.
Der Begriff des Kämmerers leitet sich vom lateinischen Wort „camera“ (deutsch Kammer) ab. Im Mittelalter bezeichnete der „Camerarius“ (deutsch Kammermeister) noch den Bediensteten eines Fürstenhofs beziehungsweise eines Klosters, der für die Verwaltung der Schatzkammer zuständig war. Und es war einst eines der alten Hofämter. In einigen Gegenden war der Landeskämmerer für die herrschaftlichen Einnahmen einer ganzen Provinz verantwortlich.
In der Gemeindeordnung für das Land Baden-Württemberg findet sich die Bezeichnung des „Fachbediensteten für das Finanzwesen“ (§ 93 Abs. 3 Gemeindeordnung), während beispielsweise in der Kommunalverfassung für das Land Mecklenburg-Vorpommern die Bezeichnung „Leiter/Leiterin der Finanzverwaltung“ verwendet wird. Zu den Aufgaben eines Kämmerers gehört auch das Zins- und Anlagemanagement. Dabei müssen die Zinsausgaben minimiert und der finanzielle Spielraum der Kommune für zukünftige Investitionsprojekte erweitert werden.
Zahlen ja, aber keine hochmathematischen Dinge
„Ich muss mit Zahlen bei einem Haushaltsplan umgehen können, aber man muss sich nicht um hochmathematische Dinge kümmern“, sagt Rau-Marthaler, die ihren ersten Arbeitsplatz nur unweit in der Gemeinde Gemmingen , ebenfalls Landkreis Heilbronn, als stellvertretende Kämmerin hatte. „Da war ich als Elternzeitvertretung angestellt.“
Aus ihrer Sicht braucht es für diesen Job „ein Verständnis für Logik, betriebswirtschaftliches Interesse und auch rhetorische Fähigkeiten“. Schließlich gilt es, die Pläne in den Gremien vorzustellen und den Gemeinderat zu überzeugen, „da darf man keine Angst davor haben, frei zu sprechen“. Außerdem ist man in der Öffentlichkeit präsent und sollte die Zuhörer mitnehmen können.
„Am Anfang war ich noch eine der wenigen Kämmerinnen im Landkreis Heilbronn, das hat sich aber geändert“, weiß Rau-Marthaler.
Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben
Die Hauptaufgabe eines Kämmerers ist die kommunale Finanzsteuerung. Dazu gehört, dass ein Kämmerer den Haushaltsetat für die jeweilige Kommune erstellt. Der Haushalt enthält die Erträge und Aufwendungen der Gemeinde sowie die geplanten Investitionen, Zuschüsse und Kreditaufnahmen. Dafür müssen die Fachbereiche der Gemeindeverwaltung ihre Haushaltsanmeldung angeben. Die Kämmerer haben dann die Aufgabe, die Haushaltsanmeldungen zu einem ausgeglichenen Gesamthaushaltsentwurf zusammenzutragen.