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Care-Berufe

Care-Berufe werden im Vergleich schlechter bezahlt

Ob Alten- oder Krankenpflege, Sozialarbeit oder Kinderbetreuung: Wer in diesem Bereich arbeitet, wird dringend benötigt, bekommt dafür aber weniger Geld als in anderen Bereichen, so das Ergebnis einer neuen Studie.

Berufe im Care-Bereich werden laut einer Studie schlechter bezahlt.

IMAGO/Uwe Umstätter)

Nürnberg. Beschäftigte im sozialen Sektor werden laut einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zusammen mit dem Roten Kreuz finanziell geringer wertgeschätzt als andere Berufe. Demnach verdienen sie im sozialen Sektor in Deutschland durchschnittlich 17 Prozent weniger als Beschäftigte in anderen Bereichen.

Die Studie mit dem Titel „Vor dem Kollaps? Beschäftigung im sozialen Sektor“ des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) dokumentiert neben Nachteilen bei den Arbeitszeiten auch die Unterschiede in der Bezahlung gegenüber der übrigen Wirtschaft.

Immer mehr Einrichtungen setzen auf Fachkräfte aus dem Ausland

Die meisten Beschäftigten des sozialen Sektors arbeiten in der Kinderbetreuung und -erziehung, gefolgt von der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege und der Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sonderpädagogik. Immer mehr Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen setzen auf ausländische Fachkräfte. Viele werden über Personalvermittlungsagenturen aus einkommensschwächeren Ländern angeworben.

Die unbereinigte Lohnlücke zwischen dem sozialen Sektor und den übrigen Sektoren habe in den vergangenen Jahren zwar abgenommen, heißt es in der Studie unter Berufung auf umfassende IAB-Daten unter anderem zum Entgelt aller Betriebe mit Beschäftigten in Deutschland.

„Im Wettbewerb um Fach- und Arbeitskräfte hat der soziale Sektor im Vergleich zu anderen Branchen leider strukturelle Nachteile“, sagt der Mitautor der Studie, Christian Hohendanner, auf Nachfrage des Nürnberger IAB-Instituts auf deren Internetseiten. „Pflege- und Betreuungsbedarfe oder Hilfen in sozialen oder gesundheitlichen Notlagen lassen sich beispielsweise nicht nur in der Kernarbeitszeit von 9 bis 17 Uhr oder im Homeoffice erledigen“, betont Hohendanner.

Joß Steinke, Leiter der Abteilung Jugend und Wohlfahrtspflege beim DRK, kritisiert, dass man es bisher nicht geschafft habe, der Öffentlichkeit und der Politik zu vermitteln, was sich da gerade abzeichne. „Es geht doch nicht nur um ein paar Unbequemlichkeiten. Das größte Risiko ist, dass grundlegende Leistungen der sozialen Daseinsvorsorge wegbrechen“, sagt Steinke.

Verband fordert eine solide und langfristige Finanzierung

Laut Steinke brauchen soziale Dienste eine solide und langfristig angelegte Finanzierung. „Wir erleben jedoch einen zunehmenden Legitimationsdruck und Misstrauen gegenüber den gemeinnützigen Wohlfahrtsverbänden. An vielen Stellen müssen wir mit Projekt- und anderen kurzfristig angelegten Finanzierungen arbeiten, die schnell wegbrechen können“, kritisiert der Abteilungsleiter.

Unter diesen Bedingungen sei es deshalb auch schwierig, den Beschäftigten angemessene Arbeitsbedingungen zu bieten. Viele Angebote wie die Schulsozialarbeit, die Migrationsberatung, aber auch Initiativen, bei denen es um innovative Ansätze in der Wohlfahrtsarbeit geht – Stichwort Digitalisierung –, hätten keine gesicherte Finanzierung. (sta/rik)

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