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Es geht um Baumpflege und die Sorgfaltspflicht
Freiburg. 45 000 Bäume gibt es im Stadtgebiet von Freiburg. Als Eigentümerin von Grundstücken muss die Stadt die Verkehrssicherheit gewährleisten. Denn der Grundstückseigentümer haftet gemäß Paragraf 823ff Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) für Schäden an Personen oder Dingen, die er hätte abwenden können. Damit niemand zu Schaden kommt, wird der Bestand von Baumkontrolleuren regelmäßig überprüft.
„Bäume sind Bestandteil städtischer Grundstücke, an Wegen, Plätzen, im Verkehrsbereich, wo Menschen zu Schaden kommen können“, sagt Martin Wehrhausen, Sachgebietsleiter Baumschutz und -pflege beim Freiburger Garten- und Tiefbauamt. „Man versucht das so gut es geht durch Baumkontrollen auszuschließen.“ Dadurch sollen vorhersehbare Schäden vermieden werden. Bäume mit Fäule, mit Totholz oder Astbrüche seien bei Kontrollen zu erkennen und dann könnten entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. „Im Vordergrund steht die Verkehrssicherungspflicht, aber es geht auch darum, die Baumpflege zu steuern“, so Wehrhausen.
In der Stadt Freiburg wird jedes Jahr kontrolliert
Grundlage der Arbeit des Baumkontrolleurs ist meist die FLL-Richtlinie Baumkontrolle der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau. „Die Zeitintervalle der Kontrolle liegen in der Regel zwischen einem und drei Jahren, in der Stadt machen wir das jedes Jahr“, so Wehrhausen. „Naturdenkmale, die ja meist schon ältere Bäume sind, werden halbjährlich kontrolliert.“
Der Baumkontrolleur nimmt den Baum in Augenschein – von der Wurzel bis zur Krone, klopft auch an den Stamm, um eventuelle Hohlräume zu erkennen, registriert Pilzbefall oder andere Baumkrankheiten. Gibt es Fäulnis am Stammfuß? Wie viel gesundes Holz ist noch vorhanden? Ist der Baum noch bruch- und standsicher? Wie ist die Krone ausgebildet? Auch das Umfeld des Baumes wird beurteilt – erhält er über die Baumscheibe an der Straße genug Wasser, wächst er etwa in Oberleitungen hinein, hat der letzte Sturm, das letzte Gewitter das Astwerk geschädigt?
Der Baumkontrolleur „gibt die Daten vor Ort im Tablet ein, alles wird im digitalen Baumkataster erfasst – das ist auch aus versicherungstechnischen Gründen wichtig. Außerdem legen die Baumkontrolleure Schnittmaßnahmen zur Erhaltungspflege fest oder leiten je nach Schadensbild andere Maßnahmen ein.“ Im Zweifelsfall könnten auch weitere Untersuchungen erforderlich sein. „Es gibt viele technische Verfahren, um in die Tiefe zu gehen, etwa Bohrwiderstandsmessungen oder auch Zugversuche“, meint Wehrhausen. „Letztendlich kann man nicht alles ergründen, aber man muss irgendwann eine Entscheidung treffen, obwohl man nicht mit letzter Sicherheit beurteilen kann, wie es wirklich um den Baum steht.“ Ultima Ratio kann dann das Fällen des Baumes sein. „Baumkontrolle dient aber eigentlich dazu, Bäume so lange wie möglich zu erhalten“, sagt Wehrhausen. „Die Kontrolle und die erhobenen Daten dienen dazu, Sicherheit zu gewinnen.“
„Eine direkte Ausbildung zum Sachverständigen Baumkontrolle gibt es nicht“, meint Wehrhausen. „Wer in dem Bereich arbeitet, bringt meist eine grüne Ausbildung etwa als Gärtner oder auch als Forstwirt mit, auf die man die Weiterbildung Baumkontrolle dann draufsattelt. Die Arbeit spiele sich zu 80 Prozent im Freien ab – und man plant seine Arbeit selbst. Wichtig sei, dass die Kontrollintervalle eingehalten werden. „Mit einer Affinität zu Digitalem und Technik und zum Werkstoff Holz tut man sich als Baumkontrolleur leichter.“
Man sollte bereits praktische Kenntnisse von Baumpflege haben
Der obligatorische Lehrgang Baumkontrolleur erfordert den Nachweis von Berufserfahrung in Baumpflege (siehe Kasten). „Wer Bäume kontrolliert, sollte praktische Kenntnisse von Baumpflege haben und ein Grundverständnis von Baumbiologie und -physiologie mitbringen“, sagt Wehrhausen.
Die Schadbilder seien je nach Baumart sehr unterschiedlich, es gehe um Pilzerkrankungen, Krankheiten von Blättern, bakterielle Erkrankungen oder etwa den Befall mit Prozessionsspinnerraupen, deren feine Härchen Allergien auslösen können.