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Fachkräftemangel

Die Zahl der Quereinsteiger-Jobs steigt enorm

Quereinsteiger-Jobs boomen immer mehr, wie eine neue Analyse bei Stellenausschreibungen zeigt. Demnach hat sich die Zahl in den vergangenen Jahren mehr als vervierfacht. Dies trifft teilweise auch auf den öffentlichen Dienst zu, wie eine Umfrage bei den großen Behörden in Baden-Württemberg ergab.

Als Quereinsteiger kann man vom Tischlermeister zum Gesamtschullehrer werden. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

imago/Jürgen Theobald)

Stuttgart/Düsseldorf. Der Fachkräftemangel und ein immer flexiblerer Arbeitsmarkt lassen Quereinsteiger-Jobs boomen. Einer aktuellen Analyse der Stepstone Group in Düsseldorf zufolge hat sich die Zahl solcher Jobanzeigen auf dem Online-Portal Stepstone.de von 2019 bis 2023 mehr als vervierfacht (329 Prozent).

Und der Trend setze sich weiter fort: Bereits zur Jahresmitte 2024 habe es den Angaben zufolge durchschnittlich mehr als doppelt (136 Prozent) so viele Stellenanzeigen gegeben, die sich an Jobsuchende mit fachfremdem Hintergrund wenden, wie im Gesamtjahr 2019. Den öffentlichen Dienst betrifft dies auch, wenn auch nicht in solchem Umfang.

Die Oberfinanzdirektion Karlsruhe und die Finanzämter etwa bieten Stellen für Quereinsteiger an. „Bei Personen, die bereits ein entsprechendes Alter erreicht haben, können wir dann leider keine Verbeamtung mehr vornehmen, wir beschäftigen diese dann aber als Tarifbeschäftigte“, sagt Vanessa Strauch.

Quereinsteiger für Tätigkeiten in den Grundstückswertstellen

Insbesondere im Zuge der Grundsteuerreform seien in den letzten Jahren vermehrt Quereinsteiger für Mitarbeitertätigkeiten in den Grundstückswertstellen gesucht und eingestellt worden. „Der Großteil unserer Beschäftigten hat allerdings nach wie vor einen verwaltungsinternen Hintergrund“, betont Strauch.

„Wir sind im öffentlichen Dienst immer an qualifiziertem und motiviertem Personal interessiert. Wenn die Befähigung als solche stimmt und die Person fachlich geeignet ist, ist für uns zunächst einmal zweitrangig ob es sich dabei um eine/n Quereinsteiger/in handelt“, sagt Heike Spannagel, Pressesprecherin beim Regierungspräsidium Freiburg.

Allerdings müsse man sich in der öffentlichen Verwaltung an Rahmenbedingungen halten, die sich aus den Laufbahnvorschriften für die Beamten oder den geltenden Tarifverträgen ergeben. „Da geht es uns nicht anders als vielen tarifgebundenen Unternehmen“, betont Spannagel. Mittelbar knüpften ganz häufig Einstufungen für das Entgelt an ein bestimmtes Qualifikationsniveau oder eine einschlägige Fachausbildung an. Das wiederum, so Spannagel, mache den Quereinstieg manchmal nicht sehr attraktiv.

Im Bereich der Verwaltungsbeamten (gehobener Verwaltungsdienst) ist laut Spannagel der Zugang daran gekoppelt, dass die Person über eine Laufbahnprüfung (das ist ausschließlich Bachelor im Studiengang „Public Management“) oder ein „verwaltungsnahes“ Studium verfügt. „Hier ist ein Quereinstieg nur in den allerseltensten Fällen möglich“, betont Spannagel. Im Bereich des Ingenieur- und Tunnelbaus beschäftige man dagegen, wo es sinnvoll möglich ist, neben Bauingenieuren zum Beispiel auch Geologen.

Quereinsteiger gibt es auch im Bereich des Wasserbaus

„Im Bereich des Wasserbaus können wir über eine verwaltungseigene Prüfung sogar eine eigene Qualifikation anbieten. Hier bewerben sich regelmäßig erfolgreich etwa Nebenerwerbslandwirte, Gärtner/Landschaftsbauer, Schreiner“, sagt die Freiburger Pressesprecherin. Da sei der Quereinstieg fast die Regel. Ähnlich sei es auch bei der Bauaufsicht in der Straßenbauverwaltung.

„Den Fachkräftemangel spüren wir natürlich auch im öffentlichen Dienst. Daher versuchen wir dort, wo Spielräume bestehen, diese auch zu nutzen und Stellen für einen Quereinstieg zugänglich zu machen“, sagt Spannagel weiter.

Beim Regierungspräsidium Stuttgart wird zwar nicht konkret nach Quereinsteigern gesucht. Allerdings öffne man die Stellenausschreibungen „soweit sinnvoll und möglich, beispielsweise nach artverwandten Studiengängen“, sagt Pressesprecherin Julia Pieper. „Und wir überlegen auch, inwieweit durch eine Umorganisation des Aufgabenbereichs eine größere Zielgruppe angesprochen werden kann“, ergänzt Pieper.

Wo früher etwa nur Ärzte ausgeschrieben wurden, stünden jetzt auch Überlegungen im Raum, ob jemand mit Gesundheitsmanagement, Biologie oder sonstigen Studiengängen infrage käme. Auch im technischen Bereich würden die Schwerpunkte geöffnet. Allerdings suche man oft Spezialisten, hier sei eine Öffnung dann eher schwierig, so Pieper.

Fast drei Viertel der Beschäftigten denkt an Jobwechsel

Laut Stepstone denken fast drei Viertel (73 Prozent) der Beschäftigten mindestens einmal im Monat an eine neue Herausforderung. Ein Job in einer neuen Branche ist dabei für mehr als ein Viertel (29 Prozent) das klare Ziel.

Bei den Personalverantwortlichen setze laut einer weiteren Umfrage knapp ein Sechstel der Unternehmen (16 Prozent) auf Förderung interner Mobilität und ein Fünftel (20 Prozent) auf Programme zur Weiterbildung.

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