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Kurparkgärtner wollen die Vielfalt im Park erhalten
Badenweiler. 5000 Liter pro Tag haben die Kurparkgärtner in Badenweiler im vergangenen Jahr vergossen. Bei den Mammutbäumen, stolze 160 Jahre alt, „war Alarm angesagt“, so Harald Schwanz, Leiter der Kurparkgärtnerei im Kur- und Schlosspark Badenweiler. „Die alten Bäume sind unsere Edelsteine, aber sie können sich nur schwer auf neue Klimabedingungen einstellen.“
In diesem Jahr ist es das Gegenteil. Durch den vielen Regen „wächst alles, das Staudenbeet wie das Unkraut“. Vor allem die Starkregen bringen viel Arbeit: In den Sandwegen bilden sich tiefe Furchen, die immer wieder ausgeglichen werden müssen, schließlich sollen Kur- wie Parkgäste sicher unterwegs sein können.
Das Personal wird aufgestockt, das Budget wurde deutlich erhöht
Doch Schwanz lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Denn eigentlich hat sich die Arbeitssituation zum Positiven verändert. Das Personal wird aufgestockt und das Budget ist deutlich auf 300 000 Euro erhöht worden: Seit der landeseigene Kurpark im Juli 2023 unter die Fittiche der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) gekommen ist, tut sich einiges. „Ich bin glücklich, dass der Park geschätzt wird, dank der SSG sind wir in einem sicheren Hafen und die Arbeit wird anerkannt“, sagt Schwanz.
Die Anfänge der im Stil der englischen Landschaftsparks angelegten Anlagen liegen im 18. Jahrhundert, als die römische Badanlage unter Markgraf Friedrich I. von Baden freigelegt und später in einen Park integriert und der Kurbetrieb mit dem Marmorbad angestoßen wurde. Mit der Burgruine, dem Kurhaus aus den 1970er-Jahren und dem nahegelegenen Großherzoglichen Palais bilden Kur- und Schlosspark ein Ensemble.
Ein Bestand von rund 3500 Bäumen, darunter die charakteristischen Mammutbäume – Pflanzdatum 1860 – und über 5000 Pflanzen werden von den Kurparkgärtnern betreut. „Friedrich I. hat den Grundstein für diese Vielfalt gelegt“, sagt Schwanz. „Er war ein Liebhaber von Eichen und Koniferen. Eigentlich sind wir hier der kleine Bruder der Insel Mainau, es gibt eine parallele Pflanzgeschichte.“
Neuen Spielraum für die botanische Vielfalt gibt es auch durch einen Förderverein für den Kurpark. Die Stiftungserträge fließen in die Sammlung, sodass besondere Bäume, etwa eine Zitronensammlung, angeschafft werden können. Am Burgberg ist auch ein Weinberg mit einer Gutedelsammlung entstanden, ebenso gibt es einen Hildegard-Garten mit Heilkräutern. Zurzeit zieht Schanz gerade Mammutbäumchen nach, deren Samen auch schon aus Badenweiler in den Botanischen Garten nach Hongkong gelangt ist.
Die Vielfalt zu erhalten, bleibt die größte Herausforderung. Gerade die wärmeren, trockeneren Winter machen dem Baumbestand zu schaffen. „Der Park ist von Straßen und Bebauung umgeben, das Wasser ist weg“, sagt Schwanz. Insofern hat sich auch in der Pflanzgestaltung etwas getan: Weg vom kurzgeschnittenen Rasen hin zu stufig gestalteten Staudenbeeten, wo sich die Pflanzen gegenseitig beschatten; die Wiesen werden teils seltener gemäht, Wildblumen und Orchideen sind zurückgekehrt. Für die Zukunft wird ein Parkpflegewerk erstellt, um das historische und natürliche Erbe zu erhalten.
Gegenüber den Besuchern muss teils Überzeugungsarbeit geleistet werden. „Die Leute fragen sofort nach, wenn etwas anderes kommt“, so Schwanz. „Aber englischer Landschaftspark heißt halt nicht englischer Rasen, es darf durchaus auch mal wilder sein.“
Ein Hauptaugenmerk gilt der Verkehrssicherungspflicht
Zu wild aber auch nicht: Ein Hauptaugenmerk gilt der Verkehrssicherungspflicht, die viel Zeit kostet und Personal bindet, denn der Park ist öffentlich und frei zugänglich. Nicht nur die Wege, auch die Bäume selbst werden zwei Mal im Jahr und nach jedem Starkregen oder Sturm in Augenschein genommen. Im Baumkataster ist der Zustand jedes einzelnen Baumes vermerkt.
Um den Kur- und Schlosspark zu erhalten, arbeitet Schwanz mit seinem Team täglich am Feinschliff. Und ist damit gar nicht so weit von seinem eigentlichen Traumberuf entfernt. Edelsteinschleifer wollte er werden. Heute bringt er ein botanisches Kleinod zum Glänzen.
Grabungsschutzgebiet in Badenweiler
Die nahe beieinander liegenden Parkareale von Kur- und Schlosspark in Badenweiler werden von elf Mitarbeitern bewirtschaftet. „Wir sind durch die Burg- und Badruine Grabungsschutzgebiet“, sagt der Leiter des Kurparks Harald Schwanz. Dazu stehe der Park unter Denkmalschutz – Rahmenbedingungen, die die Bewirtschaftung bestimmen. Angelegt wurde der Kurpark ab 1824 durch den Hofrat und Gartendirektor von Schwetzingen Johann Michael Zeyher.