Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Mitarbeiterzufriedenheit

Öffentlicher Dienst: „Die Spielräume bei der Bezahlung sind gering“

Die Mitarbeiterzufriedenheit spielt für die öffentlichen Verwaltung eine wichtige Rolle. Eine Studie in Bayern hat ein recht negatives Stimmungsbild gezeichnet. Auch die öffentlichen Arbeitgeber in Baden-Württemberg sehen Optimierungsbedarf, schätzen die Stimmung aber besser ein.

Viele Mitarbeiter im öffentlichen Dienst finden die Arbeit dort unattraktiv, auch wenn sie einen sicheren Arbeitsplatz haben. Sie kritisieren eine zu hohe Bürokratie oder zu geringe Bezahlung. Foto: „AndreyPopov“,via www.imago-images.de

"AndreyPopov",via www.imago-images.de)

Stuttgart/Tübingen. „Grundsätzlich bietet der öffentliche Dienst mit sinnstiftenden, gemeinwohlorientierten Aufgaben hervorragende Voraussetzungen für zufriedene Mitarbeitende“, heißt es aus der Pressestelle des Regierungspräsidiums (RP) Tübingen. „Um diesen Trumpf zu nutzen, gilt es jedoch auch die sonstigen Arbeitsbedingungen bestmöglich zu gestalten.“

Sicherer Arbeitsplatz und flexible Arbeitszeitangebote

Verwaltungen punkten bei ihren Mitarbeitern, wenn es etwa um den sicheren Arbeitsplatz oder flexible Arbeitszeitangebote geht. Eine Online-Umfrage des Bayerischen Beamtenbunds hat dem öffentlichen Dienst in Bezug auf die Mitarbeiterzufriedenheit dennoch ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.

Die Befragten kritisierten etwa die Bezahlung, hohe Bürokratie, schlechte technische Ausstattung am Arbeitsplatz, Überstunden, Mangel an Fach- und Nachwuchskräften oder die mangelnde Wertschätzung durch Führungskräfte. Manche Ergebnisse der bayerischen Studie, so Pressesprecher Matthias Aßfalg, „spiegeln auch unsere Eindrücke im Regierungspräsidium Tübingen wider.“

Ähnlich heißt es von der Oberfinanzdirektion Karlsruhe: „Die in der Umfrage genannten Themen sind auch hier bekannt und werden in unterschiedlicher Intensität diskutiert.“ Allgemein gebe es Themen, die Unzufriedenheit bei den Beschäftigten erzeugen, „aber die Gesamtstimmung nehmen wir als differenzierter und besser wahr“. Die Ergebnisse aus der bayrischen Befragung seien „nicht eins zu eins auf die Steuerverwaltung Baden-Württemberg übertragbar“.

Doch auch in der Steuerverwaltung gilt: die Reduzierung der Wochenarbeitszeit wird diskutiert, ebenso im Hinblick auf die Nachwuchsgewinnung die Konkurrenzfähigkeit mit der freien Wirtschaft. Und was wohl eine Mehrheitsmeinung ist: eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit wäre zeitgemäß.

Die Wochenarbeitszeit und die sich weiter verdichtende Arbeitsbelastung ist aus Sicht des RP Tübingen ein Thema: „Die letzten Jahre waren geprägt von außergewöhnlichen Ereignissen – Migration, Corona, Ukraine-Krieg, Naturkatastrophen –, die von vielen Mitarbeitenden einen sehr hohen persönlichen Einsatz und auch die Ableistung von Überstunden erfordert haben“, so Aßfalg.

Dazu komme die Bezahlung, gerade wenn es darum geht, Nachwuchs- und Fachkräften zu gewinnen. „Etliche Berufsgruppen im Regierungspräsidium haben außerhalb des öffentlichen Dienstes erheblich bessere Verdienstmöglichkeiten, zum Beispiel Ärzte, Veterinäre, Ingenieure sowie insgesamt Beschäftigte im IT-Bereich“, so Aßfalg.

„D a unsere Spielräume bei der Bezahlung aufgrund des Beamten-, Tarif- und Haushaltsrechts jedoch gering sind, erhalten wir trotz des Interesses an den Aufgaben regelmäßig Absagen von Bewerberinnen und Bewerber, die nicht bereit sind, Gehaltseinbußen hinzunehmen.“ Hier wäre „eine Annäherung der Bezahlung an die Gehaltsentwicklungen in der freien Wirtschaft wünschenswert“.

Bewerber sind nicht bereit, Gehaltseinbußen hinzunehmen

In der Steuerverwaltung spielt das Thema Digitalisierung eine Rolle: „Bei der IT-Ausstattung und Digitalisierung besteht der Wunsch nach Verbesserung, vor allem hinsichtlich der Software- und Hardwareausstattung“, so Alexander Gräf von der Pressestelle der Oberfinanzdirektion. „Ein weiteres Thema ist die Verfügbarkeit der EDV-Verfahren, aber auch die Performance der Verbindungen.“

D ort habe es in der Vergangenheit insbesondere bei den Finanzämtern Einschränkungen gegeben. „Durch gezielte Investitionen in die IT-Infrastruktur haben wir hier spürbare Verbesserungen erzielt“, so Gräf. Die Liste, mit der die Oberfinanzdirektion Karlsruhe bei ihren Mitarbeitern punktet, ist umfangreich. Grundsätzlich zeichne sich die Steuerverwaltung „durch eine hohe Sinnhaftigkeit der Aufgabe aus. Das spiegelt sich in der Stimmung und vor allem dem Engagement der Beschäftigten“.

Dazu kommen: gute Verdienstmöglichkeiten schon in der Ausbildung, Angebote für individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, moderne Führungskultur mit Leitbildern und Coachingangeboten, Angebote zur Teamentwicklung und Konfliktmanagement. Gearbeitet werde am Thema Wertschätzung, die sich im Alltag weiter etablieren müsse.

Das steht auch im RP Tübingen auf dem Programm. Hierzu gibt es Fortbildungen und Mitarbeiterbefragungen, erklärt Aßflag. „Wir arbeiten kontinuierlich an denjenigen Aspekten der Arbeitsbedingungen, die in unserem Einflussbereich liegen.“

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 189 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesermeinungen

Bitte loggen Sie sich ein, um zu kommentieren.

Lesen Sie auch