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Den Weg des Wassers bis zum Hausanschluss sichern
Stuttgart. „Alles rund um’s Wasser gehört dazu, wie der Name Wassermeister schon sagt“, meint Judith Roosmann, „das geht vom Grundwasser, der Quelle bis zum Hausanschluss, alles hängt an diesem Beruf.“ Roosmann ist Abteilungsleiterin Betriebsstellen und Leitwarte im Verteilbetrieb bei der Bodensee Wasserversorgung (BWV). Mit ihren 183 Verbandsmitgliedern – 149 Kommunen und 34 Wasserversorgungszweckverbänden – ist die BWV dafür zuständig, dass rund vier Millionen Baden-Württemberger mit sauberem Trinkwasser aus dem Bodensee versorgt werden.
Bei der BWV gibt es den Wassermeister in der Aufbereitung und den Wassermeister im Verteilbetrieb, erläutert Thomas Steger, Abteilungsleiter Personalwirtschaft. „Es ist eine klassische Meisterausbildung.“ Nach der Ausbildung zum Anlagenmechaniker oder zur Fachkraft für Wasserversorgungstechnik oder andere technische Berufe lasse sich der Wassermeister aufsetzen.
Für die Versorgungssicherheit sind laut Expertin Dreierteams sinnvoll
Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) etwa bietet Weiterbildungen an. Die Teilnehmenden werden in Vollzeit- oder berufsbegleitenden Block- und Fernlehrgängen auf die Prüfung zum Wassermeister vorbereitet. Die Meisterprüfung selbst wird in Baden-Württemberg etwa von der IHK Karlsruhe abgenommen.
„Gerade kleinere Kommunen haben noch die 120-Prozent-Wassermeister, die sehr engagiert sind und sich quasi ohne Urlaub die ganze Zeit einsetzen“, sagt Roosmann . „Das machen junge Leute nicht mehr mit, weshalb wir Gemeinden raten, sich Dreierteams aufzubauen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“ Denn für den Beruf ganz charakteristisch sei: „Man nimmt uns wahr, wenn es nicht funktioniert, nicht wenn es läuft.“ Der Anspruch sei, so betont auch Steger , dass „der Betrieb unterbrechungsfrei funktioniert“. Als Wassermeister habe man deshalb eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Wassermeister begleiten den gesamter Prozess
Denn man begleitet den gesamten Prozess, angefangen bei der Wassergewinnung und -förderung über Speicherung und Verteilung wie auch die Wasseruntersuchung. „Ein Wassermeister braucht handwerkliche, technische, naturwissenschaftliche und digitale Kompetenzen“, sagt Steger . Die Anlagentechnik sei genauso wichtig wie mikrobiologische Kenntnisse bei der Analyse von Wasserproben. Und man müsse „vorausschauend arbeiten“, erklärt Roosmann , „Die Aufgaben sind sehr komplex.“
Das Aufgabenspektrum ist breit gefächert: Einerseits sind da die Routinen, die in der Wartung und Instandhaltung durchgeführt werden, es werden Wasserproben zur Qualitätsprüfung entnommen, technische Funktionsprüfungen durchgeführt und Störungen beseitigt, Einrichtungen kontrolliert oder Zähler abgelesen.
„Der Wassermeister nimmt andererseits aber auch Führungsaufgaben wahr“, so Steger. „Er leitet Teams, ist für die Arbeitsvorbereitung und -einteilung verantwortlich, überwacht Fremdfirmen, plant Betriebsabläufe und Instandhaltungen.“ Gibt es Baumaßnahmen, die die Wasserleitungen betreffen können, so müssen Wassermeister die Planung und Durchführung begleiten.
Meisterausbildung qualifiziert für eine Fachkarriere
Man dürfe den administrativen Anteil der Arbeit nicht unterschätzen, so Steger, es gehe auch um das Einholen von Angeboten, um Wirtschaftsplandaten, Dokumentation bis hin zur Zeiterfassung, der Absprache von Bereitschaftsdiensten und Urlaubsplanung. „Gleichwohl ist man als Wassermeister viel in den Anlagen unterwegs“, sagt Roosmann, „und man arbeitet im Team, auch wenn es eine hierarchische Struktur gibt.“
Die Meisterausbildung qualifiziere, so Steger, für Führungsaufgaben und eine Fachkarriere und könne die Basis sein, um in den Ingenieurbereich reinzukommen. Vergütet wird ein Wassermeister nach TVöD oder nach TV-V der Stadtwerke und Versorgungsbetriebe.
Wassermeister können unter Umständen auch Kläranlagen leiten
Und nicht nur in Wasserwerken sind Wassermeister gefragt. „Das Wissen kann in weiteren Bereichen angewendet werden, etwa in der Datenverarbeitung, um Programme zu entwickeln oder in der Prozesstechnik“, meint Roosmann. „Und wer sich als Wassermeister mit Trinkwasser auskennt, kann auch eine Kläranlage leiten.“
Es sei eine sinnstiftende Tätigkeit, sagt Steger, denn man sorge täglich dafür, dass ein Prozess am laufen gehalten werde, der für die Menschen lebensnotwendig ist. „Trinkwasser ist das höchstkontrollierte Produkt in Deutschland, die Menschen arbeiten bei uns als Meister oder Ingenieur, weil sie nicht nur ein Segment bearbeiten, sondern die Verantwortung für ein Lebenselement übernehmen wollen.“