Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Beruflicher Neustart durch eine Umschulung zum Verwaltungsfachangestellten
SCHÖMBERG. Seit fünf Jahren bietet das Berufsförderungswerk Schömberg die Umschulung zum Verwaltungsfachangestellten an. „Wir haben die Aufgabe, Menschen, die aufgrund einer Erkrankung nicht mehr an ihrem alten Arbeitsplatz arbeiten können, in den ersten Arbeitsmarkt einzugliedern“, sagt Jan Thomke, Teamleiter Verwaltungsfach beim Berufsförderungswerk Schömberg.
Die Menschen wollen nach der Reha den Neustart
Das kann etwa der Bäcker mit Mehlstauballergie sein, aber auch Förster oder Erzieherinnen gehören zum Klientel. Die Menschen haben die Rehabilitation abgeschlossen und wollen den beruflichen Neustart. „Es sind Personen mit Vorgeschichte, vielleicht mit Burn-out-Erfahrung, Bandscheibenvorfall oder auch einer Borderline-Erkrankung. Sie haben eine Ausbildung durchlaufen und waren im ersten Arbeitsmarkt tätig“, sagt Thomke. „Durch die Umschulung können sie wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen.
Entscheidend ist: Die Menschen bringen aus ihrem ehemaligen Arbeitsbereich eine große Portion Expertise mit. Diese können sie in die Arbeit als Verwaltungsfachangestellte dann einbringen.
Die Umschulung selbst ist in einen theoretischen und praktischen Teil gegliedert und erfolgt nach den Richtlinien des Ausbildungsrahmenplans beziehungsweise Rahmenlehrplans für Verwaltungsfachangestellte. Die Teilnehmenden werden in allen prüfungsrelevanten Fachbereichen fitgemacht: vom Polizei-, Staats-, oder Kommunalrecht, dem Allgemeinen Verwaltungsrecht, dem Beamtenrecht, dem Arbeits- und Tarifrecht bis zu Rechtsanwendung oder dem Sozialwesen.
Ausbildungsschwerpunkte sind Allgemeine Wirtschaftslehre, Öffentliches Recht, Kommunales Finanzwesen, Datenverarbeitung und Verwaltungsbetriebslehre. Die Praxisphase erfolgt in einer Kommunal- oder Landesverwaltung in Baden-Württemberg. Dort durchlaufen die Umschüler etwa in der Stadtverwaltung verschiedene Arbeitsbereiche vom Haupt- oder Personalamt über das Bürgerbüro, das Schul- oder Ordnungsamt bis zur kommunalen Finanzverwaltung.
„Die Umschüler sind im direkten Bürgerkontakt wie bei internen Prozessen einsetzbar“, so Thomke. „Die klassischen Verwaltungsakte können schon während des Praktikums ausgefüllt werden.“
Die Kommunen, die einen Praktikumsplatz anbieten, müssen bereit sein, Einblicke zu gewähren und den Umschüler aktiv ins Arbeitsleben einbinden. „Natürlich muss jemand mit Ausbildungsqualifizierung da sein, aber insgesamt entstehen für die Kommune keine größeren Herausforderungen“, erklärt Thomke.
Bestimmte Kosten wie die Einrichtung des Arbeitsplatzes werden vom Kostenträger – Agentur für Arbeit, Jobcenter oder Deutsche Rentenversicherung – übernommen. Abgeschlossen wird die Umschulung mit dem dreimonatigen Prüfungsvorbereitungslehrgang der Verwaltungsschulen, der Abschluss erfolgt schriftlich und mündlich nach der landeseinheitlichen Prüfung der Regierungspräsidien. Die Vorkenntnisse der Teilnehmer seien ein großes Plus für die Verwaltung. „Ein gelernter Förster kann im Forstamt seinen großen Kenntnisstand nun im Bereich der Verwaltung hervorragend umsetzen“, so Thomke.
Vermittlungsquote der Umschüler bei 100 Prozent
Die Kommunen bekommen in der Praxisphase eine kostenlose Arbeitskraft, die voll einsetzbar ist – und man kann einen potenziellen Arbeitnehmer gewinnen. „Kommunen, mit denen wir bisher zusammengearbeitet haben, sind sehr zufrieden“, so Thomke. „Es gibt sogar welche, die aktiv nachfragen.“ Die Vermittlungsquote der Umschüler liege bei 100 Prozent und oft gebe es schon während des Praktikums ein Übernahmeangebot.
Nicht zu vernächlässigen ist auch ein anderer Aspekt: Kommunen, die sich hier engagieren, leisten einen wichtigen sozialen Beitrag, weil sie Menschen ermöglichen, eine Ausbildung zu absolvieren und ihre Chance auf dem Arbeitsmarkt zu nutzen.
Umschulung zum Verwaltungsfachangestellten
Rund 50 Teilnehmer belegen die Umschulung zum Verwaltungsfachangestellten am Berufsförderungswerk (BFW) Schömberg. Ausgebildet wird bisher an drei Standorten in Schömberg, Renningen und seit 2022 in Ulm. Die Ausbilder kommen aus der Verwaltung und der Wirtschaft – aktuelle Amtsleiter, Bürgermeister a.D. oder Ökonomen. Ende Juli startet ein neuer 24-monatiger Umschulungskurs am Standort Karlsruhe, die Praxisphase fällt dann in die Zeit von Juni bis Dezember 2024. Ab 2024 soll es auch ein Angebot in Villingen-Schwenningen geben.