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Viele Wege führen zur Laufbahn Cyberkriminalist
STUTTGART. „Durchsuchen, Sichern, Aufbereiten, Übergeben“, das sind die Aufgaben von Cyberkriminalisten, so erklärt Nadine Schimmel, Kriminaloberkommissarin beim Landeskriminalamt (LKA), ihre Arbeit. Die 27-Jährige koordiniert Einsätze und ist Sachbearbeiterin im Bereich IT-Forensik. Weitere Fachbereiche beim LKA sind Mobilfunk, Kryptologie, Datenanalyse und Multi-Media-Forensik.
Zu Einsätzen gehen die Cyberkriminalisten laut Schimmel immer zu zweit. Außerdem arbeiten sie für Durchsuchungen mit anderen Polizeiinspektionen zusammen, beispielsweise mit dem Staatsschutz oder der Wirtschaftskriminalität.
Zuständig für alle digitalen Beweismittel
„Vor Ort sind wir für alle digitalen Beweismittel zuständig, egal ob das ein Laptop ist oder die Netzwerke einer ganzen Firma“ so Schimmel. Teilweise müssten die Cyberkriminalisten auch Live-Forensik-Maßnahme durchführen: Dann sorgen sie zum Beispiel dafür, dass die Daten eingeschalteter Geräte nicht beim Ausschalten verschlüsselt werden.
Gespeichert werden die Daten anschließend im Sicherungslabor mit einer 1:1-Kopie, die vor Gericht verwertbar ist. Dabei achten die Cyberkriminalisten darauf, dass sie auf dem ursprünglichen Beweismittel nichts verändern.
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Die so gesicherten Daten können die Beamten anschließend in einem weiteren Labor so aufbereiten, dass sie für die Ermittlungen brauchbar werden. Um die passenden Ergebnisse liefern zu können, beraten sich die Cyberkriminalisten mit den ermittelnden Beamten. Fragen wie „Was will ich von dem Asservat wissen?“ helfen laut Schimmel dabei. Im Anschluss stellen die Sachbearbeiter die relevanten Dokumente und Dateien zusammen. Dann übergeben sie diese an die Ermittler in einem Format, mit dem die Kollegen gut arbeiten und die Informationen in ihr Ermittlungsverfahren übernehmen können.
„Typische Tage gibt es eigentlich nicht“, sagt Schimmel über ihre Arbeit. Manchmal arbeite sie forensisch oder konzeptionell am Computer. An anderen Tagen plane sie Einsätze oder sei selbst daran beteiligt. Das könne vier oder auch mal 16 Stunden dauern. Außerdem treten die Experten vor Gericht gelegentlich als Sachverständige auf.
Einsätze sind nach Angaben der Cyberkriminalistin Teamarbeit und auch im Büro helfe man sich gegenseitig aus: „Wenn ich ein Problem habe, bei dem ich nicht weiterkomme, kann ich auf jeden meiner Kollegen zugehen.“
Für Interessierte gibt es laut LKA verschiedene Möglichkeiten, Cyberkriminalist im gehobenen Dienst zu werden: Polizisten sowie Tarifangestellte bei der Polizei, die entsprechende Fähigkeiten mitbringen, können die einjährige Weiterbildung zum Cyberkriminalisten absolvieren. Dieser Weg steht über eine Sonderlaufbahn zudem auch Quereinsteigern frei.
Für die Weiterbildung wird ein Bachelorabschluss vorausgesetzt
Nadine Schimmel arbeitete bei der Polizei als Tarifangestellte und absolvierte ein duales Studium für Angewandte Informatik. Ein solcher fachlich passender Bachelorabschluss ist Voraussetzung für die Weiterbildung und qualifiziert für den gehobenen Dienst. Der höhere Dienst steht Cyberkriminalisten mit Masterabschluss offen.
Neben der Cybercrime-Abteilung im LKA bieten auch die regionalen Polizeipräsidien in der Kriminalinspektion fünf Stellen für Cyberkriminalisten. Das LKA übernimmt laut Innenministerium lediglich die Fälle, „die sich hinsichtlich Komplexität, überregionalen und internationalen Verflechtungen sowie Ermittlungsaufwand deutlich von der Masse abheben“.
Die Cyberkriminalität ist 2018 und 2019 angestiegen. „Mit der fortschreitenden Digitalisierung aller Lebensbereiche steigt die Gefahr von Cyberangriffen“, warnt auch Innenminister Thomas Strobl (CDU). Deshalb plant der Minister den Aufbau einer Cybersicherheitsagentur, für die im aktuellen Landeshaushalt bereits 83 Stellen für Cyberkriminalisten genehmigt wurden.