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Bund behindert Photovoltaikanlage auf Baggersee

Auf dem Stürmlinger See in Durmersheim bei Karlsruhe entsteht Deutschlands größte schwimmende Photovoltaikanlage, die die gesamte Gemeinde mit Strom versorgen kann. Durch Vorgaben des Bundes wäre das Projekt beinahe unrentabel geworden.

Auf dem Stürmlinger See soll Deutschlands größte schwimmende PV-Anlage gebaut werden.

Gemeinde Durmersheim)

DURMERSHEIM. Das Projekt von Klaus Eckert (SPD) und seinen Mitstreitern könnte bald auch die umliegenden Gemeinden mit grünem Strom versorgen, aber sie dürfen nicht. Eckert ist seit September 2022 Bürgermeister der badischen Kommune Durmersheim (Landkreis Rastatt), und seine Pläne haben schon jetzt weit über die Gemarkungsgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt. Denn auf dem Stürmlinger See, einer gefluteten Kiesgrube, soll Deutschlands größte schwimmende Photovoltaikanlage gebaut werden.

Dass das Projekt landesweit in den Medien war, hat einen für die Verantwortlichen unerfreulichen Grund: Ursprünglich sollte die Anlage doppelt so groß werden und 30 Prozent des Gewässers bedecken. Doch ein Gesetz, das im neuen Jahr in Kraft getreten ist, verhindert das – maximal 15 Prozent einer Seefläche dürfen seitdem mit Solarpanels belegt werden. Zudem müssen die Module mindestens 40 Meter vom Ufer entfernt liegen. 

Eckert: „Das Projekt ist vor Ort völlig unumstritten“

Wegen dieser Vorgabe stand noch im Dezember das Projekt vor dem Aus: Für die Firma, die als Betreiber rund 15 Millionen Euro investiert, wäre das Projekt in der kleineren Version fast unwirtschaftlich geworden.

Und das, obwohl das Vorhaben in der Bevölkerung völlig unumstritten sei, erklärt Eckert, der vor seiner Wahl zum Rathauschef im Umweltministerium gearbeitet hat. Die Vorteile von Photovoltaik auf Seen liegen für ihn auf der Hand. Anders als Freiflächenanlagen auf Äckern falle die Verschattung kaum ins Gewicht. Das Gelände sei umzäunt, baden ist dort nicht erlaubt.

Zuvor hatten Landtagsabgeordnete und Kommunalpolitiker sich  parteiübergreifend dafür eingesetzt, dass das Projekt mit einer Sondergenehmigung in der ursprünglich geplanten Größe kommen kann. Der Landrat des Kreises Rastatt, Christian Dusch (CDU), hatte an Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geschrieben – und im Dezember eine ablehnende Antwort erhalten. Das Ministerium begründet diese mit fehlenden Erfahrungen mit schwimmenden Photovoltaikanlagen und damit verbundenen gewässerökologischen Bedenken. Aber: Für andere Kommunen in der Rheinebene, wo es viele Baggerseen gibt, seien diese Projekte interessant, so Eckert. 

Dennoch konnte er am Dienstag einen guten Tag für Durmersheim verkünden, als alle Beteiligten den Start des Projekts mitteilten. Trotz der wirtschaftlichen Bedenken, die es im Dezember gab, wird die Anlage nun auf 15 Prozent der Seefläche gebaut. Auch in der kleinen Version wird diese auf rund sechs Hektar mit rund zwölf Megawatt-Peak – der maximalen Leistung unter Standardbedingungen – grünen Strom für das Kieswerk und für rund 13 000 Menschen erzeugen. Das ist etwas mehr als Durmersheim Einwohner hat. Und: Da die Anlage, die weitaus größte ihrer Art in Deutschland sein wird, haben die Betreiber dem Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz zugesichert, dass sie auch zu Forschungszwecken zur Verfügung steht, um die Auswirkungen auf das Gewässer zu untersuchen.

Durmersheim soll Leuchtturm in der Region werden

So ganz haben Eckert und seine Mitstreiter doch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass die ursprüngliche Größe des Projekts irgendwann erreicht werden kann – zumal der Bund signalisiert hat, die Genehmigungspraxis zu überdenken. Eckert verweist darauf, dass die PV-Module problemlos erweitert werden könnten. Die Betreiber wollten weiter für eine Ausnahmeregelung kämpfen. Angesichts der Zeitenwende wollen sie gemeinsam für die Bevölkerung den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Sicherung der Stromversorgung vorantreiben. Das Schlüsselwort ist für sie die dezentrale Stromversorgung vor Ort.

Eckert betont, dass sich die erneuerbaren Energien mehr und mehr zum Standortfaktor entwickeln würden. „Denn zukünftig wird sich die Industrie dort ansiedeln, wo erneuerbare Energien verfügbar sind. Umso wichtiger ist das Projekt in Durmersheim für die Region“. Die Betreiber hoffen auf die Genehmigung bis Ende des Jahres und darauf, die Anlage dann ab Frühjahr 2024 nutzen können. 

Mit den schwimmenden Solarpanels macht Durmersheim nur den ersten großen Schritt auf dem Weg zum Leuchtturm der Energiewende in der Region. Denn Eckert forciert den Ausbau der Erneuerbaren auch in Sachen Windenergie und plant bis zu sieben Windräder. 

Städtetag: Städte müssen auf regenerative Energien setzen

Beim Städetag ist man sich sicher, dass Kommunen künftig verstärkt auf Erneuerbare setzen müssten. Wegen der Energiekrise sind die Städte und Kommunen nicht nur in der Pflicht, kurzfristig Gas und Strom einzusparen.

„Sie müssen auch in der Zukunft schauen, wie mittel- bis langfristig Energie eingespart werden kann. Sie müssen sich auch selbst Gedanken darüber machen, wie man als Stadt Energie spart und regenerative Energieträger einsetzt, indem sie etwa Photovoltaikanlagen auf die eigenen Dächer bringen“, sagte der Geschäftsführer des Verbands, Ralf Broß.

Quelle/Autor: Philipp Rudolf

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