Landtagspolitiker singen Loblied auf Laienmusiker
Stuttgart. Baden-Württemberg ist bundesweit mit Abstand Spitze in Sachen Amateurmusik: In keinem anderen Bundesland sind so viele Menschen in ihrer Freizeit musikalisch aktiv – sei es in Musikverein, Blasorchester oder Chor – wie im Südwesten. Dies geht aus der umfangreichen Antwort des Wissenschaftsministeriums auf eine große Anfrage der CDU-Landtagsfraktion zur Situation der Laienmusik in Baden-Württemberg hervor, die im Landtag debattiert wurde.
Dabei sprachen Vertreter aller Fraktionen sowie Wissenschaftsstaatssekretär Jürgen Walter (Grüne) allen Aktiven, vor allem den ehrenamtlichen Chor-, Orchester- oder Ausbildungsleitern, Anerkennung und Dank aus. Walter warb zudem bei den Abgeordneten dafür, den Begriff „Laienmusiker“ künftig im Sprachgebrauch durch „Amateurmusiker“ zu ersetzen. „Laien sind ja Menschen, die von einer Sache nichts verstehen, und hier ist das Gegenteil der Fall“, sagte Walter.
Angebot im Jugendmusikbereich in Trossingen erhalten
Die aktuelle Diskussion um die Sparpläne des Wissenschaftsministeriums für die Musikhochschulen holte allerdings auch diese Landtagsdebatte ein. Energisch plädierten Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU) und Jochen Haußmann (FDP) für den Erhalt der Musikhochschule Trossingen und ihres Angebots auch für Ehrenamtliche, Amateurmusiker und im Jugendbereich. „Trossingen kann nicht ausgeblutet werden, für das kulturelle Leben ist Trossingen wie das tägliche Brot“, sagte Gurr-Hirsch. Haußmann erinnerte daran, dass das musikalische Leben in vielen Schulen und Vereinen von Absolventen aus Trossingen getragen werde. „Die Sparpläne schlagen in ganz Deutschland Wellen“, sagte Haußmann. „Wir sollten alles dafür tun, die Musikhochschulen auch weiter so zu fördern wie bisher.“
Gurr-Hirsch warb zudem dafür, das Fach Musik bei den neuen Bildungsplänen 2015 wieder als eigenständiges Fach zu berücksichtigen. „Das Fach MNK hat nichts gebracht“, sagte sie. Dagegen seien an den Schulen Ergänzungsstunden für ein musikalisch-kulturelles Angebot unverzichtbar.
Der CDU-Abgeordnete Rudolf Köberle warf der grün-roten Landesregierung dagegen vor, zu wenig für die Aktiven und Ehrenamtlichen zu tun. „Lobes- und Dankeslieder, die auf die Laienmusik angestimmt werden, sind gut für die Laienmusik. Aber entscheidend ist, was die Politik tut und mit was die Musik in den kommenden Jahren von der Politik rechnen kann“, sagte Köberle. „Die Zahlen zeigen, dass die Landesregierung entweder wenig von der Laienmusik weiß oder wenig von ihr hält.“ Schließlich engagierten sich die Menschen nicht nur zu ihrem Privatvergnügen, sondern erfüllten eine große gesellschaftliche Funktion.
Zugang zu musischer Erziehung für jedes Kind gefordert
Für die Grünen-Fraktion forderte Manfred Kern, dass jedes Kind im Land Zugang zu musischer Erziheung haben müsse, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. „Es kann nicht sein, dass wir überall nur nach den Kosten fragen“, so Kern, „wir wollen dafür sorgen, dass die Laienmusik auch weiter die Förderung erhält, die sie benötigt.“ Dazu gehöre auch die Ausbildung von Chor- und Orchesterleitern, die sie an den Musikhochschulen und Akademien im Land stattfinde.
Helen Heberer (SPD) vermutete sogar, dass die große Breite und breite Spitze der musikalischen Qualität der Menschen in Baden-Württemberg zum volkswirtschaftlichen Vorsprung des Bundeslandes gegenüber anderen beigetragen habe. „Mit der Laienmusik wir Zusammenhalt und Gemeinwohl geschaffen“, sagte Heberer. Zudem verwies sie darauf, dass die grün-rote Landesregierung die Mittel für die Laienmusik bereits 2011 um 200000 Euro aufgestockt habe, nachdem sie in den Jahren zuvor zurückgefahren wurden.
Neue Förderpläne ab 2015 für Amateurmusikbereich
Für die Landesregierung erklärte Walter, dass es ab 2015 neue Förderpläne für den Amateurmusikbereich geben werde. „Die alten Förderrichtlinien waren zum Teil überholt und nicht mehr nachvollziehbar, der Rechnungshof hat sie bereits kritisiert“, sagte Walter. Es werde zwar keine Steigerung der Mittel geben, aber eine gerechtere Verteilung und Finanzierung. Im Vordergrund stehe aber auch weiterhin das Engagement der Kommunen.
Quelle/Autor: Ulrike Bäuerlein