Pflegeberufe für Schulabbrecher geöffnet
Stuttgart. Baden-Württemberg wird als erstes Bundesland Pflegeberufe auch für Schulabbrecher und Langzeitarbeitslose öffnen. Die schwarz-gelbe Mehrheit im Landtag stimmte heute in Stuttgart einer Novelle des Landespflegegesetzes zu, mit deren Hilfe der Nachwuchsbedarf in der Pflege gedeckt werden soll.
Gesundheitsministerin Monika Stolz (CDU) sprach von einem „guten Tag für die Pflege im Land“. Sie rechnet damit, dass sich bis zum Jahr 2030 die Zahl der pflegebedürftigen Menschen auf 350 000 Menschen verdoppelt. Stolz hofft, dass durch die Novelle etwa 90 000 neue Pflegekräfte gewonnen werden können. Bisher arbeiten 100 000 Menschen in der Pflege.
Ärzte und Pflegepersonal sollen durch das Konzept entlastet werden
Vom Hauptschulabgänger ohne Abschluss zum Arztassistent – solche Aufstiegsmöglichkeiten sollen künftig möglich sein. Die Gesetzesänderung sieht zum einen den leichteren Zugang zur Pflege, zum anderen eine Differenzierung in den höher qualifizierten Berufen vor. So soll eine zweijährige Ausbildung, die keinen Schulabschluss erfordert, aber ein Nachholen erlaubt, zum Berufsbild des Alltagsbetreuers führen. Dieser soll etwa Demenzkranke im Alltag betreuen.
Arztassistenten sollen die Mediziner entlasten. Pflegekräfte sollen diesen Beruf in einem Bachelorstudiengang an der Dualen Hochschulen Karlsruhe absolvieren können. Die Opposition aus SPD und Grüne begrüßte das Gesetz im Grundsatz. Sie stieß sich aber daran, dass das Berufsbild zu unklar sei. Es müsse möglich sein, dass die Absolventen auch selbstverantwortlich Patienten behandeln können. Zudem plädierten SPD und Grüne für eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte.
Ministerin Stolz und der FDP-Sozialexperte Ulrich Noll verwiesen darauf, dass der Bund für die Akademisierung der Pflegeberufe und die Vergütung zuständig seien. Noll stellte auch klar, dass Arztassistenten nur Aufgaben übernehmen sollen, die von Medizinern delegiert worden seien. „Wir wollen keinen Arzt light für die Fläche.“