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Kommentar

Ein Tarifergebnis, mit dem fast alle gut leben können

Am Sonntagmittag war es so weit. Da stand das Tarifergebnis im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen, das eine Erhöhung von fast sechs Prozent vorsieht und eine Flexibilisierung der Arbeitszeit. Die Einigung könnte auch damit zu tun haben, dass die Kommunen auf frisches Geld vom Bund hoffen.

Sonntag, 6. April (von links nach rechts): Volker Geyer (Beamtenbund), Nancy Faeser (Bund), Frank Werneke (Verdi) und Karin Welge (Kommunen) verkünden die Einigung.

dpa/Michael Bahlo)

Eine Reinigungskraft bekommt 179 bis 185 Euro mehr Geld, ein Müllmann 191 bis 208 Euro und eine Erzieherin 205 bis 239 Euro. Und dies in diesen unsicheren Zeiten. Im öffentlichen Dienst mag man nicht reich werden. Doch man hat einen krisenfesten Job und kann sich auf seine Gewerkschaften verlassen. Verdi hat von vornherein das gröbere Besteck ausgepackt, in großem Stil warngestreikt und nun geliefert, auch wenn der Tarifabschluss für Bund und Kommunen unter der ursprünglichen Forderung von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro liegt. Aber das haben Tarifabschlüsse nun einmal an sich, zumal solche, die auf einer Schlichterempfehlung fußen. Zumal ja auch noch ein zusätzlicher Urlaubstag ab 2027 dazukommt. Sowie bis zu drei weitere, wenn man auf Teile seiner Sonderzahlung verzichtet.

Doch auch die Arbeitgeber gehen nicht ohne Gewinn aus dieser aufreibenden Tarifauseinandersetzung. Sie haben sich mit ihrer Forderung nach einer langen Laufzeit durchgesetzt. Und nach einer Flexibilisierung der Wochenarbeitszeit: Diese darf in Zukunft bis zu 42 Stunden betragen. So mancher Beschäftigte darf sich schon heute auf einen Besuch seines Chefs „freuen“ mit der Bitte, die individuelle Arbeitszeit doch „freiwillig“ anzuheben. Dies könnte den einen oder anderen Personalengpass lösen. Fragt sich nur, ob diese Lösung auch von Dauer ist oder ob sich die öffentliche Verwaltung damit nicht nur mehr Burn-out-Fälle einhandelt.

Unter dem Strich steht jedoch immerhin die Erkenntnis, dass eine Einigung auch in schwierigen Zeiten möglich ist. Geholfen haben dürften auch die angekündigten Milliarden vom Bund. Allein die Aussicht darauf dürfte es dem einen oder anderen kommunalen Arbeitgeber erleichtert haben, dem Kompromiss zuzustimmen, der besonders jenen schwerfiel, die ohnehin seit langem unterfinanziert sind. Kein Wunder, dass das einzige Nein vom kommunalen Arbeitgeberverband Sachsen kam.

In Baden-Württemberg dagegen ist man weitgehend zufrieden – auf beiden Seiten des Verhandlungstisches. Nur die Krankenhäuser stöhnen – doch die Krankenhausfinanzierung ist bekanntlich eine komplizierte Angelegenheit, die auch die Tarifpartner nicht lösen können.

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