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Porträt der Woche

Markus Rösler will nicht mehr für den Landtag kandidieren

Der Grünen-Politiker Markus Rösler sitzt seit 2011 im baden-württembergischen Landtag. Jetzt hat er seinen Rückzug angekündigt und will den Platz frei machen ― damit andere die dicken Bretter bohren könnten, wie er sagt.

Markus Rösler gehört dem Landtag seit 2011 an. Erneut kandidieren will der Grünen-Politiker nicht mehr.

Lena Lux Fotografie & Bildjourna)

Stuttgart. Er ist kein Parteimitglied der ersten Stunde, sondern ein politischer Quereinsteiger mit großem Interesse an langen Linien, wie Markus Rösler sich selber beschreibt. 1998 trat der Gerlinger den Grünen bei, seit 2011 sitzt er im Landtag. Nach 15 Jahren im Parlament, will er bei der Landtagswahl im kommenden Jahr nicht mehr kandieren.

Im Naturschutz ist der passionierte Klavierspieler mit dem Faible für Chopin seit Jahrzehnten tätig, in vielfältigen Funktionen im Naturschutzbund (Nabu), auch auf europäischer Ebene. Mehrere Themen werden ihn weiter begleiten: Streuobst, worüber er seine Diplomarbeit geschrieben hat, Großschutz- und Biosphärengebiete und der Umgang mit dem Wolf.

Es sei ihm immer ein Anliegen gewesen, sich auch für diejenigen einzusetzen, die nicht zu den oberen Zehntausend gehören, sagt er, zum Beispiel für eine Schichtdienstbezahlung bei Menschen in Botendiensten oder an der Pforte des Landtags. Der promovierte Landschaftsökologe hat DDR-Erfahrung, weil er zu Studienzwecken am Institut für Landschaftsforschung und Naturschutz in Greifswald war. Er findet, dass Linksextremismus nicht besser ist als Rechtsextremismus sei, im Kontext des Naturschutzes sei das aber „nicht relevant“, anders als der Populismus an der so breit gewordenen rechten Seite des politischen Spektrums.

Als finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion bekannt für ausführliche Vorträge, scherzen Kollegen und als Mitglied in der Haushaltskommission der Landesregierung hat der 63-Jährige auch eine klare Meinung zu den spektakulären Beschlüssen von Union und SPD auf Bundesebene. Die seien im Grundsatz sinnvoll. Gerade die Grünen machten sich seit Langem für eine Reform der Schuldenbremse stark. Insbesondere im Bereich Verteidigung müsse dringend auch die russische Kriegsführung in den sozialen Medien und überhaupt durch Kommunikation stärker in den Blick genommen werden, verlangt der Vater von drei Kindern. Außerdem müsse eine künftige Bundesregierung in Klima- und Artenschutz investieren.

Rößler kommt aus einer Obstbau- und Weingärtnerfamilie, „Wengerter“, wie er selber sagt, weil er Schwäbisch schwätzt und in der Bewahrung von Dialekten aktiv ist. 2016 und 2021 hat er das Direktmandat in einem früher für die CDU wichtigen Wahlkreis geholt, jenem von Günther Oettinger. In Rente geht es mit dem Ausscheiden aus dem Landtag nicht. Konkretes ist noch nicht spruchreif, eines aber klar: Dass er für seine Grünen „ja nicht aus der Welt ist“.

Drei Fragen …

Warum sind Dialekte so wichtig?

Dialekte, egal ob Plattdütsch, was ich als Vogelwart an der Nordsee erlernte, oder schwäbisch, sind sympathisch und können manches viel präziser ausdrücken als Schriftdeutsch. Auf positive Weise schaffen sie Identität. Leider zu unbekannt ist: Wer sowohl Dialekt spricht als auch Schriftdeutsch, macht schon als Kind weniger Fehler in der Rechtschreibung.

Wie haben sich die Grünen im Land verändert seit 2011?

Durch den Wechsel vieler erfahrener Abgeordneter in die Exekutive haben wir die massiv gestärkt – manchmal zu sehr im Vergleich zur Legislative. Wir sollten daher prüfen, ob nach dem Vorbild anderer Länder die Arbeit in der Legislative dadurch deutlich verbessert und gestärkt wird, dass nach der Berufung ins Kabinett das Mandat zugunsten anderer abgegeben wird.

Wer ausscheidet, zieht Bilanz: Wo sehen Sie ihren größten Erfolg?

Die nach über drei Jahrzehnten erstmalige Umschichtung von Toto-Lotto-Geldern, immerhin 28 Millionen Euro pro Jahr, für gemeinnützige Zwecke in Naturschutz, Lebensrettung, Suchtberatung, Kultur und Denkmalpflege sowie die bundesweit vorbildliche Einrichtung des Kompetenz-Zentrums Biologische Vielfalt und Taxonomie an der Universität Hohenheim und dem Staatlichen Naturkundemuseum Stuttgart mit neuen Stellen, um das Bestimmen von Arten wieder lehren zu können.

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