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Innovationen

Wie kleine Firmen digitale Geschäftsmodelle entwickeln können

Die Computertechnik und das Internet erlauben Klein- und Mittelbetrieben, quasi aller Branchen die Etablierung neuer digitaler Geschäftsmodelle. Doch oft bleiben Chancen ungenutzt, weil es an Zeit und Know-how mangelt. Für Unternehmen gibt es aber zahlreiche Beratungs- und Fördermöglichkeiten.

Mit digitaler Technik können Handwerksbetriebe neue Geschäftsmodelle, wie Onlineshops oder zusätzliche Serviceleistungen für Kunden entwickeln.

IMAGO/Zoonar/Robert Kneschke)

Stuttgart. „Die Kunden wollen immer wieder genau wissen, zu welchem Termin die Bauarbeiten beginnen“, berichtet Patrick Giese, Geschäftsführer der Giese GmbH in Stuttgart-Degerloch. Das Handwerksunternehmen mit rund 30 Beschäftigten, das ursprünglich als Malerbetrieb gestartet ist und mittlerweile auch Komplettsanierungen anbietet, hat diesen oft wiederholten Kundenwunsch zum Anlass genommen, ein neues, zusätzliches Geschäftsmodell aufzubauen.

Das Unternehmen entwickelte eigens eine leicht handhabbare, kostengünstig nutzbare digitale Plantafel, die ein transparentes und zuverlässiges Bauprojektmanagement ermöglicht – und eben auch für einen kleinen Betrieb handhabbar ist. Mit dieser Innovation hat die Firma nicht nur ihre internen Abläufe optimiert, sondern sich auch als moderner Partner am Markt für andere Handwerksunternehmen positioniert.

Denn die digitale Plantafel wird nicht nur bei Giese selbst genutzt, sondern unter dem Namen Filitime auch als Cloud-Lösung gegen Entgelt für andere bereitgestellt. „Zugleich haben wir unserer internen Prozesse stark verbessert und den Umsatz mit Handwerkerleistungen in fünf Jahren verdreifacht“, verrät der Firmenchef.

Kunden favorisieren häufig Komplettlösungen

Die Digitalisierung bietet Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, ihre Geschäftsmodelle zu optimieren oder völlig neu zu denken. Doch viele Betriebe haben noch immer Mühe, diese Chance zu nutzen. Rund die Hälfte der Unternehmen hat große oder sehr große Schwierigkeiten damit, so eine Studie des IT-Verbands Bitkom aus dem Frühjahr 2024.

Dabei gibt es eine ganze Reihe bewährter Standardherangehensweisen. Eine wichtige ist die Entwicklung von Komplettlösungen. Dabei werden Dienstleistungen und Produkte gebündelt, um Kunden einen möglichst unkomplizierten Zugang zu allen benötigten Leistungen zu ermöglichen.

Kunden schätzen es, wenn sie nicht mit mehreren Dienstleistern kommunizieren müssen, sondern alles aus einer Hand erhalten. Ein Beispiel sind Plattformmodelle, bei denen Anbieter und Nachfrager direkt miteinander verknüpft werden. Einen weiterer häufig genutzter Ansatz ist E-Commerce. Zusätzlicher Onlinevertrieb ermöglichen es Unternehmen, ihre Reichweite deutlich zu vergrößern und dabei neue Kunden anzusprechen. Gerade kleinere Unternehmen können davon profitieren, da der Markteintritt kostengünstig und flexibel gestaltet werden kann. Viele Firmen entdecken zudem, dass sie durch datenbasierte Analysetools ihr Angebot optimieren und ihre Zielgruppen besser verstehen können.

Produkte und Service in Abo-Modellen verknüpfen

Ein weiteres Geschäftsmodell sind Smart Services. Dabei handelt es sich um digitale Zusatzleistungen, die das Kundenerlebnis verbessern und Unternehmen neue Einnahmequellen erschließen. Ein gutes Beispiel ist der Einsatz von Sensorik in Maschinen, die Wartungsbedarfe frühzeitig meldet. Dies reduziert für Kunden die Ausfallzeiten und schafft gleichzeitig eine langfristige Kundenbindung. Die Verbindung von Produkten und Dienstleistungen mit einer ergänzenden Software ermöglicht es ferner, Abo-Lösungen anzubieten, etwa für die laufende Nutzung der Software.

Die Entwicklung und Einführung digitaler Geschäftsmodelle ist jedoch kein Selbstläufer. Unternehmen, die auf diesem Feld erfolgreich sein wollen, sollten eine strukturierte Vorgehensweise anstreben. Zunächst sollten sie ihre bestehenden Geschäftsmodelle kritisch analysieren. Was sind jeweils die Wertversprechen? Welche Kundensegmente werden aktuell bedient? Welche Ressourcen kommend dabei zum Einsatz. Schon bei dieser Analyse werden oftmals Schwachstellen sichtbar, die durch Digitaltechnik ausgemerzt werden können, oder es werden Innovationspotenziale erkennbar.

Handwerksverband bietet „Digitalisierungs-Werkstatt“

„Im hektischen Betriebsalltag ist es zugegeben oft schwer, den Blick für solche Fragestellungen zu haben“, sagt Raphael Wohlfahrt, Ansprechpartner für das Thema Digitalisierung bei Handwerk BW. Es sei hilfreich, zunächst die diversen Beratungs- und Förderangebote der zuständigen Kammern zu sichten, empfiehlt der Experte.

Ob auf eigene Faust oder mit Unterstützung von außen, etwa im Rahmen einer „Digitalisierungs-Werkstatt“ des Handwerksspitzenverbandes: Ein weiterer essenzieller Schritt bei der Etablierung eines neuen digitalen Geschäftsmodells ist es, die Bedürfnisse der Kunden genau zu analysieren und zu verstehen. Oftmals haben Betriebe nur eine oberflächliche Vorstellung davon, was sich die Kundschaft eigentlich wünscht. Befragungen können helfen, neue Einsichten zu gewinnen.

Digitalisierungsprämie Plus

Das Förderprogramm Digitalisierungsprämie Plus der Landesregierung in Zusammenarbeit mit der L-Bank ist Förderangebot an Klein- und Mittelbetriebe mit bis zu 500 Beschäftigten, das bei der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle genutzt werden kann. Gefördert werden Projekte zur Einführung neuer digitaler Lösungen sowie zur Verbesserung der IT-Sicherheit mit einem Kostenvolumen zwischen 5.000 Euro und 100.000 Euro. Es gibt eine Darlehen- und eine Zuschussvariante. 

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