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Jubiläumsjahr 

Sibylla Augusta: Eine fromme Fürstin und tatkräftige Bauherrin

Sibylla Augusta war eine kluge Politikerin und leidenschaftliche Sammlerin von Kunstwerken aus aller Welt. Am 21. Januar 2025 wäre sie 350 Jahre alt geworden, die Staatlichen Schlösser und Gärten widmen ihr deshalb ein ganzes Jubiläumsjahr.

Porträt von Sibylla Augusta von Baden-Baden, einer einflussreichen Regentin und leidenschaftlichen Kunstsammlerin, deren 350. Geburtstag 2025 gefeiert wird.

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Das Rastatter Schloss Favorite wurde von Sibylla Augusta in Auftrag gegeben. Foto: imago images/Shotshop – orion via www.imago-images.de

Rastatt. Sie wuchs in einer katholischen Familie auf, brachte neun Kinder zur Welt und gilt in der Geschichte als baulustige Regentin: Sibylla Augusta von Baden-Baden.

Sibylla Augusta wurde 1675 in Ratzeburg geboren. Mit 15 Jahren vermählte sie sich mit Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1677 bis 1707). Die bislang geltende Interpretation, dass man für Ludwig Wilhelm die ältere Schwester vorgesehen hatte, ist nicht mehr haltbar. „Nach neuen Erkenntnissen hatte Ludwig Wilhelm von vorneherein Sibylla Augusta im Sinn. Man versuchte das aber in Briefen nicht offiziell zu kommunizieren“, sagt Sandra Eberle, Kunsthistorikerin und Konservatorin der Region Oberrhein/Schwarzwald der Staatlichen Schlösser und Gärten. Der Markgraf war ein siegreicher Feldherr in den Türkenkriegen und trug den Beinamen „Türkenlouis“.

Sibylla Augusta brachte neun Kinder zur Welt. Sechs starben in den ersten Jahren. Als im Jahr 1707 ihr Mann starb, trat sie vormundschaftlich an die Stelle ihres Sohnes, weil Erbprinz Georg erst fünf Jahre alt war. Als Regentin ließ sie ab 1710 bauen: das Jagd- und Lustschloss Favorite, die Schlosskirche in Rastatt und auch Kapellen.

Die Markgräfin bestimmte fast alle Details der Innenausstattung

„Mit diesen Gebäuden präsentierte sie sich als kunstsinnige Herrscherin und fromme katholische Fürstin“, schreiben die Staatlichen Schlösser und Gärten. Und: Die Markgräfin bestimmte fast alle Details der Innenausstattung selbst. Umgesetzt wurden ihre Wünsche von Baumeister Michael Ludwig Rohrer und ihrem künstlerischer Leiter Franz Pfleger.

Zugleich kennt man sie als kluge und sparsame Politikerin, aber auch als leidenschaftliche Sammlerin von Kunstwerken aus aller Welt. 1727 übergab sie nach zwanzig Jahren die Regentschaft ihrem Sohn Ludwig Georg und zog sich auf das Ettlinger Schloss zurück. Dort starb sie 1733.

„Sibylla Augusta war eine tatkräftige Frau, die einerseits pflichtbewusst und im Sinne ihrer Zeit agierte, andererseits aber, vor allem als Bauherrin von Schloss Favorite, auch sehr stark ihren persönlichen Geschmack einbrachte“, sagt Eberle. Etliche ihrer Ausstattungsstücke im Schloss Favorite sind selten, besonders die japanischen Figuren von Menschen und Jagdfalken an den Wänden des grünen Schlafzimmers des Erbprinzen. „Die stoffbezogenen Reliefs stammen aus einer genau identifizierbaren Werkstatt in Kyoto. Solche Stücke wurden einst für Festdekorationen, Stabpuppen oder als Requisiten genutzt“, erläutert Eberle. Nur wenige Stücke dieser Art hätten anderswo überlebt, „und wenn, wohl nie in dieser Zahl (23 Stück) und mit identifizierbarer Werkstatt“, betont Eberle.

Ein Lustschloss gehörte einfach zum Residenzensemble

Und warum gab Sibylla Augusta viele Bauten in Auftrag? „Das war Teil ihrer fürstlichen Repräsentation und insofern durchaus typisch. Ein Lustschloss gehörte einfach zu einem Residenzensemble, eine Schlosskirche ebenso. Die wertvolle Ausstattung sollte einen guten Eindruck bei den Heiratsverhandlungen für ihre Kinder machen“, betont die Kuratorin.

Laut Eberle diente Favorite auch dazu, ihre erlesene Porzellansammlung zu präsentieren. In der Schlosskirche und in weiteren Kapellen baute Sibylla Augusta Heilige Stätten aus dem Leben Jesu nach – von der Verkündigung über die Geburt bis zum Grab. Zudem präsentierte sie dort eine enorme Zahl von Reliquien. „Sie handelte im Sinne der Gegenreformation – der katholische Glauben sollte gefestigt werden – und um sich selbst als fromme Fürstin zu präsentieren“, betont Eberle.

SSG-Jubiläumsprogramm

2025 jährt sich der Geburtstag von Sibylla Augusta, Markgräfin von Baden-Baden, zum 350. Mal. Die Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) feiern mit Partnern ihr Wirken mit einem vielfältigen Jubiläumsprogramm. Führungen, Aktionstage und ein Themenwochenende laden dazu ein, Sibylla Augusta und ihre Bauwerke wie die Schlosskirche im Residenzschloss Rastatt und das Porzellanschloss Favorite Rastatt neu zu entdecken.

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