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Ein Hoffnungsstrahl in der dunklen Nacht
Die biblischen Texte, die wir jetzt an Weihnachten hören, zeichnen zunächst ein eher dunkles und bedrückendes Bild: Der Prophet Jesaja spricht von dem Volk, das in der Finsternis geht, das im Land des Todesschattens wohnt.
Er erinnert an dröhnend daher stapfende Soldatenstiefel und an blutdurchtränkte Militärmäntel. Angst und Furcht bestimmen die Stimmung. Und auch von den Hirten des Weihnachtsevangeliums, die sich in der Nacht auf freiem Feld bei ihren Schafsherden aufhalten, berichtet Lukas, dass sie sich sehr fürchteten.
Furcht und Angst bestimmen auch das Lebensgefühl vieler Menschen in unseren Tagen. Angesichts der vielen Kriege und Konflikte und der drohenden Krisen blicken viele Menschen in eine düstere Zukunft.
Die Menschen haben Angst vor nächtlichen Bombenangriffen
Die Menschen, die in den Krisengebieten unserer Erde leben: in der Ukraine, im Nahen Osten und in den vielen Regionen, die nicht im Mittelpunkt unserer medialen Aufmerksamkeit stehen – sie haben Angst vor nächtlichen Bombenangriffen, vor terroristischen Anschlägen, vor Vertreibung und Verschleppung.
Aber auch bei uns leben viele, gerade auch junge Menschen in Angst vor der Zukunft – vor einer drohenden Kriegsgefahr oder einer immer näher heranrückenden möglichen Klimakatastrophe. Nicht wenige haben Angst vor fremden Menschen oder vor Menschen, die einfach nur anders sind und als Bedrohung wahrgenommen werden.
Angst erzeugt das Gefühl von Enge, sie drückt uns nieder. Sie hat eine geradezu lähmende Wirkung und blockiert unsere Fähigkeit, selbstbestimmt zu handeln. Angst wirft uns auf uns selbst zurück. Angst isoliert, sie führt uns in die Vereinzelung. Sie erzeugt Einsamkeit und Entfremdung, Hilflosigkeit und das Gefühl des Verloren-Seins.
Wie von dem Strahl eines hell aufleuchtenden Blitzes wird diese Dunkelheit aus Furcht und Angst durchbrochen durch die Botschaft des Engels: „Fürchtet euch nicht!“.
Der Engel verkündet die Geburt eines Kindes, des Retters, der von den Propheten verheißen und von den Menschen schon seit Langem erwartet wurde. Die Geburt eines Kindes als wirkmächtiges Zeichen eines neuen Anfangs, als Hoffnung auf eine Zukunft, die uns von Gott selbst geschenkt ist.
Die Weihnachtsbotschaft ist allem voran eine Botschaft der Hoffnung – der Hoffnung darauf, dass sich allen negativen Erfahrungen zum Trotz das Schicksal zum Guten hin wenden wird.
Die Hoffnung ist ein bedingungsloses Ja zum Leben
Diese Hoffnung reicht weit über den kommenden Tag hinaus. Sie ist mehr als bloßes Überleben. Sie ist ein bedingungsloses Ja zum Leben – trotz allem. Sie lässt neues Leben aufkeimen. Sie spannt einen Sinnhorizont auf, der den Blick weitet, der neue Perspektiven eröffnet, der etwas von Grund auf Befreiendes in sich trägt.
Die Hoffnung erschließt uns das Zukünftige, das Kommende. Sie weiß um die Unverfügbarkeit der Zukunft. Sie rechnet mit dem Neuen, mit dem uns Unverfügbaren, dem Ganz-Anderen.
Sie ist eine Grundgestimmtheit der Seele, die der messianischen Verheißung zu trauen vermag: „Euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren – es ist der Messias, der Herr!“ Wer sich dieser Botschaft des Engels zu öffnen vermag, für den öffnet sich der Himmel: Die Wirklichkeit Gottes vermag dem Leben der Menschen eine neue Perspektive zu geben – eine Perspektive der Hoffnung, in der die destruktiven und menschenverachtenden Kräfte überwunden werden können.
Papst Franziskus hat dies auf seiner jüngsten Auslandsreise nach Ajaccio auf den Punkt gebracht: „Wir wissen sehr wohl, dass es unter den Völkern nicht an schwerwiegenden Ursachen des Schmerzes mangelt: Elend, Kriege, Korruption, Gewalt.
Das Wort Gottes ermutigt uns immer. Angesichts der Verwüstungen, die den Völkern schwer zu schaffen machen, verkündet die Kirche eine sichere Hoffnung, die nicht enttäuscht, denn der Herr kommt, um unter uns zu wohnen.
Und so findet unser Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in seinem Kommen eine unerschöpfliche Kraft.“