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Porträt der Woche

Stephan Ertner ist der neue Staatssekretär von Cem Özdemir 

Man muss keine Beamter sein, um ein „beamteter“ Staatssekretär zu sein. Und man muss kein Baden-Württemberger sein, um aus dem Südwesten gerufen zu werden. Das beweist der neue Staatssekretär von Cem Özdemir.

Stephan Ertner ist Staatssekretär von Bundesbildungsminister Cem Özdemir.

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung/Steffen Kugler)

Berlin im Winter ist keine Augenweide. Der Himmel: beständig grau. Die Menschen: noch etwas mürrischer als sonst. Da freut man sich doch, wenn man etwas zu tun hat. Aber muss es gleich so viel sein? Das Schicksal hat es so gewollt, wobei Stephan Ertner gefragt wurde und nicht nein gesagt. Seit wenigen Wochen ist er Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Sein Chef heißt Cem Özdemir (beide Grüne), der auch noch das Bundeslandwirtschaftsministerium leitet und für die Grünen in Baden-Württemberg in den Landtagswahlkampf zieht. Dem wird wohl auch nicht langweilig.

Stephan Ertner und Baden-Württemberg, das ist eine besondere Beziehung. Geboren wurde der heute 50-Jährige in Neuss, aufgewachsen ist er im Taunus, studiert hat er in Marburg und Berlin. Dort arbeitete zunächst bei der Heinrich-Böll-Stiftung. Dann gewannen die Grünen in Baden-Württemberg die Wahl und Theresia Bauer holte ihn ins Wissenschaftsministerium. Fortan pendelte der Politologe zwischen Berlin, wo die Familie zu Hause ist, und Stuttgart. Zwölf Jahre lang. Erst für Bauer, dann für Ministerpräsident Winfried Kretschmann (beide Grüne). In dessen Staatsministerium war er unter anderem für den Strategiedialog Automobilwirtschaft zuständig.

Dann eröffnete sich 2023 die Chance, endlich wieder in Berlin zu arbeiten – als Dienststellenleiter der Landesvertretung. Eine seiner Aufgaben bestand darin, die Stallwächterparty zu organisieren, die zu den beliebtesten Sommervergnügen im politischen Berlin zählt.

Und dann kam das Angebot von Cem Özdemir, das er auch deshalb annahm, weil irgendeiner ja den Laden am Laufen halten muss. Ertner teilt sich die Aufgabe mit Karl-Eugen Huthmacher, der bereits Abteilungsleiter unter Annette Schavan (CDU) war und aus dem Ruhestand zurückkam. Beide sich „beamtete“ Staatssekretäre im Unterschied zu Claudia Müller (Grüne), die parlamentarische Staatssekretärin ist und den Minister im Bundestag vertritt. Anders als Huthmacher ist Ertner jedoch kein Beamter. Er hat sich dagegen entschieden damals in Stuttgart, als er noch nicht ahnte, dass er auf Dauer in der Landesverwaltung tätig sein werde. Dann hat ihn dieses Betätigungsfeld doch nicht losgelassen.

Stephan Ertner will „der nächsten Bundesregierung ein gut bestelltes Feld übergeben“. Ein Vorhaben ist ihm bereits geglückt: die Einigung über die Eckpunkte für den Digitalpakt II, der anders als sein Vorgänger nicht nur dafür sorgen soll, dass die Schulen hardwaremäßig ausgerüstet werden. Nun geht es auch um Lehrerbildung und Lehrmaterialien – und um fünf Milliarden Euro, die sich Bund und Länder teilen. 

Drei Fragen…

Haben Sie gezögert, als Sie das Angebot bekamen, Staatssekretär zu werden?

Ich hatte nicht lange Zeit zu zögern. Die Antwort musste schnell erfolgen. Mir war bewusst, dass das eine höchst anspruchsvolle Aufgabe ist und man keine Einarbeitungszeit hat, sondern direkt loslegen muss. Aber ich habe mir gesagt: Ich bringe die notwendigen Erfahrungen mit und ich habe die Möglichkeit, wieder an meine alte Wirkungsstätte zurückzukehren. Der Begriff „staatspolitische Verantwortung“ ist vielleicht ein bisschen hochgegriffen – aber ein bisschen so hat es sich angefühlt.

Wie viele Stunden arbeiten Sie zurzeit?

Ich zähle nicht mit. Es geht morgens früh los und ich komme spät abends zurück. Und am Wochenende liest man die Texte, zu denen man unter der Woche nicht gekommen ist. Das gehört einfach dazu. In so einer Sondersituation heißt es: Augen zu und durch.

Sie arbeiten eng mit der Politik zusammen. Haben Sie auch einmal überlegt, selber in die Politik zu gehen?

Nein. Ein politisches Mandat habe ich nie angestrebt. Ich glaube, es liegt mir mehr, dahinter die Prozesse zu organisieren, als in der ersten Reihe zu stehen.

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