Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Catharina Treu: Hofmalerin und Deutschlands erste Kunstprofessorin
Mannheim. Als Frau mit jüdischen Wurzeln hatte man im 18. Jahrhundert eher schlechte Karriere-Chancen. Doch Catharina Treu (1743-1811) eroberte sich die Männerdomäne der Malerei und wurde Deutschlands erste Kunstprofessorin.
Heute würde man es Imagebild nennen. „So bin ich – und das kann ich!“ scheint es aus dem Porträt der Künstlerin herauszurufen, das der Bruder 1771 von ihr malt. Den prall gefüllten Fruchtkorb, auf den der Zeigefinger der Dargestellten weist, hat Catharina Treu eigenhändig dazugepinselt. Obst-Stillleben waren ihr Spezialgebiet.
Es gab kaum Ausbildungsangebote für Frauen
Als Tochter eines jüdischen Malers und Kunsthändlers, der zum Christentum konvertiert war, kam sie 1743 in Bamberg zur Welt. In einer Zeit, in der es kaum Ausbildungsangebote für Frauen gab, nutzte Catharina die Möglichkeiten, die ihr die Familie bot: „Wahrscheinlich wurde sie von ihrem Vater im Malen und Zeichnen unterrichtet“, sagt Andreas Krock von den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen. In deren Fundus befinden sich mehrere herausragende Arbeiten der Künstlerin.
Wohl auch dank der familiären Netzwerke erhielt sie schon in jungen Jahren einen prestigeträchtigen Auftrag und wirkte bei der Ausmalung der Würzburger Residenz mit. Schließlich holte der Fürstbischof von Speyer Catharina nach Bruchsal. Kurz vor seinem Tod empfahl er sie dem pfälzischen Kurfürsten Carl Theodor, der die Fränkin zur Hofmalerin in Mannheim machte.
„Nach Anna Dorothea Therbusch bekam damit zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit eine Frau diesen Titel“, betont Krock. „Dies unterstreicht die für seine Zeit sehr fortschrittliche Gesinnung Carl Theodors.“ Mehr noch: Da der Kurfürst zugleich Herzog von Jülich und Berg war, berief er Catharina auch zur Professorin der Kunstakademie Düsseldorf. „Bis dahin hatte noch keine Frau eine solche Ehrung erhalten“, so der Mannheimer Sammlungsleiter.
Neben einem stattlichen Salär genoss Deutschlands erste Kunstprofessorin weitere Privilegien wie Reisefreiheit und das Recht, Werke auf dem freien Kunstmarkt anzubieten. Denn Catharinas Stillleben waren nicht nur in der Pfalz beliebt, sondern auch nebenan bei Markgräfin Karoline Luise von Baden. Mindestens eine Arbeit soll sogar nach Russland verkauft worden sein.
Darstellungen galten als Signal von Wohlstand und Macht
Insbesondere die Darstellung von exotischen Früchten und Meerestieren galt als Signal von Wohlstand und Macht. „Catharina Treu besaß Zugang zum kurfürstlichen Naturalienkabinett“, sagt der Kunsthistoriker. „Dort fand sie viele inspirierende Motive, etwa seltene Muscheln.“ Stilistisch führt Catharinas detailverliebter Pinsel das Erbe der alten Niederländer fort. „Wie die holländischen Meister des Stilllebenfachs“, erklärt Krock, „malte sie auf Holz, obwohl damals schon Leinwand Standard war.“
Doch auch im Privatleben zeigte sich die Künstlerin von den Konventionen der Zeit unbeeindruckt. Sie heiratete vergleichsweise spät, erst mit Ende dreißig. Noch vor der Geburt des zweiten Kindes verließ sie den Mann wieder. Bereits als Carl Theodor 1777 nach München ging, um das Erbe der Wittelsbacher anzutreten, hatte Catharina Treu ihre Unabhängigkeit bewiesen, indem sie dem großen Unterstützer nicht nach Bayern folgte. Sie blieb bis zu ihrem Tod 1811 in der Quadratestadt.