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Interview mit Cornelia Hecht-Zeiler

In der Ausstellung „Frei Schwimmen“ geht es auch um Toleranz und Respekt

Die von Cornelia Hecht-Zeiler kuratierte Ausstellung „Frei Schwimmen“ beleuchtet öffentliche Bäder als Spiegel der Gesellschaft. Sie rege außerdem zum Nachdenken über Toleranz, Respekt und die Akzeptanz verschiedener Lebensweisen an.

Cornelia Hecht-Zeiler, Direktorin im Haus der Geschichte Baden-Württemberg.

Haus der Geschichte Stuttgart)
Staatsanzeiger : Frau Hecht-Zeiler, so kurz vor Weihnachten denkt man nicht unbedingt an eine Ausstellung zum Thema Schwimmen. Wie kam es zu der Idee?

Cornelia Hecht-Zeiler: Die Ausstellung heißt zwar „Frei Schwimmen“, aber sie beschäftigt sich nicht lediglich mit Freibädern, sondern allgemein mit öffentlichen Bädern als Spiegel der Gesellschaft. Also auch mit vielen Hallenbädern wie prächtigen Fürstenbädern oder Armenbädern, Arbeiter- oder Volksbädern. Allerdings führten uns Freibäder und die Berichterstattung über angeblich steigende Gewalt dort zu der Frage: Halten wir es im Schwimmbad nicht mehr miteinander aus?

Wie hat sich das Thema Schwimmen im Lauf der Jahrzehnte verändert?

Bis vor gut hundert Jahren schien es vor allem Anlass zur Sorge um Sittlichkeit und Moral. Wie dann Hygiene und Gesundheit, später Sport, heute eher Wellness und Fun im Vordergrund stehen, wird in der Architektur und Ausstattung von Bädern der jeweiligen Zeit sichtbar. Doch bis heute geht es beim Thema Schwimmen und Baden oft um Geschlechterfragen – um Nacktheit und Verhüllung und damit unterschwellig um Sexualität.

Braucht es aus Ihrer Sicht heute wieder „geschützte Räume“ fürs Schwimmen?

Zumindest gibt es eine Nachfrage. Das Damenbad im Freiburger Lorettobad sorgt nicht nur für Diskussionen, sondern erfreut sich großer Beliebtheit. Schwimmvereine muslimischer Frauen oder queerer Menschen fordern ihre separaten Trainingszeiten ein.

Was genau ist das Ziel der neuen Ausstellung?

Wir blicken auf die Entwicklung gesellschaftlicher Freiheit und der politischen Rahmenbedingungen dafür. „Frei Schwimmen“ zeigt, wie unterschiedlich die Vorstellungen von Freiheit sind. Zum Beispiel fühlen sich die einen frei, wenn sie oben ohne baden, die anderen, wenn sie im Burkini schwimmen können. Die Ausstellung soll zum Nachdenken über Toleranz und Respekt und das Akzeptieren verschiedener Lebensweisen anregen. Wie frei geschwommen werden kann, erzählt uns, wie frei die Gesellschaft insgesamt ist. Die Ausstellung vermittelt auf spannende Art und Weise, was das öffentliche Baden prägt, aber in diesem Zusammenhang nur ab und zu in der öffentlichen Wahrnehmung auftaucht. Es geht um Gleichberechtigung und Demokratie, aber auch um Sexismus und Rassismus, Ausgrenzung und Vorurteile.

Das Gespräch führte Ralf Schick

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier: Sonderausstellung „Frei Schwimmen – Gemeinsam?!“ im Haus der Geschichte | Staatsanzeiger BW

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