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Kolumne: Christoph Sonntag

Charakter zählt, nicht die Herkunft

Unser Kolumnist stört sich an dem häufigen Vorwurf der "kulturellen Aneignung". Selbst Vater zweier dunkelhäutiger Kinder, hat er von diesen gelernt: Der Charakter zählt, nicht die Herkunft.

Auf dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt wird „Lumumba“ aus Kakao und Rum nicht mehr „Lumumba“ genannt. Denn der Name geht auf den kongolesischen Politiker Patrice Lumumba zurück, man will weder ihn noch die Kongolesen beschämen.

In der augenblicklichen Aufregung darf ich mir, als alter weiser Mann, keine Rastalocken wachsen lassen, weil das „kulturelle Aneignung“ wäre. Bedauerlich, denn ich hatte im Ponybereich meines Gesichtes ehrgeizige Pläne. Wer mein Antlitz kennt, weiß, dass mir dadurch eine spannende Herausforderung genommen wird.

Vorab: Ich darf über solche Dinge reden. Denn ich habe zwei dunkelhäutige Kinder, die ich liebe. Ich habe auch behinderte Freunde, geflüchtete, solche mit Migrationshintergrund und etliche, die sich in ihrer Geschlechtsdefinition zwischen Mann und Frau bewegen. Sie sind mir alle lieb. Sie wissen auch, dass sie nicht laufen können, eine andere Hautfarbe haben, aus einem anderen Land kommen oder keine Frau lieben möchten. Ich erweise ihnen dadurch Respekt, dass ich sage: „Ich sehe das und ich finde es völlig okay. Es ist mir im positiven Sinne egal!“

Und wissen Sie, wer mich das gelehrt hat? Mein Sohn Samuel! Falls ich das noch nicht erwähnt habe: Er hat dunkle Hautfarbe, ist ein wunderschöner Junge mit Einser-Abitur und studierter Psychologe. Und ein guter Musiker. Ich erinnere mich, wie er als Zweitklässler am Tisch saß und erzählte, dass ihn der Wayan heute geschubst und gemobbt habe. Ich fragte: „Wo kommt denn der Wayan her?“ Samuel erwiderte: „Papa, was meinst du damit?“ „Na ja“, sagte ich e, „aus welchem Land kommt er?“Mein Sohn schaute mir fest in die Augen und sagte: „Papa das ist doch völlig egal; er ist ein Idiot!“

Was für eine herrliche Weisheit eines kleinen Kindes. Lasst uns doch Menschen in diese Kategorien aufteilen. Seid ihr Idioten oder gute Menschen, die mit am richtigen Strang ziehen? Und: Wer manche alte Begriffe vielleicht bloß aus alter Gewohnheit weiterbenutzt, muss das nicht böse oder verletzend meinen! Toleranz und Respekt spielen sich zuerst im Herzen ab, nicht in der Sprache. Ich wünsche uns allen Entspannung!

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