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Das Land gibt 60 Millionen Euro für Schwimmbäder
Stuttgart. Seit Corona ist die Situation in vielen Freibädern kompliziert. Zwar konnte der Gästerückgang während der Pandemie dem Verband Kommunaler Unternehmen“ (VKU) zufolge wieder wettgemacht werden. Es fehlen jedoch Bademeister, und der bauliche Zustand wird schlechter. Nur jede sechste Anlage deutschlandweit ist laut VKU renoviert. Die Hälfte der Bäder müsse in den kommenden fünf Jahren „leicht ausgebessert“, jedes dritte aber umfangreich saniert werden, und das bei steigenden Baukosten und sinkender Förderung.
Der Bund gibt Geld für eine klimagerechte und barrierefreie Sanierung von Sportstätten, Schwimmbädern sowie Jugend- und Kultureinrichtungen. Kürzlich hat Bundesbauministerin Clara Geywitz (SPD) einen Förderscheck an die Stadt Bonn übergeben. Die Zahlen zeigen die knappen Mittel: Das Projekt ist mit 25 Millionen Euro kalkuliert, sechs Millionen Euro wurden bisher ausbezahlt.
Baden-Württemberg wird jetzt „nach zielgerichtetem Austausch mit den Kommunalen Spitzenverbänden“ jährlich 30 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2025/2026 bereitstellen. „Das ist viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Schütte. Bei rund tausend Hallen- und Freibädern ergibt sich über 30 bis 40 Jahre ein Sanierungsbedarf. Und für den seien Zuschussmittel in der jetzt vereinbarten Höhe „ein ganz signifikanter Schritt“. Schütte möchte, dass Programme mit einer Förderung aus dem Ausgleichsstock kombiniert werden können. Dabei sei unter anderem zu klären, wie – ähnlich dem Schulbau – der Anteil auswärtiger Kinder zu berücksichtigen.
Noch keine Landesförderung für Lehrschwimmbecken
In der Begründung des notwendigen Änderungsantrags von Grünen und CDU-Fraktion wird auf die Bedeutung einer Änderung mit der „signifikanten Abnahme“ der Schwimmfähigkeit in der Gesellschaft hingewiesen, insbesondere von Schülerinnen und Schülern. Wesentlich zu dieser Entwicklung habe der Verlust an Wasserflächen beigetragen, heißt es weiter, „damit können immer weniger Schulen die Lehrplaninhalte in Bezug auf Schwimmen abdecken“. Die Regierungsfraktionen hoffen auf eine Trendumkehr mit der ergänzten Förderung.
Bisher hat das Land – neben dem Bund – nur in Einzelfällen im Rahmen der Sportstättenförderung Geld zugeschossen, etwa für Bäder in Schwäbisch Hall, Breisach oder Biberach. Noch im Detail geklärt werden Antragsstellung und -auszahlung. Die L-Bank nimmt im Bereich der Schulbauförderung des Landes schon bisher die Auszahlung der Landeszuwendungen für Schulbau-, Ganztagsbau- und Schulsanierungsmaßnahmen wahr, schreiben die beiden Regierungsfraktionen. Eine Landesförderung für die Sanierung von Lehrschwimmbecken und von Schulen genutzten Schwimmbädern gebe es noch nicht.
Die Situation wird als sehr umkämpft beschrieben
Grüne und CDU gehen davon aus, dass die L-Bank, wenn sie die Aufgabe übernimmt, eine höhere Vergütung verlangen wird. Und für diese etwaigen Mehrkosten müsste das Kultusministerium aufkommen.
Die Badbranche wünscht sich mehr Übersichtlichkeit über die Fördermöglichkeiten. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen hat ihr ihrer Sanierungsbefragung 2024 ermittelt, dass überhaupt nur ein Fünftel der teilnehmenden Bäderbetriebe Fördermittel von Bund, Ländern oder Kommune in Anspruch genommen haben. „Insgesamt wurde die Situation als sehr umkämpft beschrieben, da nur einzelne kommunale Projekte gefördert werden und diese dementsprechend innerhalb einer Kommune teilweise in Konkurrenz zueinander stehen“, heißt es weiter. Dazu seien die „klammen Kassen“ in einzelnen Städten und Gemeinden und die bürokratischen Antragsverfahrenen zusätzliche Herausforderungen.
Vernetzung und Austausch von betroffenen Kommunen verstärken
Grundsätzlich schlägt Schütte standardisierte Verfahren vor, „mit wieder verwendbaren Planungen bei typischen Sanierungsmaßnahmen“. Dazu könnten Vernetzung und Austausch von betroffenen Kommunen gestärkt werden, etwa in der Frage wie Spenden für ein Schwimmbad eingeworben werden können.
Hier sei durch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, die Schwimmverbände und den Verband der Deutschen Schwimmmeister bereits viel ins Laufen gekommen, berichtet der CDU-Landtagsabgeordnete, der selber Vorsitzende der DLRG in Bammental ist.
Viele Bäder sind aus den Sechzigern und Siebzigern
Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) hat sich auch mit der Altersstruktur der Schwimmbäder befasst. Eine Stichprobe zeige, „dass ein Schwerpunkt der Bautätigkeiten in den Sechziger und Siebziger Jahren in den alten Bundesländern lag. Knapp mehr als die Hälfte in Betrieb befindlicher Bäder wurden in dieser Zeit gebaut. In den neuen Bundesländern gebe es bis heute viele Einrichtungen, die bis zum Fall der Mauer kontinuierlich und im Rahmen der Förderung des Leistungssports finanziell unterstützt worden seien.