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2024 ist ein gutes Jahr für die Amtsinhaber
Stuttgart. Stichwahlen waren in Großen Kreisstädten zwei Amtsinhabern vorbehalten. Neben Überlingen gab es ein Duell im April in Rottenburg am Neckar im Kreis Tübingen. In beiden Städten forderten mehrere fachfremde Bewerber den Amtsinhaber heraus, in beiden Städten kam es zu einem Herzschlagfinale mit einer Wahlbeteiligung über 40 Prozent – letztlich mussten sich die Herausforderer geschlagen geben.
Damit profitierten alle sieben wiederangetretenen Rathauschefs von ihrem Amtsbonus: Sie wurden im Jahr 2024 bestätigt.
Die meisten Bewerber gab es in Friedrichshafen
Ohne Konkurrenz traten die Oberbürgermeister in Nagold , Neckarsulm und Fellbach an. Entsprechend deutlich war ihre Wiederwahl mit je über 80 Prozent der Stimmen. Das beste Ergebnis erreichte Gabriele Zull (parteilos) in Fellbach mit rund 98 Prozent. Wie zu erwarten gingen die Einzelkandidaturen mit einer niedrigen Wahlbeteiligung von jeweils unter 25 Prozent einher. Die niedrigste verzeichnete Nagold (Kreis Calw) mit rund 16 Prozent.
Mehr Wähler und mehr Kandidaten zogen sieben Große Kreisstädte an, in denen der bisherige Amtsinhaber nicht wieder antrat: In Friedrichshafen (Bodenseekreis) standen sieben Männer auf dem Stimmzettel. Das war das größte Kandidatentableau des Jahres, um den vorzeitig von Bord gegangenen Andreas Brand zu beerben. In Weil am Rhein (Kreis Lörrach) wollten sechs Frauen und Männer auf den langjährigen Rathauschef Wolfgang Dietz folgen. Ebenso in Bretten (Kreis Karlsruhe), wo sich Martin Wolff nach zwei Amtsperioden verabschiedet hatte.
In Sinsheim bewarben sich vier Männer auf die Nachfolge von Jörg Albrecht, der nach zwölf Amtsjahren vorzeitig ausgeschieden war, und in Leimen (beide Rhein-Neckar-Kreis) zwei Männer und eine Frau auf die Nachfolge von Hans Reinwald, der nach acht Jahren nicht wieder antrat. Ebenfalls drei Bewerber gab es in Freudenstadt nach dem angekündigten Rückzug Julian Oswalds.
Bewerber ohne Verwaltungserfahrung hatten es schwer
Deutlich fiel in den Kommunen mit mehreren Kandidaten das Ergebnis aus: jeweils um die 60 Prozent der Stimmen konnten alle Sieger im ersten Wahlgang einfahren – eine Stichwahl war also trotz der großen Bewerberzahl nicht nötig. Das beste Ergebnis erreichte Marco Siesing (CDU) in Sinsheim mit knapp 77 Prozent der Stimmen. Auch in Friedrichshafen, der größten Stadt mit einer OB-Wahl, konnte Simon Blümcke (parteilos) auf Anhieb einen klaren Wahlsieg erzielen.
Bewerber ohne Verwaltungserfahrung hatten es auch ohne Konkurrenz mit Amtsbonus schwer: Sechs der sieben Neu-OB hatten zuvor ein Bürgermeisteramt in einer kleineren Gemeinde oder eine Führungsposition in einer Stadtverwaltung inne. Eine Ausnahme gab es in Freudenstadt : Adrian Sonder (CDU) zog als Leitungsreferent der CDU-Landesgeschäftsstelle in das Rathaus ein, der mit 35 Jahren jüngste OB-Wahlsieger 2024.
Die höchste Wahlbeteiligung hatte Leutkirch
Nach dem Abgang der bisherigen Rathauschefs setzten die Wähler auf Personen von außen: Den Wechsel innerhalb der Verwaltung von einer Führungsposition auf den Spitzenposten gelang nur Matthias Steffan (parteilos), ehemals Erster Bürgermeister in Schwetzingen . In Bretten und in Leimen waren die Bewerber aus dem Rathaus ohne Fortune.
Höher war die Wahlbeteiligung in den sieben Städten mit mehreren Kandidaten. Die höchste verbuchte Bretten (Kreis Karlsruhe) mit rund 50 Prozent, die niedrigste Sinsheim mit 36 Prozent. Die höchste Wahlbeteiligung gab es allerdings bei der ungefährdeten Wiederwahl eines langjährigen Amtsinhabers. Rund 62 Prozent der Stimmberechtigten gaben ihr Votum in Leutkirch ab und hievten Hans-Jörg Henle (parteilos) mit über 82 Prozent in seine dritte Amtszeit. Henle hatte, wie schon vor acht Jahren, einen Herausforderer. Die durchschnittliche Wahlbeteiligung aller 14 OB-Wahlen lag bei rund 40 Prozent.
Zwölf Männer und zwei Frau haben die OB-Wahlen gewonnen
Die Wahlergebnisse bestätigen das ungleiche Geschlechterverhältnis in den Spitzenämtern der Großen Kreisstädte und Stadtkreise: Zwölf Männer und nur zwei Frauen gehören zu den OB-Wahlsiegern 2024.
Neben Gabriele Zull in Fellbach gewann die damalige Bundestagsabgeordnete Diana Stöcker (CDU) in Weil am Rhein. Insgesamt gibt es damit sieben Frauen unter den über 100 Oberbürgermeistern im Land.
Nochmal alles gegeben
Jan Zeitler (SPD) ist nach seinem „knappen, aber doch ausreichenden Ergebnis in Überlingen sehr erleichtert“. Er konnte den Rückstand im ersten Wahlgang nochmals drehen und siegte mit 111 Stimmen vor Martin Hahn (Grüne). Die drei Wochen zwischen den Wahlgängen seien sehr fordernd gewesen, erklärt der 54-Jährige. Er habe nochmals alles gegeben.
Was nimmt er aus dem Wahlkampf mit? „Mir ist deutlich geworden, wie wichtig die zahlreichen Bürgergespräche waren“. Künftig möchte der Verwaltungswissenschaftler den ein oder anderen Termin an Fachbereichsleitungen delegieren, um mehr Zeit in der Stadt zu verbringen.