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Die Digitalisierung soll einen Schub bekommen
Stuttgart. Zufall oder nicht: Fast genau zum zweiten Jahrestag der Veröffentlichung von ChatGPT, der die KI und ihre Möglichkeiten der breiten Öffentlichkeit erst richtig bewusst machte, hat die Landesregierung ein Bündel von Maßnahmen vorgestellt. Einen Schub für die Digitalisierung von Lehre, Forschung und Verwaltung an Hochschulen soll das bringen − und auch bei KI-Anwendungen. Acht Initiativen fördert das Land. Diese sind bereits angelaufen und binden federführend viele der neun Landesuniversitäten sowie auch viele andere Hochschulen ein.
Ein landeseigener Chatbot namens bwGPT ist beispielsweise Teil des Programms, ebenso ein Dienst zur Speicherung von Vorlesungsaufzeichnungen. Ziel ist es, ein modernes, flexibles und individuelles Hochschulstudium zu ermöglichen. Außerdem soll den dort Lehrenden der Einsatz digitaler Lehr- und Lernformate künftig leichter möglich sein.
320 Vertreter von Hochschulen haben am Programm mitgewirkt
Für den Wirtschaftsstandort Baden- Württemberg sei „die Digitalisierung der Hochschulen ein ganz wichtiges Element unserer Innovations- und Zukunftsagenda“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag im Anschluss an eine Kabinettssitzung in Stuttgart.
Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (beide Grüne) erläuterte das Maßnahmenprogramm: „In einem Dialogprozess haben wir mit den Hochschulen die drängendsten Themen im Zusammenhang mit der Digitalisierung in Forschung, Lehre und Verwaltung identifiziert.“
Ihr Ministerium hat dafür binnen zwei Jahren mit mehr als 320 Vertreterinnen und Vertretern aller Hochschularten Maßnahmen erarbeitet. Acht Vorhaben werden hochschulartenübergreifend umgesetzt. Es geht jeweils um kleinere Leuchtturmprojekte in und für Lehre, Forschung und Verwaltung. Beispielsweise um digital gestützte Lehr- und Prüfformate. Den Einsatz von Chatbots in der Lehre oder Notfalltraining für angehende Kinderärzte mit Hilfe von Virtual Reality.
Vorlesungsaufzeichnungen und andere Lehrvideos sollen zentral gespeichert und verfügbar sein. Die Federführung dabei hat die Universität Stuttgart. Weitere Lehrmaterialien sollen direkt online freigegeben und auf zentralen Plattformen bereitgestellt werden: Darum kümmert sich die Uni Tübingen mit Partnern.
Digitale Lehr- und Lernformate sollen Studium attraktiver machen
Bei den Studierenden sei nach Corona der Wunsch nach digitalen hybriden Angeboten stark, so Olschowski. „Sie wollen flexibler studieren.“
Konkurrenz für ChatGPT und weitere Chatbots kommerzieller Anbieter, die auch an den Hochschulen rege genutzt werden? Über „bwGPT“ sollen zunächst 15 Hochschulen Zugriff auf den Chatbot erhalten, der auch datenschutzrechtlich abgesichert ist und auf dem Standard GPT4 basiert. Dozenten wie Studierende dieser Pilothochschulen können so KI als Arbeitswerkzeug in Lehrveranstaltungen erproben. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Hochschule Aalen teilen sich hier die Projektleitung.
Und während die E-Akte in der Landesverwaltung und Justizwesen bereits mehr oder weniger gang und gäbe ist, „ist das an den Hochschulen noch nicht der Fall“, so die Ministerin. Dafür erarbeitet die Uni Konstanz nun einen Aktenplan für die Landesshochschulen. Damit die elektronische Aktenführung und eine durchgängig digitale Bearbeitung von Vorgängen bald auch an den Hochschulen Einzug hält.
Das Informatikstudium ist derzeit stark nachgefragt
Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) zufolge gab es im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg — um 8,3 Prozent — bei der Zahl der Neueinschreibungen im Fach Informatik. „Im Moment studiert fast jeder zehnte Studierende im Studienfach oder ist im Studienfach Informatik eingeschrieben“, sagte sie bei einer Pressekonferenz in Stuttgart. Auch das zeige, welch große Rolle Digitalisierung und KI an den Hochschulen im Land spiele. Informatik zählt zu den Studiengängen, bei der laut einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung bis 2040 der Bedarf an Fachkräften besonders stark zunehmen wird.