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Verkehr der Zukunft: Diese Visionen hat Baden-Württemberg
STUTTGART. Wie könnte der Verkehr der Zukunft aussehen? Das Verkehrsministerium hat einige Ideen für die Zukunft.
Fahrerloses Shuttle
Weitere Verbesserungen für den öffentlichen Verkehr in der Stadt und auf dem Land verspricht sich das Verkehrsministerium von einem fahrerlosen Shuttle. Es soll insbesondere als Zubringer zu den Hauptachsen des ÖPNV dienen und Mobilität für den ersten, beziehungsweise letzten Kilometer bieten. Für rund 20 Personen hat das autonom fahrende „Group Rapid Transit Shuttle“ Platz. Es wird vom ZF Friedrichshafen erstellt, das unter der Federführung des Forschungsinstituts für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS) in das Projekt ‚Reallabor für den automatisierten Busbetrieb‘ (RABus) eingebunden ist. Als Kooperationspartner beteiligt sind das Institut für Verkehrswesen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie die Verkehrsbetriebe Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH und Stadtverkehr Friedrichshafen GmbH.
Erstmals zum Einsatz kommen sollen die autonomen Busse im Jahr 2022 im derzeit heranwachsende Mannheimer Wohngebiet Franklin. Schritttempo fahren und dabei den Überblick behalten kann das Shuttle schon länger. Besondere Herausforderung ist dabei die Wahrnehmung, ja Antizipation, möglicher Veränderungen und Hindernisse im Umfeld des Fahrzeugs. Innerhalb des Wohngebiets in Mannheim ist eine Geschwindigkeit von bis zu 20 km/h vorgesehen.
Etwas schneller – nämlich mit 50 bis 60 km/h – vorangehen soll es ein Jahr später beim Probebetrieb in Friedrichshafen. Zwischen dem ZF Forum und dem Klinikum soll hier eine Art Überlandbetrieb zwischen Teilorten auf den Prüfstand gestellt werden. Denn insbesondere für den ländlichen Raum verspricht sich das Land vom RABus eine Steigerung der Attraktivität im ÖPNV.
Im Rahmen des Projekts sollen diese flexiblen Mobilitätsangebote mit automatisierten Fahrzeugen auf ihre Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit hin überprüft, die Akzeptanz und die verkehrliche Wirkungen erforscht und die Übertragbarkeit auf das ganze Land dargestellt werden.
Oberleitungen für den Schwerlastverkehr auf Autobahnen
Noch visionärer erscheint ein anderes Pilotprojekt für einen klimafreundlicheren Verkehr: Die Elektrifizierung einer Lkw-Spur mit Oberleitungen auf wichtigen Autobahnstrecken. Wer kennt sie nicht die endlosen Kolonnen des Schwerlastverkehrs. Eine umfangreichere Verlagerung der Transporte auf die Schiene scheint aus Sicht von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in absehbarer Zeit nicht realistisch. Dagegen wäre die Elektrifizierung einer Autobahnspur im Vergleich dazu „relativ schnell und kostengünstig“ machbar, so Hermann. Favorisiert sind derzeit Prototypen von Hybrid-Lkws, die kein geschlossenes Oberleitungsnetz erforderlich machen. Während der Fahrt unter Strom könnten sie bei Bedarf gleichzeitig ihre Batterien aufladen.
Im Juli 2021 ist der erste Probebetrieb von eWayBW im Murgtal angelaufen, wo auf der B 462 bei Kuppenheim eine Teststrecke mit Oberleitungen eingerichtet ist. Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms „Erneuerbar Mobil“ des Bundesumweltministeriums durchgeführt. Zwei weitere Pilotprojekte dieser Art laufen auf der A5 zwischen Frankfurt und Darmstadt und auf der A1 bei Lübeck in Schleswig-Holstein.
Auch neues Denken bei Nutzern erforderlich
Neben innovativen Technologien und kreativen Lösungen bedarf es auch eines gewissen Umdenkens und einer Offenheit für neue Mobilitätsangebote. „Wir brauchen auch die Menschen, die bereit sind umzusteigen“, betont daher Hermann. Einen Motivationsschub in dieser Richtung versucht das Land bereits seit 2017 mit seiner Marke „bwegt“ zu geben, deren Kampagne noch bis Ende 2021 läuft. Die Mobilitätsmarke bündelt alle Maßnahmen, die den Nahverkehr noch attraktiver machen sollen. Dazu gehört der bwtarif, der Fahrten mit dem ÖPNV über die Grenzen regionaler Verkehrsverbünde hinweg erleichtert. Lohnend für die Nutzer sind zudem zahlreiche Kooperationen mit anderen Leistungsanbietern wie Ausflugszielen und Freizeiteinrichtungen.
Quelle/Autor: Hanspeter Walter