Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Personal- und Ausbildungsleitung

Personal- oder Ausbildungsleitung: Mit jungen Menschen arbeiten und sie jahrelang begleiten

Bei Karrieremessen oder Seminaren der Staatsanzeiger-Akademie sieht man immer mehr Frauen, die in der Personal- oder Ausbildungsleitung arbeiten und über ihre Behörde informieren. Zwei Personalerinnen erzählen, warum sie sich für diesen Job entschieden haben.

Immer mehr Frauen arbeiten in der öffentlichen Verwaltung in der Ausbildungs- und Personalleitung. Auf Karrieremessen werben sie um Nachwuchskräfte. Foto: Achim Zweygarth

Achim Zweygarth)

Pforzheim/Heidenheim. Michelle Knaub hat eigentlich eine Ausbildung als tiermedizinische Fachangestellte gemacht und einige Zeit in diesem Beruf gearbeitet. Dabei hat sie Erfahrungen mit schwierigen Führungskräften gemacht, erzählt die 34-Jährige, die seit Oktober 2020 im Landratsamt Enzkreis im Personal- und Organisationsamt arbeitet.

„Ich habe mich damals gefragt, wie man besser führen kann und wie man Wissen besser vermitteln kann“, erzählt Knaub. Deshalb hat sie an der Hochschule Pforzheim Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Personalmanagement studiert. „Schon im Studium lag der Frauenanteil bei über 80 Prozent“, sagt Knaub, die ab dem kommenden Jahr als Ausbildungsleiterin und Verantwortliche für Personalmarketing im Enzkreis arbeiten wird.

Bei der Ausbildungsleiterin Martina Nann vom Landratsamt Heidenheim verlief der berufliche Werdegang etwas anders. „Nach meinem Abitur habe ich das Studium Public Management (damals Studium zur Diplomverwaltungswirtin (FH)) absolviert. Im Anschluss daran war ich sowohl im Kulturbereich als auch lange Zeit als Leiterin der Geschäftsstelle Kreistag im Landratsamt Heidenheim tätig“, erzählt Nann.

„Der Job als Ausbildungsleiterin ist unheimlich abwechslungsreich“

Nach ihrer Elternzeit 2016 kam sie in den Stabsbereich Personal und ist seit 2018 als Ausbildungsleitung eingesetzt. „Der Job ist unheimlich abwechslungsreich, mir macht es sehr viel Spaß, mit jungen Menschen zu arbeiten und deren Entwicklung über die Jahre zu begleiten“, betont Nann.

Als Ausbildungsleitung verlaufe jeder Tag anders. „Man hat zwar einen gewissen Grundplan von den anstehenden Aufgaben, aber dann kommen beispielsweise Azubis mit Anliegen, Studierende mit Fragen, Ausbildungsbeauftragte mit akutem Gesprächsbedarf, so dass Flexibilität in der Tagesgestaltung gefragt ist. Dazu stehen viele Termine wie Personalauswahlgespräche, Messen oder etwa Berufsplanspiele an Schulen auf dem Programm“, sagt Nann.

Für Knaub ist das Spannende an dem Beruf die Zusammenarbeit mit Menschen, mit verschiedenen Charakteren und deren Wahrnehmungen, „aber auch, dass die Arbeit so sehr in den organisatorischen Kontext des Arbeitgebers eingebettet ist und immer eine Querschnittsposition zwischen Führung und Mitarbeitenden darstellt.“ Die Arbeit biete zudem die Möglichkeit, einen Mehrwert sowohl für die Leitung als auch für die Mitarbeitenden zu schaffen“, betont Knaub

Entscheiden Frauen anders als Männer bei der Personalauswahl?

„Ich hoffe nicht, dass das der Fall ist“, sagt Knaub. Aus ihrer Sicht herrsche noch immer das Denken, dass Frauen emotionaler, mehr aus dem Bauch heraus entscheiden würden. „Weshalb ich die Erfahrung gemacht habe, dass Frauen sich einen kleinen Ticken mehr anstrengen, professionell und möglichst wenig emotional wahrgenommen zu werden, was am Ende jedoch nicht ändert, wie wir Entscheidungen in der Personalauswahl treffen“, erläutert die 34-Jährige.

Authentisches Auftreten, Motivation und Teamfähigkeit sind wichtig

„Ich denke, Frauen entscheiden im Gespräch eher nach sozialen Fähigkeiten. Für mich selber ist ein authentisches Auftreten sowie Motivation für den Beruf und Teamfähigkeit sehr wichtig“, betont Martina Nann. Auch ehrenamtliches Engagement könne ihrer Ansicht nach von Vorteil sein. „Vielleicht entscheiden Männer mehr nach ‚Zahlen, Daten, Fakten‘ – möglicherweise ist das aber auch nur ein Klischee“, sagt Nann.

Grundsätzlich sollten alle eine ähnliche Ausbildung erhalten und hierbei ein ähnliches Wissen vermittelt bekommen haben, betont Knaub. Etwa darüber, was Beurteilungsfehler sind, wie man Motivation erkennt und wie man Kriterien abwiegt, die dazugehörige Selbstreflexion, sodass Frauen und Männer professionell dieselben Entscheidungen treffen sollten, betont Knaub. „Im subjektiven Empfinden habe ich eher das Gefühl, dass es einen Unterschied in der Personalauswahl früher und den ’neuen Personalern‘ gibt, was sicher aber auch an dem sich verändernden Arbeitsmarkt liegt“, sagt Knaub.

Und welche Voraussetzungen muss man mitbringen? „Hingabe und eine Leidenschaft für die Dinge die man als Personaler so tut“, empfiehlt Knaub. Aber auch eine große Portion Geduld und Resilienz. „Und nicht zuletzt ein klein wenig Humor, um die manchmal skurrilen Geschichten zu verarbeiten“, sagt Knaub.

„Man benötigt auf jeden Fall Freude an der Arbeit und im Umgang mit jungen Menschen sowie ein gewisses Einfühlungsvermögen, aber auch Verständnis für die unterschiedlichen Generationen“, betont Nann. Für sie ist es wichtig, dass Azubis und Studierenden immer das Gefühl haben, mit jedem Anliegen zu ihr kommen zu können. Wichtig sei aber auch, klare Regeln zu kommunizieren und Konflikte nicht zu scheuen.

Michelle Knaub wird ab dem kommenden Jahr als Ausbildungsleiterin und Verantwortliche für Personalmarketing im Enzkreis arbeiten.

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 189 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesen Sie auch