Was ist eigentlich eine … Minderheitsregierung?
Stuttgart. In dieser Rubrik fragen wir jetzt immer Kinder, oder Kinder fragen, wie man Dinge erklärt. Heute beginnen wir mit: Minderheitsregierung. Mein achtjähriger Sohn wollte nach dem Bruch der Koalition wissen: „Papa, wie regiert der Scholz jetzt weiter?“ Wo doch die FDP aus der Koalition ausgestiegen ist.
Die passende Antwort hatte die Mama parat. „Schau mal, wenn die Mama sagt, du solltest dein Zimmer aufräumen, du und Papa seid dagegen, wer setzt sich dann durch?“ Nach kurzem Überlegen kommt der Nachwuchs – schon taktisch clever – zu der Antwort: „Natürlich die Mama.“ Weil es schließlich übergeordnete Argumente gibt: Sonst sieht das Kinderzimmer aus wie Sau, man kann nicht mehr laufen, ohne Legosteine am Fuß kleben zu haben oder einen Fußballschal über die Augen gewickelt zu finden. So einfach hat es der Scholz aber nicht, meint das Kind: „Der Lindner hört nicht auf ihn.“
Der Kanzler hat nicht die Autorität der Mama
Klar, ist ja auch nicht die Mama. Scholz muss sich seine Mehrheit im Parlament suchen. Das kennen wir im familiären Kontext: Ist man zahlenmäßig unterlegen, sucht man sich Verbündete (Oma, Opa), schmiedet Pläne mit den beiden Katzen, die mit Leckerli bestochen allem zustimmen. Und dann hat uns der Sohnemann am nächsten Tag überrascht: „Ich will Neuwahlen.“
Ganz ohne konstruktives Misstrauensvotum. Aber warum? Das Taschengeld ist zu niedrig, um ausreichend Pokémon-Karten zu besorgen. Der Finanzminister ist zu knausrig? Dann muss das Volk sprechen. Aber beim Geld ist auch bei Papa der Spaß vorbei. „Der Bundespräsident lehnt das Ersuchen ab.“ Der Sohn spricht was von „Diktatur“ und geht in den Sitzstreik.
Nun ja, man hat das Kind ja dazu erzogen, selbstbewusst seine Rechte einzufordern. Zum Glück rettet die Aussicht auf „Checker Tobi“ im Kinderkanal und Abendessen die Situation. Manchmal braucht das Volk eben Brot und Spiele.