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Porträt

Sabine Schmucker: Spitzenfrau in der Männerwelt Bauwirtschaft

Sabine Schmucker ist eine von wenigen Bauunternehmerinnen in Baden-Württemberg und die erste Vizepräsidentin im Branchenverband Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Doch als Vorkämpferin für mehr Frauen am Bau und in Führungspositionen sieht sie sich nicht primär, will sich ganz geschlechtsunabhängig um die bestmögliche Nachwuchsförderung kümmern.

Sabine Schmucker ist Chefin der Reif-Gruppe mit 1000 Mitarbeitern.

Wolfgang Leja)

Stuttgart/Bruchsal. Wenn man Sabine Schmucker danach fragt, ob der Einstieg ins elterliche Bauunternehmen für sie schon immer vorgezeichnet war, erzählt sie von Erlebnissen als Kind, die deutlich machen, wie stark der Betrieb schon damals das Leben der Familie bestimmte. „Wenn am Wochenende Ausflüge geplant waren, nutzte mein Vater das, um Baustellen oder Flächen für künftige Bauprojekte zu besuchen“, sagt die heute 55-Jährige. Die Beziehung zum Unternehmen war also von klein auf da, ein Einstieg für sie später naheliegend und folgerichtig.

Seit elf Jahren im Management der eigenen Unternehmensgruppe

Heute gilt Sabine Schmucker als eine der Vorzeigefrauen in der Baubranche, auch wenn sie selbst es so nie formulieren würde. Sie ist nicht nur geschäftsführende Gesellschafterin der mittelständischen Reif-Gruppe mit rund 1000 Mitarbeitern, sondern seit 2018 Vizepräsidentin der Bauwirtschaft Baden-Württemberg und auch als Teilnehmerin bei Podiumsdiskussionen über Baden-Württemberg hinaus gefragt. So saß sie im Frühjahr bei der Fachmesse Construction Summit in Hamburg in einer Talkrunde zum Thema „Female Leadership in der Baubranche“.

Dass die immer noch sehr von Männern dominierte Baubranche Nachholbedarf hat, um mehr Frauen zu bekommen, ist für Schmucker klar. Im Bezug auf den nur langsam steigenden Frauenanteil bei Bauingenieuren in den vergangenen zwei Jahrzehnten meinte sie beim Construction Summit sehr deutlich: „Wenn wir so weitermachen, kriegen wir das nicht hin.“ Die Branche müsse ihr Image bei jungen Frauen verbessern. Denn Bauingenieur steht bei Frauen unter den 20 beliebtesten Berufen auf dem vorletzten Platz. Bei jungen Männern ist es immerhin Platz neun. Da müsse man auch bei Frauen hinkommen, meint die Bauunternehmerin.

Sie selbst hat sich allerdings auch nicht für die technische Seite der Baubranche entschieden und Betriebswirtschaftslehre studiert. 1994 ist sie dann in das Familienunternehmen eingetreten, das ihr Großvater 1930 in Forbach im Nordschwarzwald gegründet hat. 2013 rückte Sabine Schmucker in die Geschäftsführung auf und war in den vergangenen Jahren maßgeblich an der Expansion der Reif-Gruppe durch Zukäufe und die Gründung neuer Niederlassungen beteiligt. Probleme, sich in der Männerwelt Bau zu behaupten und dort ernst genommen zu werden, habe es nie gegeben, sagt sie.

Bauwirtschaft braucht mehr Quereinsteiger in den Chefetagen

Die Chefetage der Gruppe ist auch heute noch ausschließlich mit Familienmitgliedern besetzt. Neben Schmucker sind ihr Cousin Wolfgang Reif und seit Beginn dieses Jahres ihr Neffe Christian Reif in der Geschäftsführung tätig und damit die dritte und vierte Generation. Ob eine ihrer beiden Töchter einmal in das Unternehmen einsteigen will, sei derzeit noch offen.

Eine baufachliche Ausbildung sieht Sabine Schmucker für Führungsaufgaben in der Bauwirtschaft nicht als zwingende Qualifikation. Weil die Branche derzeit so stark im Wandel sei, wie in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht, brauche man mehr Fach- und Führungskräfte, die Querschnittsthemen bearbeiten könnten. Man brauche auch Juristen, Finanz- und Digitalisierungsexperten als Quereinsteiger. Und das könne auch eine Chance für die Branche sein, für Frauen attraktiver zu werden und so deren Anteil zu erhöhen.

„Talente fördern, egal ob Mann oder Frau“

Letzteres sieht die Unternehmerin allerdings nicht als Selbstzweck: „Uns geht es darum, Talente zu fördern, egal ob Mann oder Frau.“ Und um dies in der Unternehmensgruppe umsetzen zu können, hat Reif vor vier Jahren eine firmeneigene Akademie gegründet. Die soll nicht nur die derzeit 86 Auszubildenden unterstützen, sondern auch Fortbildungen für alle Mitarbeiter organisieren – bis hin zur Entwicklung von Führungskräften.

Firmenholding mit fünf Töchtern

Aus dem 1930 gegründeten Bauunternehmen Reif hat sich in den vergangenen Jahren eine Firmenholding mit fünf Tochterunternehmen entwickelt. Dazu gehört die ursprüngliche Reif Bauunternehmung mit Hauptsitz in Rastatt und Niederlassungen in Mannheim, Ettlingen und Baiersbronn, die Reif Baugesellschaft in Schkeuditz, die S.C. REIF Infra im rumänischen Cluj-Napoca, Lang Bau in Ettlingen und Julius Bach in Stuttgart. Die Gruppe ist vor allem im Tief- und Straßenbau, aber auch im Industrie- und Gewerbebau tätig.

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