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Respekt vor der Sprache, Respekt vor dem Bürger
„Respekt scheint ein menschliches Grundbedürfnis zu sein wie auch ein grundlegendes Prinzip sprachlichen Handelns.“ Mit diesem schönen Satz – Respekt für die gelungene Formulierung! – bewarb das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache eine Tagung in Mannheim. Und die Veranstalter (die menschliche Dimension hatten wir vergessen, indem wir das Institut, also ein abstraktes Neutrum, als Subjekt nannten; dafür bitten wir die Mitarbeiter*innen hiermit um Entschuldigung) fügten hinzu: „Als moralisches Hochwertwort hat der Begriff „Respekt“ … einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt.“
Wie wahr! „Respekt für Dich – Kompetenz für Deutschland“ und „Respekt – Das ist meine Idee für unsere Gesellschaft“. Das versprach ein Kandidat im Bundestagswahlkampf 2021. Nun kämpft dieser, Olaf Scholz (SPD), um sein Amt als Kanzler. Hat er nicht mit diesen Slogans erfolgreich für sich und seine damals fast verzweifelten Genossen geworben?
Ist es daher nicht Ausdruck mangelnden Respekts, wenn einige nun statt seiner mit Boris Pistorius in den nächsten Wahlkampf ziehen wollen? Einem Mann der klaren und einfachen Worte, wie seine Fürsprecher sagen. Andererseits: Hat Scholz nicht, weil er, einmal im Amt, dann allzu oft klare Worte, ja überhaupt Kommunikation verweigert – und es damit gegenüber der Öffentlichkeit, ja dem Bürger und Souverän selbst an dem fehlen lassen, was er einst versprach: Respekt? Der drückt sich nicht nur in Worten aus.