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Bad Krozingen

Bad Krozingen: „Große Kreisstadt ist für die Stadt nicht nur ein Titel“

Ab 1. Januar 2025 ist Bad Krozingen die erste Große Kreisstadt im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und die 96. in Baden-Württemberg. Laut dem Ministerpräsidenten ein starkes Zeichen für den Erfolg der hiesigen Kommunalverfassung.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Bürgermeister Volker Kieber enthüllen das neue Ortsschild.

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Bad Krozingen. Es ist eine rasante Entwicklung, die Noch-Bürgermeister Volker Kieber vor den rund 400 Gästen in der Feierstunde Revue passieren lässt. Der Bäder- und Gesundheitsstadt wurde erst 2005 vom damaligen Ministerpräsidenten Günther Oettinger das Stadtrecht verliehen. Die Anfänge als Kurort liegen in einer „fehlgeschlagenen“ Erdölbohrung 1911 – stattdessen stieß man auf Thermalwasser, was 1933 zum Titel „Bad“ führte. 2025 nun wird Bad Krozingen die Aufgaben einer Großen Kreisstadt übernehmen.

„Kaum eine andere Stadt in Baden-Württemberg ist in einem so kurzen Zeitraum – wir sprechen hier von nicht einmal zwei Jahrzehnten – von einer landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zur Großen Kreisstadt gewachsen“, sagt Kieber (parteilos).

Elf Mitarbeiter sollen Mehr an Aufgaben bewältigen

Große Kreisstadt heißt: mehr Arbeit, mehr Kompetenzen, aber auch mehr Selbstbestimmung. Ab dem 1. Januar erfüllt die Stadt die Aufgaben der unteren Verwaltungsbehörde, die bisher beim Landratsamt angesiedelt warten: der Ausländer-, der Baurechts-, der Gaststätten- und der Gewerbebehörde, des Rechnungsprüfungsamts, der unteren Straßenverkehrsbehörde sowie der Waffen- und der Wohngeldbehörde.

Bewältigt wird das Mehr an Aufgaben durch einen Stellenaufwuchs von elf Mitarbeitern. Die Erweiterung des Rathauses wurde ebenfalls abgeschlossen, nachdem der Gemeinderat 2016 den einstimmigen Grundsatzbeschluss gefasst hatte, die Weiterentwicklung zur Großen Kreisstadt auf den Weg zu bringen – und damit auch absehbar war, dass es einen größeren Platzbedarf für die Verwaltung geben wird.

Die Abgabe der Kompetenzen vonseiten des Landratsamts sei, so erklärt Landrat Christian Ante (parteilos), durchaus „eine logistisch-administrative Herausforderung“. Es musste ein Übergabemanagement etabliert werden, „um digitale Daten zwischen Landratsamt und Kommune übergeben zu können“. Der Gewinn liege darin, „Verwaltung so nahe wie möglich am Bürger anzusiedeln, ein Stück Staat wieder näher zu den Menschen zu bringen“.

Das sieht auch Kieber so: „Durch die Übernahme staatlicher Aufgaben des Landratsamtes ist es uns künftig möglich, wichtige Entscheidungen etwa im Baurecht eigenverantwortlich vor Ort zu treffen.“ Damit gewinne man „nicht nur kommunale Selbstbestimmung in wichtigen Verwaltungsfragen“, sondern könne auch „die Infrastruktur und das Dienstleistungsangebot direkt vor Ort verbessern durch kürzere Wege sowie Ansprechpartner vor Ort mit hoher Dienstleistungsorientierung“, so Kieber.

Ernennung zur Großen Kreisstadt ist Ergebnis einer langfristigen Planung

In den Schoß gefallen ist der Stadt der Aufstieg zum Mittelzentrum in der Grenzlage zu Frankreich und der Schweiz nicht. Vielmehr ist die Ernennung zur Großen Kreisstadt das Ergebnis einer langfristigen Planung von politischen Gremien und Verwaltung vor Ort und einer perspektivischen Entwicklung des Wirtschafts- und Gesundheitsstandorts mit dem Universitäts-Herzzentrum als größtem Arbeitgeber. Wobei man nun auch auf die bessere regionale und überregionale Wahrnehmung als Große Kreisstadt setzt. Als wichtige Punkte für die zukunftsfähige Entwicklung der Stadt nennt Kieber etwa die Entwicklung von günstigem Wohnraum, die in der vergangenen Dekade zu einem Bevölkerungswachstum um knapp 5000 Menschen führte. Gerade junge Familien profitieren von der konsequenten Entwicklung von Kita-Angeboten und des Schul- und Bildungsstandorts mit Investitionen von bisher rund 61 Millionen Euro; rund 46 Millionen Euro sollen investiert werden.

„Für die Bürger ergeben sich kürzere Wege, für die Stadt mehr Verantwortung, für das Land mehr Geld, das gegeben wird“, fasste Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zusammen und betonte, dass die kommunale Selbstverwaltung, „in der der Gemeinderat, das Ehrenamt das letzte Wort hat“, das Land kommunalpolitisch so erfolgreich mache.

Verantwortlichkeiten betreffen zunächst weniger den Gemeinderat

Die Verantwortlichkeiten betreffen zunächst weniger den Gemeinderat als die Stadtverwaltung. Doch dass es weiterhin um eine streitbare Zusammenarbeit geht, betont nicht nur Kretschmann. „Große Kreisstadt ist für die Stadt nicht nur ein Titel“, so der künftige Oberbürgermeister Kieber. „Sie ist eine Wertschätzung der geleisteten Arbeit der Stadtverwaltung und des Gemeinderates, aber auch unserer Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen Jahren.“

Die erste Große Kreisstadt im Landkreis

Die Stadt Bad Krozingen, mit derzeit rund 22370 Einwohnern größte Stadt im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, wurde durch Beschluss des Landeskabinetts vom 30. April 2024 mit Wirkung zum 1. Januar 2025 zur Großen Kreisstadt erklärt. Damit übernimmt sie Aufgaben der unteren Verwaltungsbehörde gemäß Paragrafen 15, 18 und 19 Gemeindeordnung Baden-Württemberg. Bad Krozingen wird die erste Große Kreisstadt im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und die 96. Große Kreisstadt in Baden-Württemberg. Darüber hinaus ist sie erst die vierte Bäderstadt im Land, die diesen Status erhält.

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