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Im Museum Blaubeuren trifft Eiszeitkunst auf Moderne
Blaubeuren. Künstler gab es schon vor mehr als 40 000 Jahren. Sie schnitzten ausdrucksstarke Tier- und Menschenfiguren aus Mammutelfenbein und bemalten Höhlenwände mit lebhaften Jagdszenen, aber auch mit abstrakten Linien und Formen.
Den eiszeitlichen Kunstfunden aus dem Unesco-Welterbegebiet der Schwäbischen Alb“ stellt das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren (urmu) nun die Werke von zehn international namhaften Gegenwartskünstlern gegenüber, die sich von den archaischen Motiven der frühen Jäger- und Sammlergesellschaften haben inspirieren lassen, wie das Museum in Blaubeuren mitteilt.
Studierende und Lehrende haben die Ausstellung entwickelt
Die Ausstellung trägt den Titel „Eiszeitwesen. Moderne Perspektiven zur Eiszeitkunst“ und ist bis zum 12. Januar zu sehen. Sie wurde von Studierenden und Lehrenden der Abteilung für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie an der Universität Tübingen gemeinsam mit dem Blaubeurer Museum entwickelt.
„Unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse machen wir hier unmittelbar öffentlich“, sagt Nicholas Conard, Tübinger Abteilungsleiter und zugleich wissenschaftlicher Direktor des urmu. „Glücklicherweise können wir hier aber auch darstellen, wie Urgeschichte fasziniert und wie heute kreative Köpfe auf Basis der eiszeitlichen Funde mit neuen Materialien neue, vollkommen unterschiedliche Kunstwerke schaffen.“
Gezeigt werden unter anderem eine Reihe keramischer Wildtierplastiken, die urzeitlich und wie just archäologisch ausgegraben anmuten. Die Künstlerin Ule Ewelt etwa hat sie ebenso deutlich stilisiert wie die berühmten Elfenbeinstatuetten aus den Höhlen der Schwäbischen Alb und hinterfragt die Beziehung von Eiszeitmensch und Tier.
Der israelische Künstler Abi Shek ist mit Metallskulpturen und Holzschnitten vertreten, die in der Ausstellung an die Seite eiszeitlichen Schmucks und urgeschichtlicher Tierfiguren treten. Mit der Technik der Radierung − dem Gravieren eines Motivs in eine Druckplatte – greift Jürgen Mack Steinzeitkunst an Höhlenwänden auf.
Seinen Ausgang hatte das Ausstellungsprojekt an der Universität Tübingen. Eiszeitfiguren und das Zusammenspiel von Eiszeitkunst und Gegenwartskunst waren das Thema in einem Studierendenseminar. Es gelang, die Maler, Bildhauer, Performance- und Videokünstler für das Projekt zu gewinnen.
Im vergangenen Jahr waren die Kunstschaffenden dann drei Tage lang eingeladen, Eiszeitkunst intensiv zu erleben. Sie besuchten sowohl die UNESCO-Welterbehöhlen im Ach- und Lonetal wie auch das urmu und nahmen Eingebungen für ihre Arbeit mit.
Künstler haben einen eigenen Blick auf die Eiszeitkunst
„Unser Zugang zur Eiszeitkunst von prähistorischer und archäologischer Seite ist von wissenschaftlicher Belegbarkeit dominiert“, sagt Professor Harald Floss von der Universität Tübingen. Die Künstler hätten einen eigenen Blick auf die Kunst von vor 40 000 Jahren und die damit verbundenen Themen und Techniken, so Floss weiter.