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Caroline Blarr wird Kommunikationschefin von Özdemir
Von ihrem Kinderzimmer in Neustadt an der Weinstadt schaute sie aufs legendäre Hambacher Schloss, mit neun Jahren hat Caroline Blarr eine Rede des neuen Außenministers Joschka Fischer gehört, „nicht ganz verstanden“ und sich trotzdem davon „elektrisieren“ lassen. Sie ist eine politisch früh Berufene, wollte sich „rein arbeiten in die Erwachsenenwelt“, engagierte sich als Vierzehnjährige für Demokratie und Mitsprache von jungen Leuten eingesetzt, denn „das ist mein eigentliches Lebensthema“.
Jetzt wechselt die stellvertretende Regierungssprecherin der grün-schwarzen Koalition aus dem Staatsministerium als Kommunikationschefin ins Team von Cem Özdemir, dem grünen Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2026.
Schon die ersten Tagen stellen Özdemir und sein Team vor erhebliche Herausforderungen, weil mit dem Aus der Berliner Ampel auch die Zeit des Bundeslandwirtschaftsministers ausläuft, allerdings erst mit dem Antritt einer neuen Regierung. Und weil der Grüne bis dahin auch noch Bundeswissenschaftsminister ist. Schnell zu reagieren und zu agieren habe sie gelernt, berichtet die gelernte Journalistin, die nach dem Politik- und Germanistik-Studium ein Volontariat beim „Mannheimer Morgen“ absolviert hat. Zu kämpfen ebenso – keineswegs immer erfolgreich. Sie war in der Jugendvertretung und im Gemeinderat, einen Skaterpark in ihrer Heimatstadt durchzusetzen gelang nicht.
Erfolgreich hingegen war die Idee der Ausweitung von Schülertickets auf Taxifahrten in Zeiten, da keine Busse mehr fahren. „Ich bin kommunalpolitisch sozialisiert“, erzählt sie, ohne Scheu, auf andere Fraktionen zuzugehen, um gemeinsam wichtige Anliegen durchzusetzen.
Schon während der Schulzeit war ihr klar, dass sie „was mit Sprache machen will“. Der klassische Journalismus sollte es dann doch nicht sein. Für Öffentlichkeitsarbeit war Blarr schon in der grünen Landtagsfraktion zuständig, dann wechselte sie in die Regierungszentrale. Die Frage nach der wichtigsten Erkenntnis, die sie aus der Zeit an Ministerpräsident Winfried Kretschmanns Seite mitnimmt, kann die 35-Jährige schnell beantworten: die Bedeutung von Skepsis in der politischen Arbeit und gegenüber dem eigenen Kompass. Studierende, die mit ihr im Herbst 2020 die Kampagne „#Wellenbrecher“ zur Eindämmung des Corona-Virus entwickelten, hoben ihre „zupackende Neugier“ hervor.
Entspannung findet Blarr dank des kulturellen Angebots in der Landeshauptstadt Stuttgart, die ihr zur Heimat geworden sei, zu selten findet sie Zeit, sich „wirklich in ein Buch fallen zu lassen“. Sport hilft ihr, „um runterzukommen“, sagt sie. Blarr weiß, wie wichtig Laufen oder Tischtennis in den kommenden Monaten sein werden.
Drei Fragen…
Wie ändert sich durch die vorgezogene Bundestagswahl die Strategie?Es sind noch eineinhalb Jahre bis zur Landtagswahl. Ein Schritt nach dem anderen. Es geht jetzt darum, verantwortungsvoll einen zügigen und geordneten Übergang zu Neuwahlen und einer neuen Bundesregierung zu gestalten.
Kann überhaupt verhindert werden, dass die vielgeschworene gute Arbeitsatmosphäre unter den Koalitionspartnern im Land kippt?Die Landesregierung wird ihre Arbeit wie bisher verlässlich fortführen. Die Grünen arbeiten mit der CDU auf Landesebene sehr konstruktiv zusammen. Das zeigen ja die Koalitionen hier, in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.
Was ist der Reiz an politischer Kommunikation?Die Verantwortung, die damit einhergeht. Die Demokratie steht unter Stress. Umso wichtiger ist es, dass wir demokratische Prozesse transparenter machen, politische Entscheidungen empathischer vermitteln und die Botschaften von den Bürgern aus den ken.